Wann endet dieser Alptraum – und wie?
Auf Europa entfallen bereits zwei Drittel der Corona-Toten weltweit. Besserung ist nicht in Sicht, wie die Verlängerung des Ausnahmezustands auch in Deutschland zeigt. Wann endet dieser Alptraum – und wie?
Ein “Europa, das schützt” hatte Ex-Kommissionschef Juncker versprochen. “Europa kann mehr”, prahlt seine Nachfolgerin von der Leyen. Und nun das. Seit Beginn der Pandemie sind schon mehr als 20.000 Menschen in Europa gestorben, davon allein in Italien über 10.000. Der europäische “Schutz” hat sich als wirkungslos erwiesen. Die EU kann nicht “mehr” ausrichten als bisher, sondern weniger denn je.
In Deutschland sieht es zwar noch etwas besser aus. Aber trotz der angeblich so vorbildlichen Politik der Regierung Merkel weisen die Statistiken mehr Infektionen aus als in Frankreich, weltweit liegt Schland auf einem unrühmlichen fünften Platz!
Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, es dürfte noch schlimmer werden, bevor es (vielleicht) relativ besser wird. Dies ist die bittere Erkenntnis dieses Wochenendes.
So haben Deutschland, Frankreich und Belgien wissen lassen, dass die ursprünglich angekündigten zwei Wochen Ausgangs- bzw. Kontaktsperre bei Weitem nicht ausreichen werden.
Kurz nach dem EU-Gipfel, der vollmundig eine “Exit-Strategie” angekündigt hatte, wurde der Hausarrest für die Mehrheit der Europäer bis Ostern verlängert – mindestens.
Das ist beunruhigend – denn es zeigt, dass die Therapie nicht wie erwartet wirkt. Zumindest in Belgien und Frankreich, die früher und strikter reagiert haben als Merkelland, sollten die Zahlen eigentlich jetzt schon besser werden.
Das tun sie aber nicht – auch wenn die Anhänger einer Politik der “flachen Kurve” in Deutschland erste Hoffnungssschimmer erkennen wollen. Was wir derzeit erleben, ist nur die “Ruhe vor dem Sturm”, wie sogar der Schönredner Spahn einräumt.
Ostern wird es ernst
Der Alptraum geht also weiter, ein Ende ist nicht in Sicht. Klar ist nur, dass es kurz vor Ostern ernst wird. Dann fällt, wenn nicht alles täuscht, die Entscheidung über unser weiteres Schicksal.
Doch wer wird diese Entscheidung treffen – ein frei gewähltes Parlament oder ein ungewählter Rat der Experten? Kommt der Überwachungsstaat wie in China – oder eine “Light”-Version wie in Südkorea?
Und was ist mit der EU?
Wird sie in drei Wochen überhaupt noch existieren, werden Italien und Spanien in dieser Tragödie weiter mitspielen? Wie lange hält Frankreich noch durch? Droht eine neue, womöglich finale Eurokrise?
Plötzlich muss man sich auch diese Fragen stellen. Sogar im scheinbar so stabilen und selbstzufriedenen Deutschland. Ein Alptraum…
Siehe auch “Chronik des Versagens (V): Euro-Reform” und “Wo bleibt die demokratische Kontrolle?”
European
31. März 2020 @ 11:02
Pandemien gab es auch schon vor der Globalisierung. Ich glaube also nicht, dass sie deswegen rückgängig gemacht werden muss. Zumal die Welt zusammenarbeiten muss, wenn sie gegen den Klimawandel erfolgreich sein will.
Wir hatten eine solche Situation wie aktuell noch nie. Von daher gibt es keine Blaupause. Wir werden also sehen müssen, wie sich die Dinge entwickeln. Selbst wenn Deutschland auch diesen Wettbewerb gewinnt, wird es auf die anderen Länder warten müssen. Als Exportnation ist sie auf die Abnahme- und Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden angewiesen. Ein Solo wäre völlig unsinnig. Auch die ganzen Hochrechnungen der Wirtschaftsinstitute sind für die Katz. Sie erledigen sich spätestens mit der nächsten Verlängerung des shutdowns.
Wir werden auch das überleben und sehen, wie sich anschließend die Karten neu mischen. Aber wir werden scheitern, wenn wir Europa nicht endlich als Ganzes sehen, für das wir auch alle Verantwortung tragen. Im Moment pickt sich jeder sein Steckenpferd. Die einen haben Steuerparadiese, die anderen bevorzugen massive Exportüberschüsse – die im Gegenzug von anderen Ländern Defizite erfordern. Kurzum, Europa wird zum Selbstbedienungsladen gegen Gebühr und die Bürger müssen das ausbaden, so wie in der Finanzkrise. Private und öffentliche Finanzinstitute wurden von den Staaten mit Steuermitteln freigekauft. Anschließend wurde – und wird immer noch – das Geld von den Bürgern wieder eingetrieben, meistens durch starke Einschnitte, z.B. im Sozialsystem, bei den Renten, Kürzungen im öffentlichen Dienst, Gesundheitssystem oder notwendigen Investitionen.
Gleichzeitig schürt man weiterhin seit 10 Jahren die Mär von den Schuldensündern südlich der Alpen.
So wird das nichts.
Holly01
31. März 2020 @ 12:34
@ European,
schöner Text.
Es ergibt sich nur nicht, es passiert auch nicht einfach.
Das ist geplant und wird umgesetzt.
Zufälle gibt es vielleicht in der Lotterie, aber nicht im hegemonialen Machtbereich.
Da spielt jeder seine zugedachte Rolle.
Da ist immer diese Schublade, wo die Pläne drin liegen.
vlg
vlg
Habnix
30. März 2020 @ 22:01
>> Doch wer wird diese Entscheidung treffen – ein frei gewähltes Parlament oder ein ungewählter Rat der Experten? <<
Es gibt kein frei gewähltes Parlament!
ebo
30. März 2020 @ 22:03
Doch, z.B. den Bundestag!
Holly01
30. März 2020 @ 07:54
Hallo,
“ Plötzlich muss man sich auch diese Fragen stellen. Sogar im scheinbar so stabilen und selbstzufriedenen Deutschland. Ein Alptraum… “
Ich halte drei Hinweise für elementar wichtig:
– Diese Katastrophe ist kein Ende der Welt. Selbst übelste Prognosen prophezeien kein Ende der Welt. Leid und Elend ja, aber nach Corona sind alle Staaten noch da und werden „funktionieren“.
– Die EU Krise ist die Zuspitzung der letzten 30 Jahre. Es ist spätestens seit der deutschen Wiedervereinigung ALLES falsch gelaufen. Eine Sackgasse, deren Folgen inzwischen die EU staaten existenziell bedroht und zu entsprechenden fundamentalen Reaktionen führen wird.
– Das Weltfinanzsystem ist seit den 1970ern (ja, es ist unsere Währung aber Euer Problem) eine Veranstaltung, die nur einen Hintergrund hat, das ist die US Gewaltandrohung.
Ein Land das nicht mehr fähig ist die absolute Gewalt (Krieg) anzudrohen, verliert gerade seinen Einfluss und seine Währungshegemonie.
Wir haben 3 Probleme. Wir haben Sie gleichzeitig. Die Wellen haben sich bereits vor 3 Monaten angekündigt. Der Versuch eine Entflechtung auszuprobieren, ist im Brexit fulminant gescheitert.
Die Globalisierung ist gescheitert.
Damit wird der Neoneoliberalismus scheitern.
Das Bankensystem wird zusammenbrechen. Ob das mit Hyperinflation kommt oder banalen Einzelschicksalen, die einen Dominoeffekt haben ist egal.
Die Weltordnung steht komplett zur Disposition.
Während die USA im Wahnsinn der neoliberalen Folgen versinken, gibt es ein land das gut vorbereitet ist.
Vielleicht wäre es jetzt clever, mit den Anfeindungen gegen China und Russland aufzuhören.
Wir könnten damit stramm gegen einen harten Wind pinkeln.
Die EU wird zerbrechen.
Welche Folgen das für die Länder und die Menschen haben wird kann ich nicht erahnen.
Krieg ist jedenfalls eine sehr wahrscheinliche Folge.
Deutschland mit seine 100.000 bedingt einsatzbereiten Soldaten, täte gut daran, sehr genau zu überlegen, was man jetzt tut oder unterlässt.
In 2 Jahren ist Corona gelaufen, aber unsere Nachbarn sind alle noch da …..
vlg