Von Life Aid zu Global Citizens – der Nutzen bleibt zweifelhaft

Mehr als 6 Mrd. Euro haben die EU-Kommission und die NGO „Global Citizens“ eingesammelt. Das Geld soll beim Kampf gegen Corona helfen – doch zunächst dürften große Pharmakonzerne abkassieren. – Ein Kommentar.

Als Bob Geldof 1985 das „Life Aid“-Konzert für Afrika veranstaltete, stand die Politik staunend am Rande. Daß Popmusiker sich für internationale Hilfsprojekte stark machen, war damals etwas völlig Neues, es hatte noch den Touch des Rebellischen.

Heute ist alles anders. Die Popkultur flirtet mit dem Establishment, die Politik macht sich das gern zunutze. So wie an diesem Wochenende, als die NGO „Global Citizens“ gemeinsam mit der EU-Kommission um Spenden gegen die Corona-Pandemie warb.

Coldplay und Ursula von der Leyen, Shakira und Angela Merkel – das sind keine Gegensätze mehr. Beim Konzert am Samstag waren sie in einem Line-up per Videoclip vereint.

Wer Uschi oder Angie nicht hören wollte, konnte einfach wegzappen, bis zum nächsten Mega-Hit.

Ist das schlimm? Oder cool? Das mag jeder für sich entscheiden, es ist nur noch eine Geschmacksfrage. Viel wichtiger ist doch, was diese Polit-Show bewirkt – und ob das viele Geld wirklich hilft. 6,15 Milliarden Euro wurden allein an diesem Abend eingesammelt.

Die Symbolwirkung ist enorm. Wenn US-Künstler gemeinsame Sache mit der EU machen, noch dazu bei Corona, so läßt sich das als Kampfansage an Präsident Donald Trump verstehen. Mit seiner ignoranten und gefährlichen Corona-Politik steht Trump allein da.

Der Nutzen hingegen ist zweifelhaft. Merkel und von der Leyen können zwar schöne Zahlen vorweisen. Unglaublich sei dieses Ergebnis, jubelte die Kommissionschefin, die noch vor wenigen Monaten (als Verteidigungsministerin) Geld für Militärprojekte verteilte.

Doch ist es wirklich zielführend, wenn nicht nur engagierte Bürger, sondern auch reiche Mäzene, mächtige Stiftungen und sogar weltumspannende Konzerne in die Tasche greifen (müssen)? Was sagt dieser ungewöhnliche Spenden-Mix über die Gesundheitspolitik aus?

Und können wir sicher sein, dass die Milliarden-Summen wirklich den Bedürftigen helfen – und nicht nur den großen Pharma-Konzernen? Big Pharma soll die Medikamente und Impfstoffe gegen COVID-19 entwickeln, die Konzerne dürften auch kräftig abkassieren.

Doch dazu schweigen Merkel und von der Leyen. Ihre Geberkonferenz ist vielleicht populär, aber auch intransparent. Bei „Life Aid“ war es kaum anders – leider.

Siehe auch „Wie Brüssel mit Big Pharma kungelt“

P.S. Wie sich auf der Website von „Global Citizen“ nachlesen lässt, haben folgende Firmen gespendet bzw. dies angekündigt: Andrew und Nicola Forrest-Minderoo Foundation, Citi, Colgate Palmolive, FIFA Foundation, Google, IHS Markit, J&J, P&G, Reckitt Benckiser, Rockefeller Foundation, SAP, Serum Institute of India, Takeda, Verizon, Vodafone und der Wallace Global Fund.