Wende oder Ende

Er will alles tun, um den Euro zu retten 

EZB-Präsident Draghi hat eine Wiederaufnahme des umstrittenen Anleihepogramms angedeutet. Die EZB werde alles tun, was nötig ist, um den Euro zu erhalten, sagte er heute in London. Daraufhin gingen die Spreads für spanische und italienische Staatsanleihen deutlich runter, der Euro zog wieder an. Ist das nun die lang ersehnte Wende im Kampf gegen die Eurokrise? Man kann es nur hoffen, denn sonst droht das Ende.

Schließlich hat sich die Lage in den letzten Tagen bedrohlich zugespitzt: 

  • Erst geriet Spanien unter Druck, weil die 100-Mrd.-Hilfe für spanische Banken über den Staat abgewickelt wird, was die Verschuldung erhöht und die Märkte beunruhigt. Tolle Aktion der Euro-„Retter“, danke Deutschland, das Spanien unter den Schrim gedrängt hat!
  • Dann begann in Griechenland das große Zittern, weil Wirtschaftsminister Rösler erzählte, ein Austritt aus dem Euro sein für ihn kein Schreckensszenario mehr. Doch dies verbreitete Angst und Schrecken in halb Europa – noch eine tolle Aktion!
  • Und schließlich hat die Krise auch noch Deutschland erreicht. Moody’s droht mit einem Downgrading, der Ifo-Index schwächelt, und nun kommen immer mehr schwache Unternehmenszahlen. Siemens, BASF und die Bahn haben wegen der nachlassenden Konjunktur Probleme, meldet SPON. Weitere Firmen dürften folgen.

Insgesamt ist die Lage weitaus schlimmer als vor einem Jahr, als Kanzlerin Merkel von einem Krisengipfel zum nächsten reiste und immer neue „Rettungs“pläne ausheckte. Auch diesmal wird bereits über einen Sondergipfel im September spekuliert. Er könnte den von Rösler forcierten Rauswurf Griechenlands aus dem Euro besiegeln und ein „Vollprogramm“ für Spanien bringen, munkelt man in Brüssel. Der Blog „Never mind the markets“ hat sogar schon ein komplettes Szenario unter dem treffenden Titel „Euro: War’s das schon?“.

Doch noch sträuben sich Merkel und die anderen Euro-Retter gegen einen weiteren Offenbarungseid. Sie wollen es lieber auf die „sanfte“ Tour versuchen – mit Drohungen gegen Griechenland und Lockerungsübungen für Spanien.

In diesem Kontext sind auch die Äußerungen von Draghi zu verstehen. Die EZB werde sich nicht verweigern, wenn es wirklich ernst wird, so der EZB-Chef. Zur Tat schritt er jedoch noch nicht – ebensowenig wie die Eurogruppe, die nach einem Bericht der „Süddeutschen“ eine Intervention des EFSF am Anleihemarkt erwägt.

Ob das reicht, um die Krise zu entschärfen, bleibt abzuwarten. Ich habe meine Zweifel, dass die Märkte sich dauerhaft beruhigen, zumal nicht klar ist, ob Merkel bei Anleihekäufen mitspielt. Vielleicht möchte sich Herr Rösler ja noch einmal zu dieser Frage äußern? Durchschlagende Wirkung garantiert…

P.S. Jetzt gibt es auch eine aktuelle Fortsetzung, und zwar hier


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