Wie Orban zum Königinnen-Macher wurde
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron präsentiert sich gern als Königsmacher. Auch beim Personalpoker in Brüssel will er den Ausschlag gegeben haben. Doch es gab noch einen anderen wichtigen Player – Viktor Orban.
Der antiliberale Regierungschef aus Ungarn spiele bei dem Deal zugunsten von Ursula von der Leyen gleich zweimal eine entscheidende Rolle.
Beim ersten Mal – zum Gipfelstart am Sonntag – machte er sich zum Wortführer des Aufstands gegen Frans Timmermans, den Kanzlerin Angela Merkel und Macron zunächst zum Kommissionschef machen wollten.
Er setzte sich durch – die osteuropäische Visegrad-Gruppe, der auch Ungarn angehört, blockte Timmermans ab. Der Sozialdemokrat war aus dem Rennen.
Auch im Endspiel am Dienstag mischte Orban wieder mit. Diesmal sollen ihn Merkel und Macron selbst ins Spiel geholt haben. Nach Angaben des „Standard“ lief das so:
Präsident und die Kanzlerin kontaktierten den ungarischen Premier Viktor Orbán, den härtesten Widersacher von Weber in der Parteifamilie der Christdemokraten; und auch von Timmermans, der als Vizepräsident der Kommission für Grundrechte zuständig ist und den Konflikt mit Polen und Ungarn austragen muss. (…) Orbán zeigte sich offen für die von Macron präsentierte Idee, dass man mit von der Leyen, die in Brüssel auf die Welt kam und perfekt Französisch und Englisch spricht, eine würdige Kandidatin haben könnte. Er erklärte sich bereit, die Visegrád-Partner, aber auch die italienische Regierung und deren Innenminister Matteo Salvini, zu überzeugen.
Tatsächlich willigten die V4 und Italien schnell ein. Orban hatte Timmermans „abgeschossen“ und war nun sogar zum „Königinnen-Macher“ geworden – zusammen mit Macron und Merkel.
Dabei galt er bis dato doch als „Outlaw“, mit dem die Europäische Volkspartei – also auch Merkel – nicht mehr zusammenarbeiten wollte. Nun bekommt die EVP die nächste Kommissionschefin, Orban sei dank…
Siehe auch Der heimliche Machtkampf, der EUropa zerreißen könnte
P.S. Die Kehrseite der Medaille ist, dass Orban und seine Visegrad-Truppe keinen einzigen wichtigen EU-Posten besetzen konnte. Von der Leyen ist ihre einzige „Trophäe“ – ob sie versuchen werden, sie einzuspannen?
Baer
4. Juli 2019 @ 08:49
@Holly1,
im Wesentlichen Zustimmumg, aber mit Flinten Uschi wird es Krieg geben,und nicht zu knapp.
Leider werden wir Deutschen am meisten darunter leiden,was als Lehrstunde gar nicht so schlecht wäre.
Ohne Russland gibt es keinen Frieden,gegen Russland schon gar nicht.
Das erklärte Ziel der Amerikaner/NATO darf nicht eintreten.
Aber mit Ursula wird es wohl ein Wunsch bleiben.
Ob ein Kriegstreiber ,Deutsch, Englisch und Französisch spricht ist irrelevant,denn seine Geisteshaltung ist entscheidend.
Frau VdL hat in ihrem Leben noch keinen einzigen Tag in der Realität verbracht,und das disqualifiziert sie von jeglichem öffentlichen Amt.
Holly01
3. Juli 2019 @ 19:05
Orban scheint mir nicht doof zu sein. Ich denke die Versprechen waren andere als „die Frau spricht englisch und französisch“.
So jemand wie Öttinger belegt ja nur zu deutlich wie sehr das in Deutschland als „Kernkompetenz“ angesehen wird.
Flinten-Uschi hat 3 offensichtliche Kompetenzen:
– sie ist voll auf NATO Kurs und das Baby der Amis
– sie hat keinerlei Probleme jedes System zu Gunsten der Wünsche von Aussen zu ruinieren
– sie hat eine erstklassige (eigen) PR
Mit Uschi kann man Frontex, Atlas, europäische Armee und den ganzen Komplex zur zentralen EU Politik machen.
Und da macht eine deutsche an der Stelle auch Sinn. Sie ist quasi der Garant dafür, das Deutschland und Russland auf Distanz bleiben und die gesamte militärische Infrastruktur der EU so verwoben wird, das auch ohne NATO oder USA garantiert ist, das Deutschland keine Alleingänge macht.
Das wäre schon ein Deal, den die Visegrad-Truppe toll fände.
vlg
Peter Nemschak
4. Juli 2019 @ 08:16
Ein treffender Satz: „Die Verteilung der Macht gleiche immer einem „Schlachtfeld aus fragilen Gleichgewichten, rohen Interessen, unvereinbaren Rivalitäten und persönlichen Ambitionen“ (aus orf). Damit musste die Welt immer leben.