Wie das Nord-Stream-Attentat vertuscht wird (II)
Deutschland und Dänemark wollen die Ermittlungen zum Attentat auf die Nord Stream-Gaspipelines sang- und klanglos einstellen. Dies legen neue Berichte vom Leck und den Reaktionen aus Kopenhagen und Berlin nahe.
Nach vorläufigen Untersuchungsergebnissen gebe es am Meeresboden zwei jeweils drei bis fünf Meter tiefe Krater, teilte die Nord Stream AG mit. Sie liegen demnach etwa 248 Meter von einander entfernt. Der dazwischen liegende Abschnitt von Leitung 1 des Doppelstrangs sei zerstört, meldet “Die Welt”.
Die Zeitung legt den Akzent auf das Ausmaß der Zerstörung. Allerdings liefert sie wenige Details. So fehlt jeder Hinweis darauf, dass die Pipelines durch die Explosion regelrecht in den Meeresboden gerammt wurde, was nach Angaben eines Experten auf den Einsatz eines Militär-U-Bootes schließen lässt.
Wichtige Neuigkeiten werden in Nebensätzen versteckt. So heißt es in dem Bericht, dass die Nord Stream AG Untersuchungen in der schwedischen AWZ angekündigt habe. Für die Begutachtung der Schäden in der dänischen AWZ fehlten demnach Genehmigungen der Behörden.
Dies bedeutet aber nichts anderes, als dass Dänemark weitere Ermittlungen verweigert. Ganz ähnlich verhalten sich offenbar die deutschen Behörden. “Nord Stream 2 erhält voraussichtlich keine Genehmigung für Untersuchung”, heißt es in dem “Welt”-Bericht.
Dies ist merkwürdig. Denn nach Angaben des Betreibers wurde nur in der A-Röhre ein Druckabfall registriert. Der Druck in der B-Röhre sei normal geblieben. Demnach könnte sie noch sie intakt und nutzbar sein.
Die Bundesregierung scheint dies aber nicht zu interessieren.
„Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Sabotageakt mit starken Explosionen negative Auswirkungen auf beide Pipelinestränge hatte und die grundsätzliche technische Verfügbarkeit somit aktuell nicht mehr gegeben ist“, heißt es in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der AfD-Fraktion.
Darüber hinaus habe die Pipeline die für ihren Betrieb notwendige Zertifizierung nicht erhalten und werde weiterhin nicht in Betrieb gehen können. Mit anderen Worten: Berlin will keine Untersuchung, denn Nord Stream 2 soll ohnehin nicht ans Netz – selbst wenn die Pipeline noch intakt wäre…
Siehe auch Wie das Nord Stream-Attentat vertuscht wird (I)
Stef
5. November 2022 @ 08:52
Es soll wohl verhindert werden, dass sich um die verbleibende und womöglich noch funktionsfähige Röhre noch politische Forderungen nach Gaslieferungen aus Russland kristallisieren. Unsere politische Klasse ist aktuell intensiv darum bemüht, die strategischen Ziele der USA (einen Sicherheitsabstand zwischen Deutschland und Russland zu bringen, um jede Kooperation zu verhindern) auf das konsequenteste umzusetzen. Da käme das Potenzial zu Gaslieferungen, die wirtschaftliche und soziale Katastrophen mildern könnten, ungelegen. An Russlands Stelle würde ich im Winter die Lieferbarkeit von Gas via verbleibender Röhre verkünden, um Salz in die Wunden zu streuen. Umgekehrt scheint sich Berlin zu ärgern, dass der schlimmste Terroranschlag auf deutsche kritische Infrastrukturen seit dem Ende des WWII nicht vollständig erfolgreich war.
Eine funktionsfähige NS2-Röhre ist für die Transatlantiker ein Risiko, früher oder später für die bevorstehende Rezession und die soziale Krise verantwortlich gemacht zu werden, von daher erwarte ich weitere Maßnahmen um die Pipeline doch wirksam und dann möglichst für immer zu beerdigen und den Sarg zuzunageln. Aber Untote haben zuweilen unangenehme Eigenschaften.
Hier scheint ein Terrorist (wer auch immer es war) einen schlechten Job gemacht. Das ist auch ein Potenzial für Schuldzuweisungen und Rechtfertigungen. Mein Gefühl sagt mir, dass diese Episode noch lange nicht zuende erzählt ist. Es können noch sehr explosive Details zutage treten…
Kleopatra
4. November 2022 @ 09:55
Ermittlungen bei vermuteten Verbrechen sind eine Aufgabe staatlicher Institutionen des territorial zuständigen Staates. Nord Stream AG ist formell eine private AG, tatsächlich durch die Gazprom-Mehrheitsbeteiligung indirekt eine russische Staatsfirma. Nach den Erfahrungen, die man in den letzten Jahren mit Russland machen konnte (ich erinnere an den Mord im Berliner Tiergarten, für den nach dem einschlägigen Urteil der russische Auslandsgeheimdienst verantwortlich ist), haben viele Staaten gute Gründe, Russland keine Ermittlungstätigkeiten in ihrem Territorium oder auch nur der ausschließlichen Wirtschaftszone im Meer zu gestatten. Russland hat alles getan, um jegliches Vertrauen zu verspielen, und die Verbote für Nord Stream- bzw. Gazprom-Nachforschungen reflektieren nur dieses, von Russland durchaus verdiente Misstrauen. Auf die hier verbreiteten Verschwörungstheorien einzugehen lohnt sich nicht.
ebo
4. November 2022 @ 10:18
Wenn das so ist, warum arbeiten die betroffenen Staaten dann nicht zusammen? Wieso stellt Dänemark die Ermittlungen ein, und warum lässt Deutschland nicht prüfen, ob NS2 noch funktionsfähig ist? Und was ist eigentlich in Schweden los? Auch aus Stockholm dringt nichts durch.
Kleopatra
4. November 2022 @ 10:32
Ich erinnere daran, dass NS2 ein deutsch-russisches Projekt war, und dass es weder Dänemark noch Schweden versorgt. Diese beiden Staaten werden durch die Röhren allenfalls belästigt. Deutschland hingegen hat sich wenig bis keine Gedanken gemacht, wie seine recht exklusive Freundschaft mit den Russen bei anderen Nationen ankommt. Nun haben wir den Salat, und das Interesse der Dänen und Schweden an Untersuchungen zu einer Pipeline, von der sie nicht profitieren, ist endenwollend. Die Schweden wollen vor allem keine russischen U-Boote in ihren Gewässern.
ebo
4. November 2022 @ 10:40
Jetzt machen Sie es sich aber sehr leicht. NS2 geht durch die auschließliche Wirtschaftszone der beiden Länder, sie sind sehr wohl betroffen – und sei es nur von den Umweltschäden durch das Attentat. Zudem haben sowohl die EU als auch die Nato den Sabotageakt verurteilt und Aufklärung verlangt.
Dänemark und Schweden sind EU-Mitglieder, Schweden will auch der Nato beitreten. Was soll man von einem Alliierten halten, der die Aufklärung eines Attentats auf kritische Infrastruktur verschleppt?
european
4. November 2022 @ 11:47
Es gab noch nie eine gemeinsame europäische Energiestrategie. Die Norweger verkaufen ihr Öl, um im eigenen Land die erneuerbaren Energien zu finanzieren und durchzusetzen. Frankreich hat schon immer auf Atomkraftwerke gesetzt und vor der belgischen Atom-Klapperkiste Tihange zittern die umliegenden Länder und wundern sich gleichzeitig über die enorme Energieverschwendung bei der Beleuchtung belgischer Autobahnen, die man mWn sogar aus dem All bewundern kann.
usw.
Und Deutschland hatte eben russisches Gas.
Es gäbe wirklich eine Menge zu kritisieren an Deutschlands jahrelangem antieuropaeischen Verhalten, aber die Energieversorgung rangiert da eher auf den hinteren Plätzen.
Das regelt jedes Land für sich.
Wenn aber die “russische Bedrohung” doch angeblich so furchtbar hoch ist, sollten sich alle europäischen Staaten doch gleichermaßen bedroht fühlen und ein Interesse an der Aufklärung haben.
H. Johannsen
3. November 2022 @ 09:52
Könnte es sein, dass der “Ami” dahinter steckt?
ebo
3. November 2022 @ 10:18
Es gibt Indizien, dass sich Polen und UK nach dem Attentat bei den USA bedankt haben.
Und es gibt die Behauptung, dass Russland dahinter steckt.
Beweise gibt es keine – und offenbar soll es auch keine geben…
european
3. November 2022 @ 11:31
Man wird sehen, ob an dieser ominösen Truss-SMS etwas dran ist. 😉
Aber selbst wenn Liz Truss’ handy schon vorher angeblich gehackt und ausgetauscht wurde, muss man sich durchaus fragen, wieso es noch existierte und aktiv war, sodass – von wem auch immer – diese sms gesendet werden konnte. Selbst Frau von der Leyen weiß, wie man alles löscht und eine SIM Karte deaktiviert.
Und wieso erfolgte von Blinken keine Reaktion im Sinne von “what’s done?” oder aber eine Warnung, dass von einem nicht mehr existenten smart phone eine solche Nachricht gesendet wurde.
Sehr mysteriös das Ganze…. 😀
Selbst die Weltwoche berichtet heute darüber.
ebo
3. November 2022 @ 11:39
Wir dürfen festhalten, dass das Attentat vertuscht wird, weil jede Veröffentlichung eine Ausweitung des Krirges bedeuten würde.
Entweder kann man Russland überführen, dann wäre das ein Fall für die Nato nach Artikel 5. Also Nato-Krieg gegen Russland.
Oder es waren Nato-Alliierte beteiligt – dann ist das Bündnis kein Bündnis mehr und Deutschland hat einen bzw. mehrere neue Feinde…
european
3. November 2022 @ 11:49
Sie haben absolut Recht mit Ihrer Analyse, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass es immer irgendwelche Schwachstellen gibt. Irgendein Leak bringt immer etwas zu Tage, das entweder niemand hören will oder aber niemand hören soll. Die Frage ist nur, wie dicht die Abwehrmechanismen seitens der Regierungen sind und wie groß ihr Einfluss auf die Medien. Zumeist sind es die Alternativmedien, die irgendwie durchstoßen.
Aber dass UK diese Krise für ihre ganz eigenen Zwecke benutzt, dürfte spätestens nach der intensiven Einmischung Boris Johnsons auch noch dem letzten klar geworden werden.
Man wird sehen, was sich noch daraus entwickelt.
Kampfgarten
4. November 2022 @ 13:52
Die Pipeline gehört zu 100% Gazprom/Russland, der Vorfall liegt außerhalb der Hoheitsgewässer, innerhalb der Wirtschaftszonen von Dänemark und Schweden. Kein NATO-Mitglied wurde angegriffen, Kein Grund für Artikel 5.
ebo
4. November 2022 @ 14:03
Dänemark und Deutschland sind Mitglied der Nato. Diese fühlt sich auch zuständig und sagt: “We support the investigations underway to determine the origin of the damage.” https://www.nato.int/cps/en/natohq/official_texts_207733.htm
Armin Christ
3. November 2022 @ 09:39
Die regierungsamtliche Begründung, daß eine genauere Untersuchung das Staatswohl gefährden würde, sagt wohl alles. Bestünde der leiseste Verdacht, daß die Russen, also der Iwan, also der Putin das geweswn sein könnten, dann würde zum Halali geblasen.
KK
3. November 2022 @ 02:00
„So heißt es in dem Bericht, dass die Nord Stream AG Untersuchungen in der schwedischen AWZ angekündigt habe. Für die Begutachtung der Schäden in der dänischen AWZ fehlten demnach Genehmigungen der Behörden.
Dies bedeutet aber nichts anderes, als dass Dänemark weitere Ermittlungen verweigert. Ganz ähnlich verhalten sich offenbar die deutschen Behörden.“
Die Dänen als NAhTOd-Mitglied wissen natürlich auch ohne Untersuchung, wer es war, die müssen keine solche zulassen. Deutschland ist auch NAhTOd-Mitglied, die wissen es auch. Kostet nur Geld. Und Freundschaften.
Den Schweden – noch nicht in der NAhTOd – hats wohl noch keiner gesagt… Verschlusssache!
Arthur Dent
2. November 2022 @ 23:59
Ein Doppel-Wumms sozusagen, der den deutsch-europäischen Weltgeltungsgelüsten vorläufig ein Ende gesetzt hat.
european
2. November 2022 @ 19:25
Vor 3 Tagen dazu auf dem Twitter-Account von Kim Dotcom
https://twitter.com/kimdotcom/status/1586737543974121472
“How do the Russians know that the UK blew up the North Stream pipelines in partnership with the US?
Because @trussliz used her iPhone to send a message to
@SecBlinken saying “It’s done” a minute after the pipeline blew up and before anybody else knew?
iCloud admin access rocks!”
Und gestern noch dazu:
“The question is not if @trussliz phone was hacked. That’s a distraction. The real question is has the former UK Prime Minister used compromised civilian communication channels to message @secblinken
“It’s done” a minute after the Nord Stream detonations? That’s a smoking gun.”
Es bleibt spannend. Vor allem würde sich damit endgültig erklären, warum Truss so blitzschnell zurücktreten musste.