Testballon oder Bluff? “Polen könnte Truppen in die Ukraine schicken”
Polen und Balten versuchen seit Beginn des Krieges in der Ukraine, die Nato direkt in den Konflikt hineinzuziehen. Nun probieren sie es mit einer neuen Taktik – der Drohung, eigene Truppen zu schicken.
Eine Gruppe von Nato-Ländern könnte bereit sein, Truppen in der Ukraine zu stationieren. Das erklärte der ehemalige Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen.
Angeführt wird die Gruppe offenbar von Polen, auch einige Balten sollen dabei sein. Schon im vergangenen Jahr hatten sie gefordert, eine Flugverbotszone in der Ukraine einzurichten.
Damals lehnte die Nato ab – denn sie wäre so direkt in den Konflikt verwickelt worden. Dies droht auch nun wieder – wegen der Entsendung von F16-Kampfflugzeugen. Doch die sind noch nicht geliefert worden.
Druck auf die Nato üben Polen & Co. dennoch aus. Sie fordern eine konkrete Beitrittsperspektive für die Ukraine – oder aber umfassende Sicherheitsgarantien für das Land, das einst zu Polen-Litauen gehörte.
Laut Rasmussen, der die Hardliner berät und dafür hübsche Honorare kassiert (er hat sein eigenes Consulting-Unternehmen), meinen es die Länder ernst. Sie wollten Druck ausüben:
“If Nato cannot agree on a clear path forward for Ukraine, there is a clear possibility that some countries individually might take action. We know that Poland is very engaged in providing concrete assistance to Ukraine. And I wouldn’t exclude the possibility that Poland would engage even stronger in this context on a national basis and be followed by the Baltic states, maybe including the possibility of troops on the ground.
Rasmussen lt. The Guardian
In Brüsseler Nato-Kreisen spricht man von einem Bluff. Das Ganze könnte aber auch ein Versuchsballon sein – um zu schauen, ob es Proteste gibt. Wenn nein, dann wäre der Weg frei für neue Vorstöße.
Brandgefährlich
Die Pläne liegen wohl schon fertig in der Schublade. Schließlich ist es ein offenes Geheimnis, dass Warschau ein enges (Kriegs-)Bündnis mit Kiew sucht. Kurz vor dem Nato-Gipfel im Juli könnte es so weit sein.
Eine polnische Intervention würde den Krieg jedoch auf eine ganz neue, brandgefährliche Stufe heben. Denn Polen ist Nato-Mitglied; polnische Verluste könnten die Alliierten nicht unbeantwortet lassen.
Umso mehr kommt es nun darauf an, dass sich Widerspruch regt. Kanzler Scholz, bitte rühren!
Siehe auch “Polen zündelt im In- und Ausland”
Hekla
8. Juni 2023 @ 19:51
Mit anderen Worten: wir werden erpresst. Entweder Sicherheistgarantien, diktiert von der Ukraine oder Truppenentsendung der „Willigen“.
Das ist aus meiner Sicht der sichere Kriegseintritt Europas. Und da sich Europa seit Februar 2022 permanent von der Ukraine erpressen lässt, wird auch diese Erpressung funktionieren. Damit wird die NATO wirklich zur „Nahtod“-Gemeinschaft; allerdings mit suizidalem Schwerpunkt, da meines Wissens aufgrund der massiven Waffenlieferungen selbst die militärische Eigensicherung kaum noch möglich ist.
Ich wünschte, die Menschen in Europa würden endlich aufwachen und sehen, dass ihre Volksvertreter gerade dabei sind, nach ihrer Energiesicherheit, nach ihrem Wohlstand und nach friedlichen Zukunftsaussichten auch ihre physische Existenz aufs Spiel zu setzen.
Scholz wird sich meiner Meinung nach nicht rühren. Wer sich bei einem feindlichen terroristischen Anschlag gegen existenziell wichtige Energieinfrastruktur des Landes nicht gerührt hat, der wird sich auch jetzt nicht rühren. Hier höre ich lieber auf, alles Weitere wäre justiziabel.
KK
8. Juni 2023 @ 18:30
„Denn Polen ist Nato-Mitglied; jeder russische Angriff würde deshalb auch die Militärallianz hineinziehen. “
Ist das so?
Wenn die Polen und Balten aktiv in einen Krieg ziehen, ist es doch noch lange automatisch ein Bündnisfall, wenn sie darin dann was abbekommen… wer sich in Gefahr begibt, kommt bisweilen darin um! Man muss ja nicht blindlings hinterherdackeln!
ebo
8. Juni 2023 @ 18:35
Es gibt keinen Automatismus, das stimmt. Aber die Polen würden sicher die Hilfe der Alliierten einfordern, die Ukrainer auch. Es ist eine schiefe Ebene