Warum ich SPON boykottiere

Ich habe mich entschlossen, SPON ab sofort nicht mehr auf diesem Blog zu zitieren. Ich hatte schon lange Bauchschmerzen mit “Spiegel online” – wegen der völlig überdrehten Zeilen, der dünnen Recherche, dem penetranten Hype und der deutschnationalen Brille, in der die EU nur noch als Brüsseler Bürokratenmonster taugt. Eine seriöse Quelle war das schon lange nicht mehr, auch wenn es alle Journalisten und (fast) alle Blogger lesen.

Doch was da heute über die neue Wendung in der Griechenland-Krise verbreitet wird, macht mir den Abschied leicht.

“Noch zwei Jahre mehr zum Nichtstun”, heißt der Kommentar, der uns da von J. A. Heyer mit der Ortsmarke Athen aufgetischt wird. Aus Hamburg hätte man darüber vielleicht noch hinweggelsen. Aber aus Athen? Kennt die Korrespondentin nicht die drakonischen Auflagen, mit denen die “zwei Jahre Nichtstun” verbunden sind (siehe “zwei Jahre für wen?”)? Hat sie noch nie was von einem Spardiktat gehört? Ignoriert sie die Troika-Berichte, die Kürzungen bei den Sozialleistungen fordern (siehe “Wie die Troika arbeitet”)?

Die Schuld nur bei den griechischen Politikern zu suchen, und kein Wort über Merkel und Schäuble zu verlieren, die Griechenland per Sperrkonto zur EU-Kolonie machen wollen, ist billiger deutschnationaler Populismus. Mit Journalismus hat das nichts mehr zu tun. Good-bye, SPON!