Wie Macron das deutsche Wirtschaftsmodell zerlegt

Im März haben deutsche Firmen so viel ins Ausland verkauft wie noch nie, meldet SPON. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron findet das nicht so toll. Beim Gipfel in Sibiu nahm er das deutsche Wirtschaftsmodell auseinander.

Die EU müsse ihr Wirtschafts- und Sozialmodell überdenken, sagte Macron in Rumänien. Im Mittelpunkt dürfe nicht mehr die Industrie stehen, sondern das Digitale und die Künstliche Intelligenz.

Auch die bisherige Ausrichtung auf “Wettbewerbsfähigkeit” sei überholt. Sie stütze sich – so Macron – vor allem auf “Sozialdumping”, insbesondere in Osteuropa. “Das funktioniert nicht mehr”, sagte der Franzose.

Vielmehr müsse eine “wahre europäische Sozialpolitik” dafür sorgen, dass auch in Osteuropa die Löhne steigen. “Wir brauchen einen Mindestlohn in allen EU-Ländern”, rief Macron aus.

Auch die Handelspolitik will der Präsident umkrempeln. Es dürfe nicht mehr einfach darum gehen, die Exporte zu maximieren. Künftig müsse die Sozial- und Klimapolitik mitbedacht werden.

Jeder Satz war eine Spitze gegen Kanzlerin Angela Merkel und ihr “Modell Deutschland”. Jahrelang hat sie “Wettbewerbsfähigkeit”, Exportorientierung und Lohnzurückhaltung gepredigt.

Jahrelang hat Deutschland sich auf den Niedriglohnsektor in Rumänien, Bulgarien gestützt, Volkswagen und andere große deutsche Konzerne könnten ohne billige Zulieferer kaum florieren.

All das stellt Macron nun infrage. Und er ist nicht allein. Auch die europäischen Sozialdemokraten und ihr Spitzenkandidat Frans Timmermans denken so.

Fragt sich nur, wann es auch die deutsche SPD merkt – und die Konsequenzen zieht?

Siehe auch “Macron bricht mit Schengen – und mit Merkel?” und “Merz rechnet mit Merkels Europapolitik ab”