Welche Rolle spielte Merkel bei Trump?

Wir wollen nicht kleinlich sein. Bei ihrem ersten Besuch bei US-Präsident Trump hat sich Frau Merkel ordentlich geschlagen. Allerdings wurde nicht klar, in welcher Funktion sie eigentlich in Washington war.

Kam sie als „einfache“ Kanzlerin Deutschlands? Als „mächtigste Frau“ des größten EU-Landes? Als Vertreterin der gesamten EU (28 oder 27, ohne UK)? Oder als heimliche Chefin der Deutschland AG?

Das sind keine unwichtigen Fragen. Denn die vier Rollen sind genauso schwer miteinander vereinbar wie Trumps Wirtschafts-Imperium und seine neuer Top-Job im Weißen Haus. Bei Trump wurde nachgefragt – bei Merkel nicht.

Dabei hat die Kanzlerin die Zweifel an ihrer Rolle selbst geweckt. Denn sie ist mit den Chefs mehrerer deutscher Konzerne nach Washington gereist – ein sehr ungewöhnlicher Vorgang für einen Antritts-Besuch.

Die Mitglieder der Deutschland AG waren sogar bei offiziellen Treffen und Fotos dabei – offenbar wollte Merkel demonstrieren, dass sie unerschrocken deutsche Wirtschafts-Interessen verteidigt.

Gleichzeitig betonte sie aber, dass die im Namen der gesamten EU spreche. Etwa bei der Handelspolitik, bei der Trump gezielt gegen Deutschland vorgehen will. Für den Handel sei Brüssel zuständig, nicht Berlin, so die Botschaft.

Wenn das ernst gemeint sein sollte, dann hätte sie aber auch EU-Vertreter aus Brüssel oder wenigstens Chefs von europäischen Konzernen wie Airbus mit nach Washington nehmen müssen, oder?

Und war war eigentlich mit Merkels neuer Rolle als Führerin der freien Welt? Ausgerechnet davon war in Washington herzlich wenig zu sehen (genau wie in Ankara, by the way)…

Siehe auch Krise West (II)