Wetten gegen Hollande

Bei einem Wahlsieg des Sozialisten F. Hollande droht ein Angriff der Märkte auf Frankreich. Dies sagte Investorenlegende G. Soros der Zeitung „Le Monde“. Die ersten Wetten gegen Hollande laufen schon: Seit Montag können Anleger mit Futures auf französische Anleihen handeln – und die Risikoaufschläge (und damit die Kosten) in die Höhe treiben. Eingeführt wurden die umstrittenen Papiere ausgerechnet von der deutsch-schweizerischen Terminbörse Eurex.

„Wenn Hollande gewählt wird, wird es ihm schwer fallen, sich von der deutschen Linie zu entfernen“, sagte Soros. „Eine Infragestellung der finanziellen Orthodoxie könnte Frankreich einer Attacke der Märkte aussetzen.“ Folgt man der „New York Times“, bereiten sich die Trader an der Wall Street bereits auf spekulative Käufe und Angriffe vor. Es sei wahrscheinlich, dass die Risikoprämien steigen, zitiert die NYT einen Ökonomen der französischen Investmentbank Natixis in New York.

Zudem kursieren Gerüchte, dass nach S&P eine weitere Ratingagentur die Bonität des Landes herabstufen könnte. Sie wurden in Paris zwar prompt dementiert. Die Ratingagentur Fitch erklärte, sie wolle am bisherigen Top-Rating nichts ändern. Dennoch reichten die Gerüchte, die Börsen nach unten zu ziehen. Auch eine erfolgreiche Emission von französischen Staatsanleihen konnte daran nichts ändern – offenbar reicht allein die Aussicht, Hollande könne die Wahl gewinnen, um den Anlegern die Stimmung zu verderben.

Deutsche Medien und Politiker heizen den Hollande-Gegnern nach Kräften ein. Das „Handelsblatt“ präsentierte Hollande als „Gegenspieler“ von Kanzlerin Merkel, mit dem „Ungemach“ drohe. Besonders übel nimmt das Blatt dem franzöischen Sozialisten, dass er Merkels Fiskalpakt infrage stellt und auch noch Eurobonds fordert – dabei haben sich IWF und EU-Kommission gerade erst wieder für Gemeinschafts-Anleihen ausgesprochen.

Hollande ist also in bester Gesellschaft, in Wahrheit ist Merkel isoliert…

In Berliner Regierungskreisen stellt man sich mittlerweile zwar zähneknirschend auf eine Wahl Hollandes ein, prognostiziert aber zugleich ein schnelles Umdenken und Einknicken. Frankreichs Ex-Präsident Mitterrand habe nach seinem Wahlsieg 1981 noch zwei Jahre gebraucht, bevor die Einsicht in die wirtschaflichen Notwendigkeiten gesiegt habe, heißt es in Berlin. Hollande werde nicht einmal zwei Monate haben, bevor ihn die Märkte abstrafen.

Wieder einmal zeigt sich, dass die schwarzgelbe Bundesregierung die Märkte ganz bewußt als Disziplinierungsinstrument für unbotmäßige Politik einsetzt. Damit ist sie ganz auf der Linie der Bundesbank: Deren Chef Weidmann bezeichnete die Attacken der Spekulanten, die derzeit Spanien an den Rand des Abgrunds bringen, als „Ansporn für die Politik in den entsprechenden Ländern, ihre Hausaufgaben zu machen.“

Nun ist offenbar Deutschlands wichtigster europäischer Partner an der Reihe, diese Lektion in „Markt-Demokratie“ zu lernen. Wie schön, dass ausgerechnet die Deutschen mit Eurex auch gleich die passenden Folter-Instrumente bereit stellen. Die „neuen Futures auf französische Staasanleihen“ werden auf der Homepage von Eurex massiv beworben. Pünktlich zur Präsidentschaftswahl gibt es „mehr Möglichkeiten für Hedging, mehr Chancen“…

Siehe zu diesem Thema auch meine aktuelle Umfrage – die Auswertung folgt morgen!