Was ist Plan B?
Die Eurogruppe verliert die Geduld mit Griechenland. Bei einem Treffen in Riga brachten die Gläubiger einen „Plan B“ ins Gespräch – für den Fall, dass Athen nicht bald einlenken sollte.
Diesmal wurde nicht mehr nur das übliche “Chicken game” gespielt. Mittlerweile sei man schon bei “Angry birds” angekommen, unkte ein Teilnehmer in Riga.
Sauer sind die Herren vor allem auf den griechischen Finanzminister Varoufakis. Denn der weigerte sich erneut, die Renten zu kürzen, öffentliche Bedienstete zu entlassen und Hauseigentum zwangszuversteigern.
Eurogruppenchef Dijsselbloem und seine Kollegen hoffen nun, den Widerstand bis zur nächsten offiziellen Sitzung am 11. Mai zu brechen. Vorher werde kein Geld fließen, so Dijsselbloem.
Damals hat Berlin alle überrumpelt
Doch was passiert, wenn Varoufakis nicht spurt? Dann könnte „Plan B“ zum Zuge kommen, deutete Finanzminister Schäuble an. Ob er schon fertig ist und wie er aussieht, wollte Schäuble aber nicht verraten. Vor der Wiedervereinigung habe man ja auch nicht alles ausgeplaudert, sagte er vieldeutig.
Damals hatte Berlin seine Partner überrumpelt. Das könnte auch diesmal passieren – mit Kapitalverkehrskontrollen, Zwangs-Rekapitalisierung der griechischen Banken und Entmachtung von Varoufakis.
Es wäre das “zyprische Modell”, das die Gläubiger in Riga ausdrücklich gelobt haben. Es liefe auf eine Pleite ohne Grexit hinaus, wie schon in diesem Blog angekündigt.
Man müsste Varoufakis entmachten
Es hat aber einen kleinen Haken: Athen müsste mitspielen und den Kapitalkontrollen zustimmen. Dazu müsste man vorerst wohl Varoufakis entmachten (woran “Bild” & Co. längst arbeiten).
Oder gleich die ganze Linksregierung – wie damals, als Papandreou aufmuckte und ein Referendum ankündigte. Ist das der Plan B? Wenn nein, wie sieht er dann aus?
Die Öffentlichkeit hat ein Recht, das zu erfahren. Denn es geht um die Demokratie. Die Ausrede, das könne die Märkte verängstigen, zieht ja diesmal nicht mehr – nicht wahr, Herr Schäuble?
winston
29. April 2015 @ 05:24
Kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, fixierte man die Ostmark an die DM, die Ostmark wertete innerhalb 24 Std. um 350% auf.
Ostdeutsche Produkte wurden unverkäuflich (die DDR hatte die stärkste Volkswirtschaft in den damaligen Warschauer Pakt Länder).
Folge:
1) Totaler Einbruch der Volkswirtschaft der DDR.
2) Gigantischer Massenexodus von Ost nach Westdeutschland.
3) Exponentiell steigende Arbeitslosenzahlen.
3) Sämtlich Ostdeutsche Produkte wurden von Westdeutschen Produkten ersetzt (es gibt heute kein einziges Ostdeutsches Produkt mehr, ausser in Souvenir Läden).
4) Die Westdeutsche Exportindustrie gewann sozusagen über Nacht ein 18 Millionen Markt. Bei den Westdeutschen Industriellen knallten die Sektkorken.
5) Es flossen riesige Transferleistungen von West nach Ost. (Transferleistungen sind STAATSAUSGABEN und keine KREDITE).
In Griechenland flossen und fliessen weiterhin Kredite die mit Zins und Zinseszins zurück gezahlt werden “müssen”. Nur ein Wahnsinniger wird behaupten das Griechenland seine Kredite zurück zahlen kann/wird, schon gar nicht wenn man die Griechische Volkswirtschaft durch Blödsinnige Austeritätsmassnahmen stranguliert.
Die Eurozone ist ein Totgeburt die nur durch riesige Kapital Verschiebungen in Form von Krediten am Leben gehalten wurde und weiterhin wird.
Wären nicht massive Kredite nach Griechenland, Portugal und Spanien geflossen wären diese Länder schon kurz nach der Euroeinführung Kollabiert.
Nemschak
27. April 2015 @ 19:29
@ebo In einer Demokratie entscheidet die Mehrheit, manchmal alternativenlos zum gegebenen Zeitpunkt (Ansteckungsgefahr etc).
ebo
27. April 2015 @ 21:01
Ohne Wahl macht eine Mehrheit keinen Sinn. Deshalb haben wir nun ja auch die “Alternative für Deutschland” :-).Aber im Ernst: es war vor allem ein Fehler der SPD, Merkel Mehrheiten beschafft zu haben, statt Alternativen aufzuzeigen.
Nemschak
27. April 2015 @ 22:21
Ob diese mehrheitsfähig gewesen wären? Auch eine AfD ist im Grunde ein Minderheitenprogramm. Eine Zeitlang war die Politik Gefangener der Finanzmärkte, die sie schlecht reguliert hatte und ein Getriebener der Fehlkonstruktion Euro. Wind-fall Profite der Banken sind in vielen Ländern durch Bankensteuern abgeschöpft worden, aber das Vertrauen war nun einmal erschüttert.
Laskarina
27. April 2015 @ 17:10
Wer die Macht über die Eurogruppe hat, braucht keine Wehrmacht (mehr).