Wenn Oettinger nicht Deutscher wäre…
…dann müsste er jetzt seinen Hut nehmen. Denn der neue Skandal, der sich um Ungarns Orban, einen dubiosen Lobbyisten und einen Flug im Privatjet dreht, ist empörend. Die Ethikregeln wurden verletzt.
Gerade einmal zwei Wochen ist es her, dass Oettinger über “Schlitzaugen und Schlitzohren” herzog. Kommissionschef Juncker ermahnte ihn danach, nur noch zu seinen Fachthemen zu reden.
Doch Oetti plauderte munter weiter – zu allen möglichen und unmöglichen Themen. Er ist täglich auf Sendung, und belästigt uns und die Kommission mit seinen Altherren-Sprüchen.
Nur zum Flug im Privatjet des früheren Daimler-Managers Mangold zu einem Treffen mit Ministerpräsident Orbán nach Ungarn will er – fast – nichts sagen. Außer, dass alles ok sei. “Die Anschuldigungen sind nicht wahr”, twittert der CDU-Mann.
Wegen eines Termins mit Orbans habe er keinen normalen Flieger nehmen können, heißt es in seinem Umfeld. Europaabgeordnete haben das gecheckt und vier reguläre Flüge am fraglichen Tag gefunden!
Wenn Oettinger nicht Deutscher wäre, müsste ihn Juncker nun entlassen – wegen eines eklatanten Verstoßes gegen die Ethikregeln, die einem Kommissar verbieten, Geschenke im Wert von über 150 Euro anzunehmen.
Aber als Deutscher wird er natürlich von höchster Stelle in Berlin protegiert – im Gegensatz zum früheren maltesischen Kommissar Dalli, der über einen bloßen Verdacht stolperte...
Oudejans
16. November 2016 @ 20:56
Daß Oettinger als persönliches Geschenk von Juncker an Merkel (Bedrängte unter sich) zum Haushaltskommissar promoviert worden sei, ist ein Gedanke, dessen ich mich vor einigen Tagen erfrechte.
Damit sind die Kernressorts Haushalt und Wirtschaft-Steuern-Zoll in deutsch-französischer Hand.
Wird Moscovici dem Zentralkomitee der evangelikalen Merkantilisten die deutsche Schatulle entwinden? Oder wird ein schwäbischer Hausmann, im offenen Wagen, Gallien Groß-Mußpreußen wieder eingliedern?
Im Jahre 60 des Vertrags von Rom bricht die deutsch-französische, soll ich sagen: die protestantisch-katholische Rift erneut hervor.
kaush
16. November 2016 @ 14:15
Das Polit-Büro in Brüssel und auch viele Parlamentarier sind Korrupt bis ins Mark. Umschwärmt von Lobbyisten…
Ich halte Oettinger übrigens nicht für naiv, sondern für schwarz-braun und arrogant.
Was für ein tolles Aushängeschild für Deutschland.
Peter Nemschak
16. November 2016 @ 15:33
Sie haben recht: ein Selbstüberschätzer, unfähig zur Selbstreflexion. Daraus resultiert der Mangel an decency. Er merkt selber nicht, dass er peinlich ist und von dem was er sagt, nicht viel versteht. Erstaunlich, wie weit solche Leute kommen..
Peter Nemschak
16. November 2016 @ 12:21
Er hätte sich zumindest von Juncker die Genehmigung holen müssen. Ich halte ihn für naiv und blauäugig in einer strukturell feindlich gesinnten Umwelt – daher für den Job eines EU-Kommissars ungeeignet. Dieser Mangel an Eignung würde auch für einen Führungsjob in der Wirtschaft gelten. Es ist zweckmäßig sich bewusst zu machen, dass man in der Realität mit dem Rücken zur Wand kämpft und daher zu jeder Zeit eine gerichtsreife Dokumentation zur Verfügung haben muss.