USA und EU geloben, sich nicht mehr in Türkei einzumischen

Die USA und die EU haben die Botschafter-Krise in der Türkei entschärft – indem sie geloben, sich nicht mehr in die inneren Angelegenheiten des Landes einzumischen. Sultan Erdogan hat damit mehr erreicht, als er zu hoffen wagte.

Die Entspannung kam mit einem Tweet der US-Botschaft in Ankara: Man halte sich fortan wieder an den Artikel 41 des Wiener Übereinkommens über diplomatische Beziehungen, erklärte die US-Vertretung.

Dieser Artikel besagt, dass sich Diplomaten an die Gesetze und Vorschriften des aufnehmenden Landes halten – und sich nicht in die inneren Angelegenheiten einmischen. Genau das wollte Erdogan erreichen.

Dass er die zehn Botschafter nun doch nicht ausweist, ist ein schwacher Trost. Denn die USA – und in ihrem Gefolge auch die EU – sind eingeknickt. Der Fall Kavala, auf den sie aufmerksam machen wollten, bleibt ungelöst.

Keiner, der die Unabhängigkeit unseres Landes und die Empfindlichkeiten unserer Nation nicht respektiert, kann und darf sich in diesem Land aufhalten. Das möchte ich ausdrücklich betonen. 

Recep Erdogan, zit. nach Tagesschau

Erdogan kann sich nun als Sieger präsentieren – und muß nicht noch mehr wirtschaftliche Turbulenzen fürchten, die eine Ausweisung der westlichen Diplomten sicher zur Folge gehabt hätte.

Bleibt die Frage, warum die USA klein bei geben – und warum sich die EU hinter dem großen Bruder versteckt. Wofür wird Erdogan gerade so dringend gebraucht, dass man ihn schonen muß?

Und wieso soll Artikel 41 eigentlich nur in der Türkei gelten – und nicht auch in Russland oder China, wo sich der Westen täglich in die inneren Angelegenheiten einmischt?

Mehr News und Hintergründe hier. Siehe auch den Kommentar von D. Yüzel in der „Welt“: „Unfassbar, wie sich der Westen vom Krawallbruder Erdogan vorführen lässt“

P.S. Erdogan beteiligt sich auch an der „hybriden Kriegsführung“ mit Flüchtlingen in Belarus. „Die ganze Welt fliegt über Istanbul“, heißt es in einer polnischen Reportage, die die „Welt“ nachgedruckt hat. Warum spricht das in der EU niemand laut aus? Sind die EUropäer aus Angst vor neuen Flüchtlingsproblemen eingeknickt – anders gesagt: haben sie sich erpressen lassen?