Update Ukraine: “Die Lage ist miserabel”
Während die Nato die Kriegstrommeln rührt, wird die Lage an der Front in der Ukraine immer schwieriger. Ein Update mit Einschätzungen aus der FT, Newsweek, The Hill und vom WEF in Davos.
Beginnen wir mit der “FT”. Sie eröffnet ihren Bericht mit diesem bezeichnenden Zitat: “Die Lage ist miserabel”, heißt es gleich am Anfang.
“I’m going to tell you the truth,” says Vanya, a Ukrainian soldier serving in a reconnaissance unit fighting alongside marines on the east bank of the Dnipro river in southern Ukraine. “The situation is deplorable.”
Financial Times
Die Aussichten für einen Durchbruch in 2024 seien schlecht, heißt es weiter. Deshalb setze Kiew nun auf “aktive Verteidigung” – also eine Taktik, die zuerst Russland eingesetzt hat (mit einigem Erfolg).
Noch düsterer zeichnet “Newsweek” die Lage. Die russischen Angreifer kämen an drei wichtigen Frontabschnitten voran, schreibt das Blatt.
Russian forces are edging forward at three key points along Ukraine’s frozen front line, according to the latest analysis by the Institute for the Study of War, as Kyiv warns that staggering losses alone will not stop Moscow’s war machine.
Newsweek
Ukrainian foreign minister Kuleba to Western countries: "We offer you the best deal: you don't sacrifice your soldiers, give us weapons and money, and we will finish the job." pic.twitter.com/1zSs97l5Q0
— NEXTA (@nexta_tv) January 19, 2024
Doch die EU will das nicht wahrhaben. Die Ukraine verteidige sich auf “spektakuläre Weise”, heißt es in Brüssel. Es sei “unsere Pflicht”, den ukrainischen Streitkräften weiter militärisch zu helfen.
Eine Verhandlungslösung ist kein Thema.
Und was plant die Ukraine? Außenminister Kuleba hat in Davos erklärt, dass nun die Zeit für eine Eskalation gekommen sei. “We must abandon the idea that we mustn’t escalate”, wird er zitiert.
Und wohin soll die Eskalation führen? Nun, in der Nato rechnet man schon mit einem Übergreifen des Kriegs, etwa auf das Baltikum…
Siehe auch “Unselige Kriegs-Rhetorik” und “Krieg in der Ukraine: Darüber will die EU nicht reden”
P.S. Wie die Eskalation aussehen könnte, beschreibt “The Hill” aus Washington”: Die Ukraine und ihre Stellvertreter in den USA un der EU sollten sich auf das Schwarze Meer konzentrieren und die Krim angreifen. Vor allem die Kerch-Brücke müsse zerstört werden. Nachtigall, ick hör dir trappsen – genau dafür will Kiew ja das deutsche Taurus-System haben…
President Joe Biden’s top aides bluntly told lawmakers in a private meeting on Wednesday that if Congress fails to authorize additional military aid for Ukraine in the coming days, Russia could win the war in a matter of weeks — months at best, according to two people familiar…
— Velina Tchakarova (@vtchakarova) January 21, 2024
Arthur Dent
22. Januar 2024 @ 17:29
@Kleopatra
Hunderttausend „Narren“ unserer Art, die Hüte tragen, hunderttausend andere umbringen, die Turbane tragen, oder von ihnen abgeschlachtet werden, und dass das nahezu auf der ganzen Erde seit undenklichen Zeiten der Brauch ist… und dass der Streit um ein paar Schmutzhaufen geht… und nicht etwa, dass ein einziger unter all den Millionen Menschen, die sich niedermetzeln lassen, auch nur einen Strohhalm von diesem Schmutzhaufen forderte.(Voltaire)
Worum geht’s hier eigentlich nochmal?
KK
22. Januar 2024 @ 18:04
„Worum geht’s hier eigentlich nochmal?“
Zeitenwende, Kriegstüchtigkeit, Ich-hab-den-Längsten…
…oder – frei nach Egon Bahr – einfach nur um Interessen! Vorrangig um die des MIK und der USA.
Stef
22. Januar 2024 @ 12:47
@ Kleopatra: Würden Sie denn sagen, dass die Anwesenheit von “irregulären Truppen” (sagen wir mal Fremdenlegionäre aus Frankreich) das russische Militär dazu ermächtigt, französische Zivilisten anzugreifen? Dann wäre ihr Standpunkt nämlich konsistent.
Dann wäre aber auch der dritte Weltkrieg drastisch näher gerückt…
Anton
22. Januar 2024 @ 10:28
@Kleopatra:
In der Tat gab es Kamphandlungen (Verletzung des Waffenstillstands) von beiden Seiten. Und auch irreguläre russische Truppen waren im Donbas(s). Neben den Truppen der Separatisten. Aber die Zahl der zivilen Opfer (Tote und Verwundete) war deutlich höher als auf der von der Kiewer Regierung kontrollierten Sete der sog. Kontaktlinie. Die OSZE Sonderbeobachtungsmission in der Ukraine (OSCE SMMU) hatte im September 2017 (in dem Jahr war ich in Kiew für eine EU Beratermission tätig) dazu einen minutiös recherchierten Bericht über die Opfer beider Seiten im Jahr 2016 vorgelegt. Den kann man nachlesen, auch wenn der „Unmut“ der Regierung in Kiew dazu geführt hat, dass die OSZE solche Berichte für Jahre nicht mehr erstellt hat, es gab viel später nur einen einzigen zweiten Bericht mit gleicher Tendenz. Nur in „unseren“ Medien gab es dazu nichts.
Arthur Dent
22. Januar 2024 @ 09:58
@KK
Eben!
90.000 Nato-Soldaten an Russlands Grenze – die wollen bestimmt nur spielen.
Stef
22. Januar 2024 @ 07:31
“Frau Baerbocks Außenpolitik hat nicht mit Feminismus zu tun. Ich verstehe nicht, dass die deutschen Feministinnen das nicht längst klargestellt haben.”
Haben sie, siehe z. B. Alice Schwazer, die dafür an den Pranger gestellt wurde.
Donetzk wurde und wird wie viele andere Orte im Donbass, wie ebo richtigerweise herausgestellt hat, seit 2014 nahezu täglich beschossen. und zwar werden gezielt zivile Ziele angegriffen. Alleine die Märkte von Donetzk city waren in den letzten beiden Jahren mehr als 20 Mal Ziele mit zahlreichen zivilen Toten. Während man aber in Tagesschau und heute über die russischen Angriffe z. B. auf Charkiw ausführlich berichtet (und dabei geflissentlich unter den Tisch fallenlässt, dass beim letzten Angriff über hundert französische “Söldner” getötet wurden, die auf Seiten der Ukraine gekämpft haben), stellt dieser Bericht über Donetzk nichts anderes als ein Feigenblatt dar.
Arthur Dent
21. Januar 2024 @ 21:51
Um Taurus Marschflugkörper abfeuern zu können, benötigt man Tornados oder Eurofighter. Hat die Ukraine welche? Von welchen Flugplätzen sollten sie auch starten? Von Rumänien?
Die Forderung nach Taurus ist wie ein Running-Gag.
KK
22. Januar 2024 @ 00:30
„Die Forderung nach Taurus ist wie ein Running-Gag.“
Nur, dass ein Running-Gag idR lustig ist; an der Forderung, die ratzfatz in den dritten, dann nuklearen Weltkrieg führen kann, ist jedoch absolut nichts lustig!
KK
21. Januar 2024 @ 16:12
Interessant dazu, dass heute in den Nachrichten des DLF mal darüber berichtet wurde, dass die ukrainische Armee einen Markt in Donezk beschossen habe, mit wohl 25 toten “Menschen” (BTW, Opfer auf ukrainischer Seite werden in unseren Qualitätsmedien konsequent “Zivilisten” genannt).
https://www.deutschlandfunk.de/newsblog-zum-krieg-in-der-ukraine-100.html
Sollte da so langsam was kippen in der Berichterstattung, wenn jetzt auch über ukrainische Angriffe auf Marktbesucher berichtet wird?
In den letzten Wochen gab es ja immer mal wieder Meldungen über von Russland getötete “Zivilsten”, aber das waren immer nur einzelne oder maximal an den Fingern einer Hand abzählbare Todesopfer. Kein Vergleich zu den ukrainischen Angriffen – oder gar denen Israels in Gaza.
Und wo bleibt da eigentlich unsere feministische Aussenpolitik, die sich sonst zu nahezu jedem einzelnen ukrainischen Opfer rührselig äussert?
ebo
21. Januar 2024 @ 16:14
Das ist die traurige Besonderheit in der Ukraine.: Seit 2014 bombardiert sie ihre eigenen Leute im Donbass, ohne Rücksicht auf Verluste.
Zum Glück haben “wir” das in der DDR nicht gemacht…
KK
21. Januar 2024 @ 18:26
„Zum Glück haben „wir“ das in der DDR nicht gemacht…“
„Uns“ wären auch unsere Verbündeten damals dabei in den Arm gefallen – und hätten nicht auch noch die Waffen nebst Ausbildung daran geliefert.
MarMo
21. Januar 2024 @ 21:50
Eine traurige Besonderheit – ich finde das ist eine besonders euphemistische Formulierung dafür, dass die USA nachdem die Farbrevolutionen in der Ukraine nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hatten, im Zuge der Euro-Maidan-Proteste die USA einen Putsch initiiert hat, der die nationalistischen Kräfte an die Macht gebracht hat (ohne dass die damit verbundenen Verbrechen jemals aufgeklärt wurden). Infolgedessen es ein Sprachengesetz eingeführt wurde, dass die ukrainische Sprache als einzige Amtssprache zulässt, Rentenzahlungen in den östlichen Teil eingestellt wurden und acht Jahre Krieg gegen die überwiegend russischstämmige Bevölkerung im Donbass geführt wurde. Ab Mitte Februar 2022 wurde der Raketenbeschuss auf den Donbass von der ukrainischen Armee stark intensiviert (was die OECD dokumentiert hat). Ja, und dann ist die russische Armee am 24.02. rein. Das Märchen vom unprovozierten Angriffskrieg – es steht einer Verhandlungslösung im Weg.
Frau Baerbocks Außenpolitik hat nicht mit Feminismus zu tun. Ich verstehe nicht, dass die deutschen Feministinnen das nicht längst klargestellt haben.
KK
22. Januar 2024 @ 00:27
@MarMo:
„Frau Baerbocks Außenpolitik hat nicht mit Feminismus zu tun.“
Sorry, da hab ich doch tatsächlich die Anführungszeichen um das „feministische“ herum geschlampt, die da eigentlich genau so selbstverständlich hin müssen wie um die sogenannte „AfD“. Mea culpa…
Kleopatra
22. Januar 2024 @ 08:10
Der Donbass war seit 2014 von irregulären russischen Truppen besetzt und Kampfhandlungen gab es von beiden Seiten. Truppen wie Putins Räuberbanden im Donbass zu bekämpfen, ist legitim. Diese Soldateska hat ja auch den Abschuss des Passagierflugzeugs auf dem Gewissen.