Votum ohne Wert, Nato in Rostock & Pornoseite soll Hosen runterlassen
Die Watchlist EUropa vom 22. Oktober 2024 – Heute mit einer Analyse zum EU-Referendum in Moldau, einem neuen umstrittenen Militärkommando und schlüpfrigen News vom Digitale Dienste Gesetz.
Moldau hat gewählt – und sich mit hauchdünner Mehrheit dafür entschieden, dass der EU-Beitritt in die Verfassung des kleinen osteuropäischen Landes aufgenommen werden soll.
Doch der Wahlsieg ist nichts wert. Zum einen sind die gemeldeten 50,46 Prozent Befürworter zu wenig, um die Verfassung zu ändern. Dafür braucht es eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament. Die ist nicht in Sicht.
Zum anderen kam die Mehrheit offenbar nur zustande, weil sich Auslands-Moldauer, von denen viele schon in der EU leben (etwa in Rumänien), für den EU-Beitritt ausgesprochen haben.
Ergebnis spaltet das Land
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Es macht jedoch keinen Sinn, wenn diejenigen, die ihre Heimat verlassen haben, über das Schicksal ihres Landes entscheiden und die Ansässigen überstimmen. Das wird Moldau nur weiter spalten.
Last but not least gab es Vorwürfe der Wahlbeeinflussung. In der EU gilt Russland als Bösewicht, der Stimmen mit Geld gekauft haben soll. Doch auch die EU-Kommission hat mit einem Milliarden-Geschenk eingegriffen!
Außenministerin Baerbock hat dies nicht nur eingeräumt, sondern sogar ausdrücklich gelobt. Die EU-Hilfe sei mitverantwortlich für den knappen Wahlsieg, sagte die Grünen-Politikerin.
EU hat massiv nachgeholfen
So geht es aber nicht. Für einen EU-Beitritt braucht Moldau nicht nur eine Einladung aus Brüssel, sondern auch demokratische Verfahren, die über jeden Zweifel erhaben sind.
Das war bei diesem Referendum, bei dem die Stimmung wundersamerweise über Nacht zugunsten der EU kippte, offenbar nicht der Fall. Der Westen hat massiv nachgeholfen – es ging um Geopolitik.
Letztlich zeigt der Wahlsieg nur, dass Moldau nicht reif für den EU-Beitritt ist. Schon die Einladung war ein Fehler – denn das Land verfehlt auch die meisten anderen EU-Standards…
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P. S In einer Erklärung zur Wahl in Moldau zählt die EU Kommission eine ganze Reihe angeblicher russischer Manipulationsversuche auf. Wenn diese auch nur annähernd so schlimm waren wie behauptet, müsste die Wahl annulliert werden. Das wäre wohl auch geschehen, wenn es gegen die EU ausgegangen wäre…
News & Updates
- Nato eröffnet neues Hauptquartier in Rostock. Eigentlich hat die Nato bei der deutschen Wiedervereinigung versprochen, in der ehemaligen DDR keine Stützpunkte zu errichten. Doch nun hat die deutsche Marine ein neues Hauptquartier eingeweiht – für die Nato. Es soll die Ostsee überwachen und Russland auch auf See in Schach halten.
- Linke kündig harte Opposition zu von der Leyen II. an. Die Linke ist im Europaparlament stärker geworden, sagt Martin Schirdewan, der Co-Vorsitzende der Linken-Fraktion. Mit von der Leyen und ihrer neuen Kommission will er nichts zu tun haben. – Ein Interview im Blog
- Meloni hält an Abschiebe-Lager in Albanien fest. Italiens postfaschistische Regierungschefin plant einen Erlass, um das per Gerichtsbeschluss blockierte neue Lager in Albanien zu retten. Offenbar will sie sichere Herkunftsländer künftig selbst festlegen. Ob die Richter diesen Trick akzeptieren? Das ist auch für die EU relevant, denn sie folgt Meloni in der Migrationspolitik…
Das Letzte
Pornhub soll Hosen runter lassen. Die EU-Kommission hat sog. Auskunftsersuchen an die Pornoseiten Pornhub, Stripchat und XVideos geschickt. Die Betreiber sollen die Hosen runterlassen und Informationen zur Moderation der schlüpfrigen “Inhalte” liefern. Die Kommission vermutet, dass wichtige Informationen fehlen – z.B. zu den Qualifikationen des eingesetzten Personals. Kein Witz, so will es der neue Digital Services Act (DSA). Merke: Auch die Anbieter von Nacktbildern müssen sich nackt ausziehen 🙂
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Ute Plass
22. Oktober 2024 @ 10:56
“Die Kommission vermutet, dass wichtige Informationen fehlen – z.B. zu den Qualifikationen des eingesetzten Personals. Kein Witz, so will es der neue Digital Services Act (DSA).”
Zum Schreien komisch, die Forderung : “Qualifikation des eingesetzten Personals”.
Was sagt Sonneborn von der Satire-Partei dazu?
ebo
22. Oktober 2024 @ 11:46
Das frage ich mich auch. Bei dem “Content” braucht man natürlich ganz besondere Qualifikationen für die “Moderation” 🙂
KK
22. Oktober 2024 @ 12:19
Vielleicht wäre Moderatorin samt Jury von GNTM hinsichtlich der ästhetischen Gesichtspunkte ja qualifiziert im Sinne der Kommission? 😉
Monika
22. Oktober 2024 @ 09:56
…, dass Moldau nicht reif für den EU-Beitritt ist.
Merke: Moldau ist dann reif für den Beitritt, wenn die Kreise, für die Moldau “interessant” ist feststellen, dass es reif ist. (reif als Industriestandort für Munitionsherstellung, geheime Labore, Gefängnisstandort für Missliebige, als Flugplatz für Angriffe in Russland, als Lazarettstandort, als Raketenabschussbasis, als Ergänznung für Arbeitskräfte bzw. als Volkssturmreservoir, sind doch bloß 2,5 Mios Einwohner, und alles ohne das wertvolle Leben eines einzigen Amerikanischen Soldaten in Gefahr zu bringen…)
Sagenhafter Ausdruck von american supremacy, zu solch einem Hegemon kann man “aufschauen … wo gabs nochmal die Fähnchen zum gebührenden Jubeln???
Michael
22. Oktober 2024 @ 09:15
NATO in Rostock? Na und? Alles nur eine kleine Provokation! 2+4 war und ist schließlich nur ein Witz!
KK
22. Oktober 2024 @ 13:11
Spätestens seit Minsk I und II wissen wir doch, dass völkerrechtliche Verträge das Papier nicht wert sind, auf dem sie niedergeschrieben wurden!
ebo
22. Oktober 2024 @ 18:18
Russland hat deswegen nun den deutschen Botschafter einbestellt. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/nato-hauptquartier-in-rostock-russland-bestellt-deutschen-botschafter-ein-a-5dbfe87c-d0b2-48d9-9390-acce13ee7823
Kleopatra
22. Oktober 2024 @ 09:04
Woher wissen Sie, dass in Moldawien für eine Verfassungsänderung neben dem Referendum eine Zweidrittelmehrheit im Parlament erforderlich ist und zudem, dass diese “nicht in Sicht” ist? (Wie lauten die einschlägigen Bestimmungen der moldawischen Verfassung?)
Und dass Leute, die auf Arbeit im Ausland sind, in ihrer Heimat mit abstimmen dürfen, ist in einem Zeitalter der Mobilität nur normal (Stimmrecht für Staatsbürger imm Ausland ist die Regel und nicht die Ausnahme; in Moldawien ist allenfalls der hohe Anteil der im Ausland Lebenden ungewöhnlich). Viele sehen das als temporären Aufenthalt und halten die Verbindung zur Heimat aufrecht. Allerdings haben sie dann natürlich ein Interesse an Verhältnissen, bei denen sie bei Bedarf mal ein paar Jahre in EU-Ländern arbeiten können. Russland hingegen will Moldawien an sich binden, im Zweifel sollen Moldawier allenfalls als Arbeitskräftereserve für Moskauer Baustellen und ggf. Kanonenfutter für die Kriege Russlands zur Verfügung stehen.
Es ist keine Stimmung gekippt. Jede Stimme, egal wann sie ausgezählt wird, befindet sich bei Schließung der Wahllokale bereits in der zuständigen Urne. Deshalb ändert sich am Stimmenverhältnis während der Auszählung nie etwas, es wird zu einem immer größeren Anteil bekannt. Bei einem so knappen Ergebnis wäre es auch erstaunlich, wenn während der ganzen Auszählung bereits eine Mehrheit im Sinn des Endergebnisses bestünde.
ebo
22. Oktober 2024 @ 11:45
Ein Ja zum EU-Referendum müsste das – von Sandus Partei PAS dominierte – Parlament noch mit Zwei-Drittel-Mehrheit in die Verfassung einfügen. Allerdings drohte Gagausiens Lokalregierung damit, das EU-Votum nicht anzuerkennen.
https://www.fr.de/politik/inflation-energie-moldau-wahl-praesidentin-russland-eu-putin-ilan-shor-stimmenkauf-zr-93364427.html
KK
22. Oktober 2024 @ 13:09
“Woher wissen Sie, dass in Moldawien für eine Verfassungsänderung neben dem Referendum eine Zweidrittelmehrheit im Parlament erforderlich ist…(Wie lauten die einschlägigen Bestimmungen der moldawischen Verfassung?)”
Unabhängig von Bestimmungen: Wenn hinter einer Verfassungsänderung nach einer Momentaufnahme (!) noch nicht einmal 51% der Bevölkerung stehen, dann ist die Verfassung einfach nicht reif, geändert zu werden. Bei der nächsten Momentaufnahme könnten es dann leicht unter 50% sein… eine Verfassung muss aber längere Zeit Bestand haben können! Allenfalls drohen zukünftig ggf. Spaltung oder gar Schlimmeres.
User european hat ja an anderer Stelle hier aus dem UK berichtet, was da jetzt nach dem fast ebenso knappen Brexit-Entscheid und dessen Vollzug nun los ist!