Der Wirtschaftskrieg schadet Deutschland und spaltet die Welt
Nicht nur die Invasion in der Ukraine, auch der Wirtschaftskrieg gegen Russland geht in eine neue, gefährliche Phase. Die Lage ist ernster, als Wagenknecht sagt.
Für ihre Bemerkungen zum Wirtschaftskrieg hat Linken-Politikerin S. Wagenknecht viel Prügel eingesteckt. Der Westen habe diesen Konflikt “vom Zaun gebrochen”, sagte sie, Deutschland leide ganz besonders an den Folgen.
Das sei russische Propaganda, behauptete M. Lanz in seiner Talkshow. “Vom Zaun gebrochen” habe den Krieg allein Kremlchef Putin, heißt es in Berlin – und wer Wirtschaftminister Habeck attackiere, bediene eine rechte Agenda.
Soit. Allerdings zeigt die Entwicklung der letzten Tage, dass alles noch schlimmer ist, als Wagenknecht behauptet hat. Habeck räumt neuerdings selbst ein, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Krieg massiven Schaden leidet.
Rund 2 Prozent des BIP, in zwei Jahren rund 160 Mrd. Euro, gingen durch den Konflikt um russische Energielieferungen verloren, so der Grünen-Politiker. Derweil rechnen die Banken mit einer schweren Rezession.
Die Sanktionen und ihre Folgen treffen aber nicht nur Deutschland und die EU. Sie schädigen auch massiv die Schwellenländer und führen zu einer Spaltung der Weltgemeinschaft, wie die UNO-Vollversammlung gezeigt hat.
Dort versuchten Kanzler Scholz und Präsident Macron, die zögerlichen Staaten Afrikas, Asiens und Lateinamerikas unter Druck zu setzen. Derweil drohen die USA immer unverhohlener mit Sekundär-Sanktionen.
Dabei stören schon die vorhandenen Strafmaßnahmen den Welthandel. Betroffen ist nicht nur die Gasversorgung, wo die EU den LNG-Markt leerkauft und ärmere Länder leer ausgehen.
Auch bei Getreide und anderen lebenswichtigen Gütern kommt es aus Angst vor Sanktionen zu massiven Verwerfungen. UN-Generalsekretär António Guterres nennt das eine “kolossale globale Dysfunktion”.
Gleichzeitig eskaliert der Krieg in der Ukraine. Die Sanktionen haben offensichtlich ihr Hauptziel verfehlt: den Krieg zu verhindern bzw. zu verkürzen. Doch die USA und die EU wollen sich dies nicht eingestehen.
Stattdessen schreiben sie sich in eine simple Eskalationslogik ein: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Auf jede Provokation von Putin setzt es eine neue Strafe. Besser macht das die Lage nicht – ganz im Gegenteil…
Wirtschaftskrieg als Wegscheide
Schon jetzt gehen Experten davon aus, dass der Wirtschaftskrieg die Welt an eine “Wegscheide” bringe. Schon jetzt dürfte der Schaden für die Weltwirtschaft irreparabel sein, Pessimisten prophezeien eine globale Rezession.
Normalerweise würde man in dieser Lage die Sanktionen überdenken und die Bremsen für die Wirtschaft lockern. Doch die USA verstärken ihren Würgegriff, auch die EU macht weiter, immer weiter.
Man spricht sogar schon von Strafmaßnahmen gegen China…
Mehr zum Wirtschaftskrieg hier (Live-Blog)
Übrigens wurde der Wirtschaftskrieg nicht “vom Zaun gebrochen”, sondern minitiös geplant – und das lange vor dem 24. Februar 2022. Schon der EU-Gipfel im Dezember 2021 diskutierte über “massive Konsequenzen”. Die Fäden zogen, das ist gut dokumentiert, J. Sullivan im Weißen Haus und B. Seibert in der EU-Kommission. Der Kabinettschef von U. von der Leyen nimmt gerade wieder die EU-Staaten ins Gebet, für neue Sanktionen…
umbhaki
25. September 2022 @ 22:27
ebo schreibt:
„… Die Sanktionen haben offensichtlich ihr Hauptziel verfehlt: den Krieg zu verhindern bzw. zu verkürzen. Doch die USA und die EU wollen sich dies nicht eingestehen.“
Dieser Interpretation möchte ich widersprechen. Nachdem die Dinge bis hierhin gediehen sind bin ich überzeugt, dass es – zumindest auf Seiten der USA – nicht an mangelnder Einsicht liegt.
Vielmehr ist es doch ganz offensichtlich, dass die USA als einzige (zumindest vordergründig) von der Entwicklung profitieren, und zwar auf Kosten praktisch aller anderen Staaten.
Betrachtet man die Entstehungsgeschichte des Ukraine-Kriegs und die Rasanz, mit der nie vorher dagewesene Sanktionen beschlossen wurden bei gleichzeitig nie vorher dagewesener militärischer und finanzieller Unterstützung der Ukraine, dann kann man die ganze Entwicklung nicht mehr als eine Abfolge von Fehlern ansehen. Für mich ist offensichtlich, dass hier ein Plan zugrunde liegt.
Die Motivation der europäischen Machthaber allerdings ist mir unklar. Das hat es doch wohl auch noch nie gegeben, dass eine ganze Staatengemeinschaft sich kollektiv, ganz bewusst und ohne eine sie betreffende Bedrohungslage in eine derartige Schadenssituation begibt.
Warum machen die das?
– Dummheit? Ist mir zu einfach.
– Korruption? Man weiß es nicht.
– Irrationale Machtphantasien? Kann ich mir bei diversen Akteurïnnen vorstellen.
– Kompromittierung? Haben die allwissenden US-Geheimdienste so viel gegen alle möglichen europäischen Machthaber in der Hand? Man weiß es nicht.
– „Hitmen“ nach der Art, wie John Perkins das beschrieb? Siehe:
https://yewtu.be/watch?v=FfWcZJtP6NI
Auch das mag ich heutzutage nicht mehr ausschließen.
Noch nie in meinem 69jährigen Leben habe ich mich derart „verraten und verkauft“ gefühlt von meinen Machthabern wie jetzt.
Armin Christ
24. September 2022 @ 10:16
Kleine Kinder lernen aus ihren Fehlern, große D und EU Politiker—innen sind dazu augenscheinlich nicht in der Lage.
KK
24. September 2022 @ 16:02
Der Mensch mit seiner nahezu einzigartigen Egenschaft, aus den Fehlern anderer zu lernen, ist ebenso einzigartig in seiner festen Weigerung, genau das zu tun.
(Douglas Adams)
Und aus eigenen Fehlern schon mal gar nicht.
(KK)
Holly01
24. September 2022 @ 08:18
Das sollte man jetzt einmal für alle Mal ganz klar trennen:
Die monetären und wirtschaftlichen Probleme der Wertegemeinschaft haben nichts mit dem Ukrainekrieg oder mit Russland zu tun.
Begründung:
Die Preisfindung aller Währungen der Wertegemeinschaft ist massiv gestört.
Der Ukrainekrieg und der Handel mit Russland hat überhaupt nicht das Volumen und die Relevanz, um so eine massive und tiefgreifende Störung zu verursachen.
ich habe hier gebetsmühlenartig geschrieben es ist keine „Inflation“ der Definition „Stückpreise steigen durch erhöhte Lohnkosten oder Rohstoffkosten“.
Ich verweise da gerne auf die Spekulation der großen Geldmärkte die die Warenmärkte dominieren.
Aber.
Spekulation ist ein wichtiges Element, um die Preise zu definieren.
Das ist derzeit nicht möglich.
DAS ist unser Problem.
Wir können die aktuellen, angemessenen Warenwerte nicht in unseren Währungen ausdrücken.
Normaler Weise handelt es sich bei solchen Situationen um Einzelwaren oder Warengruppen.
Derzeit ist es aber über alle realen Waren hinweg NICHT möglich in irgend einer Währung der Wertegemeinschaft die Warenpreise darzustellen.
Und wieder einmal versagt die Pseudowissenschaft „Ökonomie“ komplett bei der Beschreibung aka Erfassung des Problems, weil es dieses Problem in den Modellen nicht geben KANN.
Spekulation (nein, ich weiß es auch nicht, ich vermute auch nur):
Unsere Wirtschaft findet in einem Geldsystem statt, das hohe Zinsforderungen über Derivate in die Zukunft verlagert. Es ist ein stark gealtertes Geldsystem.
Diese Zinsforderungen stellen sich trotzdem als Teil des Preises in jedem Produkt dar.
Zinsen auf Geld machen in einem System, wo es an Geld einen extremen Überfluss gibt keinen Sinn.
Nun ist ein relativer Geldwert aber eine wichtige Gesellschaftsfunktion.
Daraus kommt die Aussage: Wir „benötigen“ eine Preissteigerung von oder um 2%.
Das ist das ungefähre Maß für Wachstum der Geldmenge projiziert auf die Warenmenge (verdrehen Sie nicht die Augen, so wird das inhaltlich klar und niemand interessiert sich für ökonomische Definitionen).
Diese 2% und die Warenmenge klappen aber seit 2 Jahrzehnten nicht.
Die Zinssteigerungen aka die Verknappung von Geld, wird nicht erfolgreich sein.
Der Sinn besteht darin dem Geld wieder einen inneren Wert zuzuordnen, um dann die Preise wieder als Geldwerte ausdrücken zu können und so zu stabilisieren.
Das Problem der Zinssteigerungen:
Die Verlagerung der Zinsforderungen in die Zukunft wird exponentiell teurer und die Warenpreise werden durch den steigenden Zinsanteil schneller teurer, als der innere Geldwert steigen kann.
Es wird nur zu mehr Preissteigerungen kommen oder noch schlimmer, die Zinserwartungen müssen abgeschrieben werden, was einen Zusammenbruch des Bandensystems bedeutet.
Die Börsenwerte und ein erheblicher teil des Handels sind gehebelt.
Das ist ein „Erwartungsmarkt“ der darauf angewiesen ist, das Volumen steigen.
Beide Märkte werden massiven Schaden nehmen, wenn es zur Geldverknappung aka Kreditklemme kommt.
Da immer auf maximalem Niveau spekuliert wird (Gewinnmaximierung) ist auch nirgends die Reserve, um bei plötzlich schrumpfenden Märkten die Lücken zwischen Erwartung und Ergebnis zu füllen.
Diese Lücken sind bisher kein Problem.
Man investiert einfach „breit“ in Alles und Jeden und durch steigendes Gesamtvolumen macht man IMMER Gewinn oder man erhöht einfach die Häufigkeit des Handels (Hochfrequenzhandel). Das ist wie Geld drucken.
Kehren sich die Verhältnisse um, kollabieren die Marktteilnehmer.
Ich kenne die Verhältnisse in der EU nicht genug, aber in Deutschland sehe ich höchstens 2 oder 3 Leute die das inhaltlich erfassen können, weil die eine offene Sicht auf die Zusammenhänge haben. Der Rest ist so in Schulen und Simulationen gefangen, das die das nicht einmal kommen sehen.
Die 2-3 relevanten Leute werden aber nicht um Rat gefragt sondern eher kalt gestellt.
Das geht jetzt seinen Weg und das wird kein schöner.
Es hat mit der Ukraine und Russland nichts zu tun.
Dieses Grab haben wir uns mit erst Corona mit Lockdowns und jetzt den Sanktionen selbst geschaufelt.
Vor Corona war es schon ein krisengeschütteltes System, jetzt muss es abgewickelt werden.
Ob das nun dem entspricht, von dem Merkel meinte es atme den Geist von Davos, weiß ich nicht.
Aber der Great Resett setzt eine gewisse Kontrolle über das Gesamte voraus, die hat die Staatengemeinschaft um die USA aber gerade komplett verloren.
Die UN Hauptversammlung scheint mir auch keine Trendwende gebracht zu haben, im Gegenteil ist die Erfolgs- und Hoffnungslosigkeit der Wertestatten ein Statement für sich.
Die Isolierung der Wertegemeinschaft von praktisch allen Rohstoffmärkten wird das Problem verstärken.
So wird die Hochzinspolitik nur einen Erfolg haben:
Wenn die Gesellschaften durch eine extreme Rezession so wenig Nachfrage entwickeln, das es Überangebot entsteht, werden die preise zum Stillstand kommen.
DAS kann sich aber NIEMAND wünschen, das ist quasi der 8 Kreis der Hölle.
Robby
23. September 2022 @ 19:34
Ich denke das werden neue Dreißiger Jahre (fast ein 100er Jubiläum) mit all seinen Folgen, die weit hinein ins 21. Jahrhundert ausstrahlen werden.
Was DE und die EU nicht verstehen ist, dass Russland zu 100% autark ist.
Und im Kreml merken sie, dass die Sirenengesänge des Westens nur Täuschung waren.
Das tragische dabei ist, dass Putin eigentlich Europhil ist. Alles was die wollten, ein Modell Südtirol für den Donbass. So aber stehen wir kurz vor dem III. WK.
european
23. September 2022 @ 16:58
Ich moechte nur darauf hinweisen, dass aktuell ein Papier der RAND Corporation im Netz kursiert, die das ganze nochmal ein einem anderen Licht zeigt und erklaeren wuerde, warum die USA aktuell dauernd gewinnt und Europa verliert.
Die RAND Corporation dementiert die Echtheit des „classified documents“. Nichts desto trotz passt es nahtlos zu „Overextending and Unbalancing Russia“, was auf den Seiten der RAND Corporation quasi minutioes nachlesbar ist.
Jeder kann sich seine eigene Meinung bilden.
umbhaki
25. September 2022 @ 22:54
Die RAND Corporation dementiert die Echtheit des „classified documents“? Das kann nicht sein!
„Overextending and Unbalancing Russia“ kommt von deren offizieller Website. Siehe hier:
https://www.rand.org/pubs/research_briefs/RB10014.html
Wer sich diese Kurzfassung als PDF herunterlädt findet auf der letzten Seite auch einen Link zur ausführlichen Fassung, die man sich ebenfalls herunterladen kann, als PDF, ePub oder mobi-Datei. Siehe hier:
https://www.rand.org/pubs/research_reports/RR3063.html
Was Sie meinten ist wohl dieses dubiose sechsseitige Papier „Executive Summary“, in dem geschildert wird, wie man u.a. die „naiven und unprofessionellen Grünen“ für seine Ziele, die EU zu schwächen, einsetzt. Dessen wahre Herkunft ist derzeit tatsächlich nicht geklärt.
Die Links oben verweisen aber wirklich auf die offiziellen Seiten der RAND Corporation.
Und wo wir gerade bei diesem Thema sind: Es gibt von den offiziellen RAND-Seiten auch noch eine geflissentliche Ausarbeitung, wie man den Krieg gegen China so angehen könnte. Siehe:
https://www.rand.org/pubs/research_reports/RR1140.html
Ebenfalls in verschiedenen Formaten herunterzuladen.
Man kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie mit Ihren Plänen hinter dem Berg halten.
european
26. September 2022 @ 14:31
Ja, ich meinte das “dubiose” Papier. Auf die Publikation “Overextending and Unbalancing Russia” habe ich vor einiger Zeit selbst hingewiesen.
Nein, sie gehen ganz offen damit um. Umso erstaunlicher ist, dass europaeische Politiker diesbezueglich blind und taub sind.
Ich moechte hier nochmal auf Paul Jay hinweisen, der ein Interview zu 9/11 erneut auf seiner seite theanalysis.news veroeffentlicht hat. Es geht natuerlich um das Event, aber auch um das Prinzip der Neocons, die schon zu Bush’s Zeiten geplant haben, sich die Welt unterzujochen. Passend dazu ein ebenfalls aktualisiertes Interview mit Thomas Drake
Wer damals die Webseite des Governors George W. Bush gelesen hat, der konnte schon ahnen, dass mit dem Irak etwas passieren wuerde. Aber Amerika brauchte ein Pearl Harbour Event.
Es ist voellig egal, wer dort an der Macht ist. Die Neocons haben das Sagen und mit den Gruenen und der EUCO-Praesidentin verlaengerte Arme nach Europa. Von daher koennte das “dubiose Papier” tatsaechlich stimmen. “Fuck-the-EU” – Nuland ist ebenso eine Bestaetigung dieses Umstandes.
Ebenfalls sehr sehenswert das Gespraech zwischen Paul Jay, Daniel Ellsberg und Noam Chomsky: Why is Biden risking a nuclear War with China?
Wie immer mit nachlesbarem Transcript
https://theanalysis.news/why-is-biden-risking-nuclear-war-with-china-chomsky-and-ellsberg/
Wir sollten genauer hinsehen, wem wir da eigentlich folgen?
KK
23. September 2022 @ 16:51
Biden laut tagesschau.de vor der UN-Vollversammlung:
„“Ein ständiges Mitglied des Sicherheitsrats hat seinen Nachbarn angegriffen, versucht, einen souveränen Staat von der Landkarte zu löschen“, sagte der US-Präsident.“
Und weiter auf tagesschau.de:
„Biden warf Russland vor, die Ukraine mit seinem schamlosen Verstoß gegen die UN-Charta vernichten zu wollen.“
Ja, wie oft haben die USA schon andere angegriffen, ohne dass es Konsequenzen gegeben hätte? Wie oft haben die USA schon gezeigt, dass die UN-Charta keinen Respekt geniesst und Verstösse dagegen offenbar kein Problem darstellen?
Das unterstellte Ziel „Vernichtung der Ukraine“ ist nichts anderes als Propaganda – Russland wollte ja gerade die Ukraine als einen neutralen Puffer zwischen sich und der NATO! Diese zu „vernichten“ und sich einzuverleiben wäre nicht zielführend für das Sicherheitsinteresse Russlands, eher kontraproduktiv.
Die Büchse der Pandora wurde von den USA und ihren NATO-Vasallen im Gefolge schon so oft – ungestraft – geöffnet, dass es keinen wundern muss, wenn sich nun andere der gleichen illegitimen Mittel bedienen.
Mit „Hooray“ und „Hurra“ an den Rand des Untergangs, wie schon zwei mal im vergangenen Jahrhundert! Nur, diesmal haben alle Beteiligten Nuklearwaffen, da wird es über den Rand hinaus gehen!