US-Handelskrieg: Trump hat einen (teuflischen) Plan
Die Einnahmen aus dem “Zollhammer” sollen die geplanten Steuersenkungen in den USA finanzieren. Doch das ist noch nicht alles – US-Präsident Trump hat offenbar einen größeren Plan.
Die neuen, “reziproken” Zölle würden die größten Steuer-Erleichterungen in der Geschichte der USA möglich machen und gegenfinanzieren, sagte Trumps Handelsberater Navarro dem Sender CNBC.
Trump sei immer zu Verhandlungen bereit, beteuerte Navarro. Man erwarte aber Fairness von den Handelspartnern. Diese müssten vor allem ihre Handelshemmnisse jenseits von Zöllen reduzieren.
Dies ist offenbar der zweite Punkt in Trumps Plan: Die EU und andere Regionen zum Abbau “nichttarifärer Hemmnisse” zu zwingen. Mehrwertsteuer, Abgaben, Regulierungen – immer weg damit…
Es geht nicht nur um Autos
Es gibt aber noch einen dritten Aspekt: Trump will die “alten” US-Industrien (Stahl, Autos, Flugzeuge) mit Zollbarrieren schützen – und durch ausländische Investitionen aufpäppeln. Sollen doch alle ihre Werke in den USA bauen!
Zugleich will er die Expansion amerikanischer Zukunftsbranchen fördern. Dies würde sein “Bündnis” mit X-Chef Musk und anderen “digitalen” Oligarchen erklären. Trump will ihre Dominanz sichern und EU-Regeln à la DSA aushebeln.
Wenn das klappt, könnte er eine teilweise Re-Industrialisierung, aber auch die forcierte Modernisierung der US-Wirtschaft einleiten. Gleichzeitig würden die Reichen entlastet – über Steuersenkungen.
Es ist ein teuflischer Plan – denn er geht auf Kosten der Umwelt, des Klimas und des Rests der Welt, EUropa eingeschlossen. Aber völlig verrückt ist er nicht – ob er aufgeht, steht auf einem anderen Blatt…
Mehr zu Trumps Handelskrieg hier, Update hier
P.S. Zu Trumps Plan gehört offenbar auch die Wiederaufnahme der Wirtschaftsbeziehungen zu Russland. Derweil setzt die EU auf noch mehr Sanktionen – was kann da schon schief gehen…? Mehr hier (Newsletter)
Arthur Dent
9. April 2025 @ 09:08
@ Karl
Deutschlands Steuerzahler haben hunderte von Milliarden Euro in eine völlig ineffiziente Energiewende gesteckt und sollen noch weitere 1500 Milliarden darin versenken.
Je erzeugter Kilowattstunde Strom hat Frankreich nur ein Zehntel der Emissionen Deutschlands ohne Energiewendeklimbim. Die USA steigen einfach aus dem Klimaabkommen aus. Es geht bei der Bekämpfung des Klimawandels um Big Money. Ohne staatliche Subventionen würde sich nicht ein einziges Windrad in Deutschland drehen. Mit 4 – 5 200-PS-Dieselmotoren kann ich die gleiche Leistung erzielen, die kann ich in jeder Garage unterbringen und kosten nicht zwölf Millionen Euro das Stück.
Karl
9. April 2025 @ 06:41
@Arthur Dent: „Wenn ich mich zwischen Klimawandel und Armut entscheiden müsste“ — Billige Polemik! Wie viele Menschen haben diese Entscheidungsmöglichkeit? – Und wie viele Menschen, gerade in Indien, erleiden Armut DURCH Klimawandel und durch die Hindu-Nationalisten unter Modi?!
“ … gibt es in Indien, in absoluten Zahlen gemessen, weltweit immer noch die meisten Menschen, die unterhalb der internationalen Armutsgrenze leben – ein Erbe der Ausbeutungen der Kolonialzeit.“ (Walter Lindner in ‚Die Bauwelt‘ #7, 2025)
Monika
8. April 2025 @ 16:51
…zum Abbau “nichttarifärer Hemmnisse” zu zwingen…
Und ja, es gab ind gibt immer noch gute Gründe “Freihandel”sabkommen wie TTIP als nicht ertrebenswertes Szenario zu sehen:
Nur mal so als Beispiel: die privaten Schiedsgerichte, die dann in Handelssachen von Konzernen gegen Staaten angerufen werden können, aber NICHT umgekehrt! Wenn dann die große Sauerei von Privat verursacht ist, kann der gelackmeierte Staat nicht klagen. Aber vorher der Konzern, wegen Investitionshemmnissen.
Diese Art des Casinokapitalismus sollte beendet werden. Fast ist man versucht zu sagen whatever it takes…und zack brauchen wir und haben wir Krieg…
Arthur Dent
8. April 2025 @ 13:17
Wenn ich mich zwischen Klimawandel und Armut entscheiden müsste, ich würde nicht die Armut wählen. Indien auch nicht, hat Modi gesagt.
2024 hat der Bau von Kohlekraftwerken in China ein Zehnjahreshoch erreicht. Man hat gerade mit dem Bau von 94,5 GW Kohlekraftwerken begonnen.
Trump braucht die Re-Industrialisierung, um sich von China unabhängig zu machen. Eine Volkswirtschaft, die nur aus Finanzmärkten, Blackrock und Vanguard besteht, ist gar keine.
Skyjumper
8. April 2025 @ 12:06
@Helmut Höft
“Das geht nicht! Denn genau das hieße das europäische Vorsorgeprinzip – nur in Verkehr bringen, wenn’s nach menschlichem Ermessen sicher ist…….”
Dieses vollkommen überbordene Sicherheitsdenken schafft zwar einerseits tatsächlich Sicherheit (meistens zumindest), und sorgt auch für einen Haufen Arbeitsplätze in der Verwaltung. Diese Medaille hat aber auch eine sehr häßliche Kehrseite.
Das uns China und die USA technologisch so weit abgehängt haben liegt an genau diesen Sicherheitsbestreben. Das unsere Produkte irre teuer sind liegt daran dass hier noch mal kontrolliert werden muss, und dort normal, und jedesmal eine Dokumentation, jedes mal ein Bericht. Das kostet.
Ich kann es schlußendlich nur für die mir wirklich vertraute Branche sagen. Aber da können Sie gut und gerne davon ausgehen, das 30 % der Herstellkosten, und damit etwa 25 % der Kosten (in meinen Fall mündet das in Mietkosten) ausschließlich auf solche Dinge entfallen.
20 Jahre weiter gedacht werden wir perfekte Wohnungen haben. supersicher, super klimafreundlich, super komfortabel ……… und leerstehend (bzw. gar nicht erst gebaut). Denn Wohnen wird die Hälfte von uns unter einer (einsturzgefährdeten) Brücke, in einen U-Bahn-Eingang oder zusammengepfercht in Schlaf-/Koch-Klos. Denn leisten können sich diese perfekten Wohnungen zunehmend nur noch die Begüterten.
Ich nehme meine Branche (subjektiv) als besonders betroffen wahr, aber es wird dank des umfassenden Vorsorgeprinzips wahrscheinlich in anderen Branchen auch nicht viel besser aussehen.
Helmut Höft
8. April 2025 @ 10:26
“Diese müssten vor allem ihre Handelshemmnisse jenseits von Zöllen reduzieren.” Das geht nicht! Denn genau das hieße das europäische Vorsorgeprinzip – nur in Verkehr bringen, wenn’s nach menschlichem Ermessen sicher ist, den Normen genügt und den Kunden nicht schädigt – durch das amerikanische Nachsorgeprinzip zu ersetzen. Dort gibt es zwar auch Vorschriften, die aber weiter gefasst sind und primär den Kapital-/Renditeinteressen dienen. Wird jemand geschädugt, kann er ja klagen – das läuft häufig auf ein Duell Taschenmesser gegen Schwert raus.
Soweit die Theorie, jetzt zur Praxis: Die europäische Politniki wird’s schon richten! mC
umbhaki
7. April 2025 @ 22:45
Trumps Handelsberater Navarro? Da habe ich doch gerade anderswo was gelesen:
https://blog.fefe.de/?ts=990d3b64
Ron Vara alias Navarro. Es sind wirklich die Besten der Besten, mit denen der beste Präsident, den die Vereinsamenden Staaten von Amerika je hatten, sich umgibt.
Robby
7. April 2025 @ 21:07
Bin kein Trump Fan, wäre ihm aber zu Dank verpflichtet wenn er dem Monster EU den Garaus machen würde.
Michael
7. April 2025 @ 20:33
Apropos: Leyen will jetzt – halb auf Musk Linie einschwenkend – Freihandel für Industriegüter aber nicht für die Landwirtschaft, auch weil Macron dagegen ist!
Skyjumper
7. April 2025 @ 17:06
“Es ist ein teuflischer Plan – denn er geht auf Kosten der Umwelt, des Klimas …..”
Wer die IMMENSEN Kosten für Umwelt und Klima weiterhin stemmen möchte muss bereit sein erhebliche Einschnitte im Lebensstandard zu bejahen. Urlaub, eine ordentliche Gesundheitsversorgung und eine warme Wohnung werden für die Mehrheit der Europäer (beim derzeitigen Fahrplan) nur noch ein Traum von vergangenen, goldenen Zeiten sein.
Ob es dazu eine Alternative gibt – ist die 1 Trillion $ Frage. Verkürzt sagt das alte Indianersprichwort: Geld man nicht essen. Stimmt. Aber ohne Geld hat man auch nichts zu essen.
Skyjumper
7. April 2025 @ 16:57
Auch Trump kann das Schwein nur 1x schlachten. Entweder es Zolleinnahmen welche dann wie auch immer verwendet werden können, zum Beispiel für Steuersenkungen, ODER es gibt eine Re-Industrialisierung. Im gleichen Maße wie eine etwaige Re-Industriealisierung eintritt wird es jedoch auch zu weniger Importen, und damit weniger Zolleinnahmen führen.
Und davon abgesehen sind Zoll und Steuern auch nur linke Tasche/rechte Tasche. Die US-Konjunktur ist in ganz erheblichen Maße Konsumabhängig. Jeder $ Zolleinnahme senkt die Gesamtkaufkraft der US-Bevölkerung, die Steuersenkungen gleichen das – bestenfalls – wieder aus.
Aus amerikanischer Sicht wird (mittelfristig betrachtet) nichts an der Re-Industrialisierung vorbeigehen. Das Aussenhandelsdefizit ist einfach nicht mehr länger tragbar. Aber das bedeutet auch für die USA zunächst einmal ein tiefes, und längeres, tal der Tränen. Eventuell gelingt es Trump durch die Steuersenkungen seine Wähler davon abzulenken, aber unterm Strich wird der normale Europäer wenigenr im Portemonaie haben, sondern auch der Amerikaner. Der Westen, beiderseits des Atlantiks, hat bisher unterm Strich mehr verkonsumiert als erwirtschaftet. Und das zunächst einmal ganz losgelöst vom Verteilungsproblem.
ebo
7. April 2025 @ 17:07
Für die Re-Industrialisierung sollen doch auch die anderen sorgen – über Investitionen in den USA. Denn die sind ja vom Zoll befreit…