Was nun, Europa?

Die Bazooka von EZB-Chef Draghi spaltet Europa. Während die Mehrheit der Deutschen der neuesten Waffe im Kampf gegen die Eurokrise skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen, zögern Spanien und Italien, sie zu nutzen. Wie geht es nun weiter? Was denken Bürger und Experten? Dazu bringe ich heute einen Gastbeitrag von M.O.Scheele von krisentalk

Von M.O. Scheele

Ein Ende der Euro-Krise ist nicht in Sicht. Die neusten Rettungswerkzeuge – der permanente Rettungsschirm ESM und der ungezügelte Anleihekauf durch die EZB – schieben das Problem im besten Falle in die Zukunft. Es gibt keine politische Lösung für die bisher schwerste Krise in Europa in diesem Jahrtausend. Es wird nach dem Motto verfahren:  Wir zahlen weiter, drucken neues Geld und erkaufen uns Zeit (und wahrscheinlich auch eine Wiederwahl). Es braucht nicht viel Phantasie sich vorzustellen mit welcher Wucht das Kartenhaus zusammenfallen könnte. Wie hat es der englische Politiker Farage in einer eindrucksvollen Rede vor ein paar Wochen im europäischen Parlament zusammengefasst: Die Euro-Titanic hat den Eisberg gerammt und es stehen nicht genug Rettungsboote zur Verfügung.

Was denken die Bürger?  Wie sehen es die Experten und was antworten die Politiker?  Auf www.krisentalk.de ist ein Forum entstanden, welches sich dieses Themas annimmt. Jeder interessierte Bürger kann dort eigene Blog-Beiträge einstellen und andere bewerten. Von Themen wie Geldanlage über Krisenvorsorge und Humorvolles bis hin zu politischen Fragen ist alles vorhanden. So entsteht ein umfassendes Medium zum Informations- und Gedankenaustausch bzgl. der Finanzkrise. Ziel der Plattform ist es, gute Lösungsideen zu promoten und einem breiten Publikum (insb. auch Politikern) verfügbar zu machen. 

Krisentalk ist seit einem halben Jahr live und hat weit über 100 Blogbeiträge gesammelt. Auf der einen Seite haben sich etliche Bundestagsabgeordnete geäußert und die aktuellen politischen Maßnahmen erklärt und bewertet. Die Politiker aller Parteien befürworten den Euro und stehen im Grundsatz hinter der aktuellen Rettungspolitik. Nur beim Thema Eurobonds gibt es unterschiedliche Ansichten. Es gibt im Forum, mit Ausnahme von Herrn Schäffler  (siehe „Inflation ist wie Ketchup“), keinen Politiker, der die Rettungspolitik kritisiert und konstruktive Alternativvorschläge liefert. Stattdessen wird argumentiert, das „Gesamtkonzept zur Lösung der Schuldenkrise“ gefunden zu haben.

Auf der Expertenseite sieht es anders aus. Die Mehrzahl der interviewten Experten kritisiert die Rettungspolitik, prophezeit Inflation und vergleicht die Euro-Rettung mit einer Konkursverschleppung. Dr. Hans-Olaf Henkel argumentiert, dass die „Schuldenunion zwangsläufig in die Inflation führen wird“. Prof. Dr. Bernd Lucke, Gründer von Bündnis Bürgerwille, warnt vor dem riskanten politischen Kurs, der von den Bürgern nicht toleriert werden wird.  Einzig Prof. Dr. Bert Rürup ist sehr optimistisch, sah keine Krisenverschärfung und prognostiziert, dass Griechenland auch noch in 10 Jahren im Euroraum sein wird.

Auch für Spaß ist gesorgt. Beispielsweise ist der meist geklickte Video-Beitrag das „Das große Geschäft in der Krise“. Ebenfalls findet sich dort eine extrem leicht verständliche Erklärung zur Funktionsweise des Rettungsschirms.

Viele interessierte Bürger haben sich ebenfalls mit offenen Briefen, tiefen Analysen und interessanten Gedankenspielen konstruktiv mit eigenen Beiträgen beteiligt. Beispielsweise wird in dem Artikel „Der Zins – Mythos und Wahrheit“ auf das mögliche Grundproblem „Zins“ eingegangen einschließlich politischer und religiöser  Interpretation.

Wir von krisentalk.de freuen uns über weitere Beteiligung auf der Plattform. Es ist wichtig, dass das Thema Schuldenkrise diskutiert und die breite Masse über die Risiken aufgeklärt wird. Sie sind herzlich eingeladen auf krisentalk.de Ihre Sichtweisen zu veröffentlichen und andere Beiträge zu kommentieren.

M.O. Scheele