Snowden und der neue Merkel-Hype

Helle Aufregung in der transatlantischen Twitter-Späre. Ein verkürztes Zitat von Kanzlerin Merkel hat einen unglaublichen Hype ausgelöst – sogar die “Washington Post” und E. Snowden machen mit.

Snowden spricht in einem Tweet von einem “era-defining moment”. Die Post schreibt: “Thanks to Trump, Germany says it can’t rely on the United States. What does that mean?”

Ja, was soll das bedeuten? Zuallererst, dass Merkel in den US-Medien falsch oder verkürzt zitiert wurde. Sie hat nämlich nicht gesagt, dass man Trump oder den USA nicht vertrauen kann. Sie hat das hier gesagt:

“Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei. Das habe ich in den letzten Tagen erlebt”.

Bei einem Wahlkampfauftritt im bayerischen Bierzelt mit ihrem Lieblingsgegner Seehofer sagte sie außerdem:

“Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in unsere eigene Hand nehmen.”

Das hat sie allerdings schon im Januar gesagt, beim EU-Jubelgipfel in Rom hat sie es sinngemäß auch noch einmal betont. Taten ließ sie ihren Worten nicht folgen.

Auch diesmal glaube ich nicht, dass sie für ein souveränes, von den USA unabhängiges Europa eintritt. Das machen bisher nur die Franzosen; Präsident Macron hat es sogar zum Programm erhoben.

Merkel möchte nun auf der Macron-Welle mitschwimmen – und die CSU auf ihre Seite holen. Nach der Wahl wird sie wieder auf ihr “deutsches Europa”zurückkommen – und Macron ausbremsen.

Und der Hype in den USA? Nun, auch dort herrscht Wahlkampf – man möchte den Mann mit der orangenen Locke loswerden. Dafür allerdings habe ich größtes Verständnis…

Siehe auch “From bad to worse” und “Merkel kommt 15 Jahre zu spät”