“Weidmann und die EZB haben Monsanto-Kauf mitfinanziert”
Es ist ein ungeheuerlicher Vorwurf: Die EZB und Bundesbank-Chef Jens Weidmann sollen – wenn auch indirekt – dem deutschen Bayer-Konzern geholfen haben, das US-Skandalunternehmen Monsanto zu kaufen.
Die EZB habe dazu Unternehmensanleihen angekauft, heißt es in einem gut dokumentierten Beitrag auf “telepolis”. Die Zentralbank habe dies sogar zugegeben, allerdings keine Summe genannt.
Die von der Bayer AG und der Bayer Capital Group ausgegebenen Anleihen für den Kauf Monsantos sind in sechs Transaktionen übernommen worden. William Lelieveldt, Sprecher der EZB, bestätigte mir gegenüber den Kauf der Bayer-Bonds im Rahmen des CSPP-Programms, verschwieg aber den genauen Umfang und den Zinssatz.
In den Deal sei auch Weidmann eingeweiht gewesen, heißt es in dem Bericht weiter. Wenn das stimmt, dann ist es mit seiner Unabhängigkeit nicht weit her – ein weiterer Stolperstein auf dem Weg zum EZB-Präsidenten!
Aber mal abgesehen von Weidmann: Es ist natürlich ein Unding, wenn die EZB privaten Firmen dabei hilft, riskante Übernahmen zu starten. Das Anleihenprogramm soll die Wirtschaft stützen, keine Beutezüge erleichtern.
Und es hat Geschmäckle, dass die europäische Notenbank in Frankfurt ausgerechnet einem deutschen Konzern beisprang – noch dazu bei dem großspurig verkündeten Versuch, zum Weltmarktführer aufzusteigen!
Man stelle mal vor, die EZB hülfe Fiat oder Renault dabei, Volkswagen zu überrunden oder Chrysler zu kaufen. Was da los wäre… Doch im vorliegenden Fall schweigt die (deutsche) Wirtschaftspresse vornehm.
Verdächtig ruhig ist es auch um den Skandal um die Überwachungslisten geworden, die Monsanto in Europa angelegt hat. Wo bleiben die Namen, wo bleiben die Sanktionen?
Und was macht eigentlich die EU-Kommission?
Siehe auch “Dieser Skandal ist mindestens so brisant wie Strache” und “Weder Weber noch Weidmann”
Holly01
28. Juni 2019 @ 09:35
Schade, Gaby Weber hat sich selbst zerschossen.
” https://www.heise.de/tp/features/Taz-Redakteur-Sprachrohr-von-EZB-und-Bundesbank-4456721.html ”
Leider hat Sie zu wenig Grundwissen zu Geld, seiner Entstehung und den Funktionen des Geldwesens.
Darum schmeißt Sie Richtig, halb richtig und Vermutung wild mit Meinung durcheinander.
Schade, bis zu diesem Auftritt bei Telepolis war es eine richtig gute show.
vlg
Holly01
26. Juni 2019 @ 16:54
Wenn sich jemand VOR dem deal aufregen möchte, kleines Beispiel:
Infinion kauft gerade so eine IC-Schmiede.
Meine persönliche Einschätzung hat nichts oder nur wenig mit der Realität zu tun, es ist also keine „Kaufgrundlage“ für oder gegen Aktien.
Diese IC Schmiede hat keine eigene Produktion, also Null Erfahrung als Hersteller.
Der Laden läßt komplett fremd Fertigen hat also keine oder sehr wenig was man nicht in einer cloud einlagern könnte.
Rechte? Patente? Nö, nichts bekannt.
Wenn Trum mit China weiter macht ist dieser Laden einer der Verlierer. Die Fertigung liegt in China, das Geschäftsmodell wäre weg.
Preis Milliarden Dollar.
Wenn ich das erwartet zusätzliche Geschäftsvolumen nehme und den erwarteten Gewinn ansetze, dann braucht Infinion nach eigenen Angaben 30 Jahre um den reinen Kaufpreis ohne Zinsen zu erwirtschaften.
Das KANN nicht gut gehen.
Warum macht Infinion das?
Weil die Firme zwischen die Fronten im Wirtschaftskrieg geraten ist. Ich unterstelle, man muss sich frei kaufen, damit die USA der Firma ein Überleben ermöglichen.
WER wird das finanzieren?
Naja, Infinion hat bereits etwas Geld eingesammelt.
Ansonsten geht es denen jetzt so wie Thyssen mit seinen beiden Stahlwerken in Amerika.
Kreditlinie ausgeschöpft, Gewinnerwartung Null, Abschreibung maximal.
Solche Geschäfte macht man aus politischen Gründen und weil keine Bank dumm genug wäre da Geld rein zu stecken, wird das eben extern gemacht.
Da stecken gerne die US „Investmentbanken mit ihren Rateagenturen-Partner drin.
Oder wenn Infinion sehr viel Glück hat eben die EZB.
Da haben die zumindest eine minimale Chance keine Übernahme Witzfigur auf dem Markt zu werden.
Wie geschrieben, Persönliche Einschätzung, Ähnlichkeiten mit der Realität reiner Zufall.
Es beschreibt nur, war das handeln der EZB eben wichtig ist und richtig einsortiert werden muss.
Wir sind mitten in einem Wirtschafts- und Währungskrieg und am Rand zu einem Wettrüsten.
Das muss ja alles finanziert werden.
Nicht das noch jemand denkt die Politik kümmert sich einen Deut um den Klimawandel, ne die drehen ganz andere Räder.
Sie (kicher) Brexit oder diese EU Posse…..
vlg
Holly01
26. Juni 2019 @ 11:19
Ihr überseht alle einen wichtigen Punkt:
Der Kreditgeber nimmt das Objekt als Sicherheit !!
Das bedeutet Eigentum wechselt den Einflussbereich. Eigentümer einer Sache ist, wer über Aufbewahrungsort, Zustand und Verwendung einer Sache bestimmen kann.
Eine “Sache” wie zB Aktien, die als Sicherheit / Basis für Kreditlinien oder eben als tatsächlich gezogene Kredite dienen unterliegen Auflagen.
Bei dem Monsanto Dingens wird ein wichtiger Aspekt sowieso permanent verdrängt:
Monsanto ist ein Inhaber riesigem Bodenbesitz.
Gerade in Schwellenländern soll der Grundbesitz aus dem sonderbaren Geschäftsmodell von Monsanto dazu geführt haben, das dem Konzern halbe Landstriche gehören.
Da man davon nichts hört, schätze ich, dieser Grundbesitz wurde durchgereicht.
BASF hat nach meiner Kenntnis gar keine Sparte für solche Geschäfte.
Da läuft eine gigantische Transformation im Eigentumsbereich, was nichts anderes bedeutet als Rechtetransfers, also Zugriff und Verfügung über realen Besitz und Verschiebung in andere Rechtswesen (= Rechtsräume).
Auf der Ebene der Notenbanken ist das komplett aus dem politischen Einfluss raus…
vlg
Peter Nemschak
26. Juni 2019 @ 14:47
Kreditnehmer von guter Bonität (Investment-Grade) brauchen keine Sicherheiten zu stellen. Ihre Kreditaufnahmen sind blanko.
Holly01
26. Juni 2019 @ 16:39
Y made my day.
So einen Unsinn hat nicht einmal der Ziegenbart gebracht…….
Sie (die Unternehmen) haften so lange mit ihrem “guten namen”, wie die Aktiva deutlich über der Kreditlinie liegt und(oder so lange der Gewinn nach Steuern deutlich über der Zinslast liegt.
Das ist nicht “blanko”. Ein Arbeitnehmer kauft einen Gegenstand auch auf Kredit ohne Sicherheit. Jedenfalls ohne offensichtliche Sicherheit.
Er haftet eben mit seiner wirtschaftlichen Existenz.
Sie haften immer mit ihrer wirtschaftlichen Gesamtexistenz. Bei jedem Kredit und bei jedem Umgang mit Banken.
Haben Sie denn so gar keine Ahnung von Eigentum und Pfandrecht?
Investment Grade … ja das ist eine besondere Art Humor ….
Aber Sie liegen schon nah dran.
Grade => rating => Kontrolle
Genau darum geht es.
Wer hat die Kontrolle über wie viel.
Sehen Sie, die EU durfte ja keine Rateagenturen einführen, die nach ihrem Recht in ihrem Rechtsraum tätig würden.
Ihr Bank Instinkt führt Sie also schon in die richtige Richtung.
Eigentum ist die absolute Verfügung über Ort, Verwendung und Zustand.
Da sitzt jetzt die EZB drin.
Das ist volkswirtschaftliche Absicherung ….
So gesehen “Applaus” Hr. Nemschak, schön gespielt.
vlg
Harald Schumann
25. Juni 2019 @ 15:15
Der Vorwurf ist Unfug. Wenn die EZB ihren Anteil der Anleihen nicht gekauft hätte, wären sie eben bei institiutionellen Anlegern wie Versicherungen und Pensionsfonds gelandet. Vielleicht für ein, zwei Basispunkte mehr, aber das hätte nichts geändert. Der Sinn des ganzen Programms war die Anleiheverkäufe insgesamt für alle Unternehmen zu erleichtern.
ebo
25. Juni 2019 @ 15:59
Klar, es ging nicht um Bayer oder Monsanto. Indirekt hat die EZB aber sehr wohl bei Übernahmen, Investitionen und Innovation geholfen, das sie auch auf Nachfrage selbst ein. Die Linke hat das bereits beim Start des Programms als “überflüssige Subvention” kritisiert: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/europaeische-zentralank-ueberfluessige-subvention-1.3655548
Peter Nemschak
25. Juni 2019 @ 20:03
Indirekt hilft eine offensive Geldpolitik insgesamt den Schuldnern und schadet den Sparern.
ebo
25. Juni 2019 @ 22:33
Das ist in der Tat ein Problem. Meiner Meinung nach liegt es an der falschen, weil zu restriktiven Finanzpolitik
zykliker
25. Juni 2019 @ 15:14
Deutschland wird abgeschafft oder schafft sich selbst ab? Auf diesem Niveau fing man früher und fängt heute noch Gartenzwerge, die in Nationalitäten oder in “Dahoamitäten” empfinden, denn von Denken kann da ja keine Rede sein. Was hat denn eine Firma Bayer außer dem Gründungsort von vor über 100 Jahren und dem Firmensitz heute noch mit dem administrativen Gebilde Deutschland zu tun?
Die Aktienmehrheit fast aller DAX-Firmen liegt heute bei angelsächsischen Vermögensverwaltern, weil die Gehirnwäsche den deutschen Untertan von der Aktie ferngehalten und an sein Sparbuch gekettet hat. Die Welt ist doch längst ein globales Dorf; immer mehr DAX-Vorstände haben keinen deutschen Paß.
Entscheidend für mich ist, daß kein Mitglied der internationalen Eliten mehr in nationalen Kategorien denkt. Man denkt in ökonomischen und in sozialen Kategorien. Hautfarbe oder Paß spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Allenfalls noch, welches Finanzamt freundlicher zu den eigenen Interessen steht.
Dementsprechend steht das Wohlergehen des “eigenen Volks” in der Wertehierarchie aller Politiker weltweit auch unterhalb der wirtschaftlichen und Machtinteressen der neuen Feudalherren, eben der Reichtums- und Führungseliten der internationalen Großkonzerne.
Für den einfachen BILD- und Sarrazin-Leser hält man noch die Identifikations-Chimäre Nationalstaat aufrecht; die substanzielle Musik spielt längst auf wichtigeren Bühnen.
Entwurzelt? Heimat ist etwas regionales und kulturelles, braucht aber keinen Nationalstaat.
Baer
25. Juni 2019 @ 08:33
Die gesamte EZB Politik ist verheerend und wird die Totgeburt € zu Grabe tragen,so sicher wie das Amen in der Kirche.
Allein der Monsantokauf zeigt wieder einmal,wie Deutschland abgeschafft werden soll.
Klimahysterie( wissenschaftlich nichts dran), CO2 Lüge( nichts dran) , Zerstörung der Automobilindustrie ( weltweit unangefochten die beste),Atomausstieg, Kohleausstieg.
Mediale Gehirnwäsche der Deutschen bis hin zur Selbstaufgabe.
Dann noch die Grünen mit ihrem Gott Habeck,der das politische System Chinas gar nicht so schlecht findet. Schicken wir ihn doch für 10 Jahre nach China,vielleicht kommt er ja als AfD Mitglied wieder.
Peter Nemschak
25. Juni 2019 @ 08:29
@ebo aus den Stimmen der Wirtschaft höre ich eher Konkurrenzneid: “ich will das auch für mich haben …”, wobei dieser die Anti-Glykosatstimmung zu nutzen weiß. Trau schau keinem ! Das Problem der EZB sehe ich darin, dass ihr Geldschöpfungsdrang nicht mehr so leicht durch Staats- und Unternehmensanleihen entsprechender Bonität und Liquidität (!) befriedigt werden kann. Risikostreuung wird immer schwieriger. Durchaus diskussionswürdig ist die nach wie vor extrem weiche Geldpolitik der EZB, welche die Sparer schädigt und die langfristig zu erhöhter Inflation führen wird.
Peter Nemschak
24. Juni 2019 @ 20:03
Die EZB kauft auch andere Unternehmensanleihen mit entsprechender Bonität. Man muss nicht immer eine bestimmte Absicht unterstellen, nur weil einem die konkrete Übernahme nicht gefällt. Sie wäre auch ohne EZB zustande gekommen. Selbst wenn Firmenübernahmen nicht den gewünschten Erfolg zeitigen, sind sie nicht grundsätzlich abzulehnen. Sie sind normaler Bestandteil unseres Wirtschaftssystems.
ebo
24. Juni 2019 @ 20:59
Ach ja? Wer hätte denn die größte Übernahme der deutschen Firmengeschichte finanzieren sollen? Ohne Anleihen ging es nicht…
Peter Nemschak
24. Juni 2019 @ 21:57
Die Anleihen von Bayer haben einen großen Markt, eine gute Bonität und sind nicht auf die Finanzierung durch die EZB angewiesen. Die EZB kauft im Sekundärmarkt Anleihen von Unternehmen, die ein Mindestrating von Investmentgrade haben. Die EZB darf nicht im Primärmarkt kaufen. Hier ist nichts Ungewöhnliches passiert, außer vielleicht in den Augen von kapitalismuskritischen oder den Finanzkapitalismus prinzipiell ablehnenden Kommentatoren. Wie man zur Übernahme von Monsanto oder zur Verwendung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat steht, ist eine andere Sache.
ebo
24. Juni 2019 @ 23:14
Kritik kommt auch aus der Wirtschaftspresse : https://finanzmarktwelt.de/finanziert-die-ezb-die-monsanto-uebernahme-fuer-bayer-33920/
zykliker
24. Juni 2019 @ 21:39
Absicht? nein; muß man gar nicht unterstellen: aber man darf feststellen, daß das Anleihe-Kaufprogramm Bayers Finanzierung des Monsanto-Kaufs doch sehr erleichtert hat.
Nicht nur ich, sondern auch der Aktienkurs von Bayer stellt allerdings eine massive Kritik an dieser unternehmerischen Fehlleistung dar.
Ich bin sonst kein Freund der Österreichischen/Libertären Wirtschaftsschule, aber in der Kritik haben sie wohl Recht:
Die lockere Notenbankpolitik begünstigt massive Fehlallokationen von Kapital.
Der Vollständigkeit halber muß ich aber sagen, daß ich den “Österreichern” nur in der Kritik zustimmen kann, ihre Rezepte finde ich in ihrer Wirkung verheerend. Aber das läßt sich leider über viele Denkschulen sagen.