Wo bleibt der Schwarze Peter?
Rom, Brüssel, Paris: Der neue griechische Regierungschef A. Tsipras ist auf Europatour. Nur Berlin steht (noch) nicht auf seiner Reiseliste – geht dorthin der Schwarze Peter? Bisher ist Kanzlerin Merkel ziemlich allein…
Wer die deutschen Medien verfolgt, muss Tsipras als Gernegroß empfinden, der von der Realität langsam auf Normalmass geschrumpft wird.
Wer jedoch vorbehaltlos hinschaut, sieht ein ganz anderes Bild: Da wirbt einer erfolgreich um Sympathien und kann hoffen, am Ende nicht die A…karte zu ziehen.
Zypern und Italien hat Tsipras schon im Sturm erobert, am Mittwoch dürfte Frankreich folgen. Auch in der EU-Kommission darf er zumindest auf Verständnis hoffen.
Kommissionschef Juncker stimmt sich in Euro-Fragen nämlich lieber mit IWF-Chefin Lagarde und EZB-Präsident Draghi ab als mit Kanzlerin Merkel.
Lagarde wiederum hat ein offenes Ohr für US-Präsident Obama, der sich schon eindeutig für eine Lockerung der Auflagen für Griechenland ausgesprochen hat.
Zwar betonen alle pflichtschuldigst, sie würden nichts ohne Merkel tun. Doch in Wahrheit kann sich die angeblich mächtigste Frau der Welt auf niemanden verlassen.
Nur die Niederlande und Finnland würden ihr wohl noch folgen, wenn sie Tsipras herausfordern und Griechenland hängen lassen würde.
Der Schwarze Peter könnte deshalb am Ende in Berlin bleiben – vor allem, wenn es schief geht. Merkel hätte dann nur noch eine Hoffnung: Draghi. Ausgerechnet…
winston
6. Februar 2015 @ 18:03
Oddly, Syriza also promises that it will remain in the leper colony. That is, Syriza wants to rid Greece of the cruelty of austerity imposed by the European Central Bank but insists on staying in the euro zone.
The problem is, austerity run wild is merely a symptom of an illness. The underlying disease is the euro itself.
http://www.eurasiareview.com/05022015-trojan-hearse-greek-elections-euro-leper-colony-oped/
Fritz Huber
4. Februar 2015 @ 21:02
wer glaubt denn wirklich an den Erfolg von Tsipras – die anglo-amerikanische Hochfinanz wird das nicht zulassen, weil es deren Agenta widerspricht.
Wie so etwas geregelt wird, haben schon mehrere amerikanische Präsidenten zu spüren bekommen.
ebo
4. Februar 2015 @ 21:08
Wieso? Obama hat Unterstützung signalisiert!
Tim
5. Februar 2015 @ 08:59
@ Fritz Huber
Es sind die Illuminati.
Peter Nemschak
5. Februar 2015 @ 09:13
Die amerikanische Hochfinanz ist in diesem Fall tatsächlich die falsche Adresse. Der erstarkende Rechtspopulismus und Nationalismus in der EU sind wahrscheinlich die treibenden Faktoren für die Zurückhaltung der Regierungen in der EU. Die EZB würde ihre Glaubwürdigkeit riskieren, wenn sie sich Entscheidungen anmaßte, für welche die Regierungen zuständig sind. Ohne konkretes Reformprogramm der griechischen Regierung mit nachvollziehbaren Umsetzungsschritten, das von den Geldgebern der EU abgesegnet und dessen Umsetzung laufend kontrolliert werden muss, sind finanzielle Erleichterungen für Griechenland illusorisch. Warum soll für Staaten nicht gelten, was für Unternehmen, die sich im Chapter 11 befinden, recht und billig ist. Dafür sollte der griechische Finanzminister, ein akademisch ausgewiesener Ökonom mit internationaler Erfahrung, Verständnis haben. Das Problem dürften eher seine linken und rechten Mitstreiter in der griechischen Regierungskoalition sein.
Peter Nemschak
4. Februar 2015 @ 19:02
Die Spaltung der Eurozone will keiner der Regierenden, auch nicht Deutschland. Was Griechenland braucht, ist ein Schuldennachlass und frisches Geld für ein noch zu vereinbarendes Reformprogramm. Beides zusammen genommen ist politisch nicht leicht dem Wähler zu erklären. Solange kein handfestes Reformprogramm am Tisch liegt, wird Zsipras außer freundlichen Worten nicht viel Konkretes zu hören bekommen. Wer sich jetzt bereits in irgendeine Richtung festlegt, schwächt seine Verhandlungsposition für etwaige Tauschgeschäfte in eigener Sache, die nicht unmittelbar mit Griechenland zu tun haben müssen.
Tim
4. Februar 2015 @ 10:00
Tsipras scheint wie ein Katalysator zu wirken, der allen Seiten hilft, endlich einen fundamentalen Standpunkt zu finden. Für die Euro-Staaten kann das nur gut sein, auch wenn es am Ende dann evtl. zwei Euros gibt.