Zehn gute Gründe gegen TTIP & Co.
Die EU-Kommission rudert beim geplanten Freihandel mit Kanada zurück. Das CETA-Abkommen, das als Blaupause für TTIP gilt, wird nun doch nicht wie geplant am Freitag unterzeichnet. Warum? Keine Auskunft. Doch nicht nur die fehlende Transparenz nervt. Das ganze Programm läuft fehl.
Hier zehn gute Gründe, die zum aktuellen Stand gegen CETA und TTIP sprechen:
- Der Nutzen ist verschwindend gering. Wenn alles gut geht, bringt TTIP einer Durchschnitts-Familie 500 Euro im Jahr zusätzlich ein – aber erst in ferner Zukunft. Das sind Peanuts, und sogar diese Zahl ist noch umstritten.
- Der Aufwand ist zu groß: Für diesen hypothetischen Mini-Nutzen werden tausende Rechtstexte überarbeitet, Normen angepasst, nationale Gesetze infrage gestellt – und am Ende verliert die EU ihre Autonomie im Handel.
- Freihandel kennt auch Verlierer. Es gibt nicht nur Gewinner, wie die EU-Kommission immer wieder behauptet. Sogar in Deutschland, der Exportnation, würde TTIP nur einigen wenigen Regionen etwas bringen.
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luciérnaga rebelde
23. September 2014 @ 18:46
Aber beim TTIP geht es doch, wenn ich recht verstehe, hauptsächlich darum, den US-Multis wie Monsanto etc. den Weg zur EU freizumachen? Wozu noch die ganzen Patente kpmmen, die von US-Multis auf seit immer von autochtonen Völkern gebrauchten Heil-und Nahrungsmittel angemeldet sind. Wir könnten uns auch nicht mehr wehren gegen gechlorte Hühner, mit Antibiotika und Hormonen abgefüllte Rinder und müssten deren Schweinereien fressen ob wirs wollen oder nicht. Denn Streitigkeiten darüber würden nur von US-Handelsgerichten geschlichtet werden, etc,pp. Woher da die Peanuts von 500.-€ für UNS herkommen sollen, sehe ich nicht recht. Ich würde eher meinen, die Amis wollen ihre Wirtschaft auf unsere Kosteb sanieren.
Ich meine nicht, dass die EU eine Insel sein muss, aber warum um dreiteufelsnamen müssen wir unbedingt den american way of life annehmen und können nicht unseren Wein (wenn Ihr wolt Bier), unseren Käse und unser Obst essen? Schmeckt doch viel besser!
Peter Nemschak
24. September 2014 @ 10:20
Sie müssen ja nicht amerikanisches Bier trinken. Amerikanischen Wein und amerikanisches Obst finden Sie schon jetzt bei uns in den Supermärkten. Wenn Goggle ein Teil des American way of life ist, brauchen Sie nicht auf das TTIP zu warten.
Peter Nemschak
23. September 2014 @ 15:01
Wenn es nicht zu großflächigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Staaten kommt, wird der Freihandel mit oder ohne TTIP&Co weiter fortschreiten. Die Globalisierung der Welt ist nicht zuletzt dank sinkender materieller und immaterieller Transportkosten systemimmanent geworden. Den Freihandel moralisch zu begründen, finde ich originell, aber in Wahrheit geht es um wirtschaftliche Argumente. (West)Europa sich als Insel der Seligen zu wünschen, ist Wunschdenken, ebenso wie die Mentalität, dass der Staat es schon für alle richten wird.
Tim
23. September 2014 @ 11:52
@ ebo
Natürlich gibt es wirtschaftliche Argument. Aber die sind aus meiner Sicht nicht entscheidend.
ebo
23. September 2014 @ 11:58
Lies mal das: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ttip-cdu-bewirbt-freihandel-mit-wackligen-zahlen-a-993107.html
Tim
23. September 2014 @ 12:13
Daß die CDU dumm ist, müssen wir nun wirklich nicht diskutieren.
bürger
24. September 2014 @ 10:18
Natürlich sind wirtschaftliche Argumente nicht entscheidend. Hier geht es ja um höheres, um Glaubensfragen (und nebenbei noch um Geopolitk). Profanen Kosten-Nutzen-Erwägungen (nicht nur wirtschaftlichen) müssen solche Fragen natürlich entzogen werden. Das ziemt sich einfach nicht. In einer Kirche fragt man ja auch nicht beim Gottesdienst, ob es diesen Gott denn überhaupt wirklich gibt und die ganze Veranstaltung nicht sinnlos ist.
Tim
23. September 2014 @ 10:28
Am besten also auch den freien Warenverkehr in der EU abschaffen.
Bringt ja fast nichts, wie Du klar nachgewiesen hast. Und für diesen hypothetischen Nutzen mußten tausende Rechtstexte überarbeitet, Normen angepasst, nationale Gesetze infrage gestellt werden – und am Ende verloren die Nationalstaaten ihre Autonomie im Handel.
Schlimm, sowas!
ebo
23. September 2014 @ 10:35
Du hat wohl nicht zu Ende gelesen. Eine vollständige Liberalisierung des EU-Binnenmarktes bringt viel mehr als TTIP. Die wird aber von Merkel blockiert. – Verspürst Du übrigens schon die belebende, irre wachstumsfördernde Wirkung des EU-Freihandels mit Kolumbien oder Südkorea?
Tim
23. September 2014 @ 11:04
Es wird Dich nicht überraschen, daß ich sogar eine vollständige Liberalisierung des kompletten EU-Außenhandels empfehle.
ebo
23. September 2014 @ 11:11
Nein, das überrascht mich nicht. Wie viel BIP-Zuwachs soll das bringen, wer profitiert außer HH und BaWü?
Tim
23. September 2014 @ 11:36
Siehst Du, das meinte ich neulich: Linke denken immer nur ans Geld (hier: “BIP-Zuwachs”).
Das Argument für den Freihandel ist aber ein moralisches: Niemand sollte diskriminiert werden, nur weil er in Land X lebt und von seinem Kunden gebeten wird, von dort etwas zu liefern.
Was der tatsächlich Grund für Handelshemmnisse ist, müssen wir hier ja wahrscheinlich nicht explizit diskutieren.
ebo
23. September 2014 @ 11:43
Ok, du hast keine wirtschaftlichen Argumente. Das ist überhaupt das Problem mit unseren Freihändlern. Sie können noch nicht einmal nachweisen, was die letzten Abkommen mit Südkorea, Kolumbien etc pp. gebracht haben. Wenn die Argumente ausgehen, beuft man sich auf Adam Smith oder die Moral…
bürger
24. September 2014 @ 10:10
Wie “Gott” ist auch der freie unregulierte Markt für seine Anhänger und Gläubigen Selbstzweck genug, und muss nicht weiter begründet und gerechtfertigt werden. Allein die Annahme, dass ein Markt auch etwas negatives bringen könnte für den Einzelnen oder ein Gemeinwesen, ist so etwas wie Blasphemie und man hat sich in ihren Augen damit bereits disqualifiziert. Gilt es doch, der Unsichtbaren Hand Spielraum zu verschaffen, die uns alle segnet.
Tim
24. September 2014 @ 11:43
@ bürger
Freihandel heißt nicht, daß der Markt frei und unreguliert ist. Es gibt überhaupt nirgendwo einen freien Markt.
Wer gegen Freihandel ist, diskriminiert nach Herkunft. So einfach und verwerflich ist das.