Reisefreiheit: Deutschland schert bei Delta aus

Nun ist es offiziell: Wegen der Delta-Variante hat Deutschland Beförderungsverbote und Quarantäne-Pflichten in Portugal und Russland eingeführt. Damit schert das größte EU-Land aus der EU-Linie aus – wie so oft.

Wegen der starken Verbreitung der Delta-Variante des Coronavirus sind Portugal und Russland seit Dienstag um Mitternacht als Virusvariantengebiete eingestuft.” So beginnt die dpa-Meldung, die das deutsche Denken treffend beschreibt.

Es klingt so, als hätten die betroffenen Länder sich selbst “geoutet”, oder als sei die Einstufung als Virusvariantengebiet eine allgemein gültige Einschätzung. Dem ist aber nicht so. Es ist bisher nur Deutschland, das die Lage in Portugal und Russland so beurteilt.

Die zuständige EU-Behörde ECDC hat noch keinen Alarm geschlagen. Auch Portugals Nachbar Spanien und andere EU-Länder sehen die Lage noch nicht so dramatisch wie das deutsche Panikorchester in Berlin.

Die Folgen für den Tourismus sind ernst, für die Reisefreiheit in EUropa auch. Denn eigentlich soll ab 1. Juli wieder Freizügigkeit gelten – jedenfalls für die Inhaber des neuen EU-Impfausweises.

Doch auch diese Regelung hebelt Deutschland aus. Fast könnte man meinen, dass deutsche Touristen mehr Schutz benötigen als alle anderen EUropäer – oder dass sie stärker bevormundet werden…

Siehe auch “Wortbruch beim Reisen”

P.S. Deutschland hat Spanien und Portugal aufgefordert, neue Beschränkungen für Reisende aus UK einzuführen. Offenbar mit Erfolg, wie “Bloomberg” meldet. So weit reicht er lange Arm von Kanzlerin Merkel…

P.P.S.: Die EU-Kommission hat Deutschland wegen des Reisebanns gegen Portugal ermahnt. Die strengen Beschränkungen für Reisen von und nach Portugal stimmten nicht vollständig mit den Empfehlungen für die 27 EU-Länder überein, die den Sommerverkehr erleichtern sollten. Das ist noch milde ausgedrückt…