Update Trump 2.0: Von der Leyen will LNG-Deal
Wir hatten es in diesem Blog vermutet, nun ist es offiziell: EU-Chefin von der Leyen will einen Deal mit dem neuen US-Präsidenten Trump beim Flüssiggas (LNG). “Wir erhalten immer noch viel LNG aus Russland”, sagte sie beim Sondergipfel in Budapest. Die EU könne dies durch LNG aus den USA ersetzen. Das sei billiger und senke die Energiepreise. Hier sehe sie einen Ansatzpunkt für Verhandlungen mit den USA über den europäischen Handelsbilanzüberschuss. Trump hatte mit Strafzöllen gedroht. Fun Fact: Wegen des chinesischen Überschusses bei E-Autos hat die EU selbst gerade Strafzölle eingeführt…
Arthur Dent
9. November 2024 @ 17:15
Montag sind erst mal wieder alle in Baku, mal eben kurz die Welt retten. Zum 29. Mal hintereinander. Wird irgendjemand mit dem Zug anreisen? Seit einem halben Jahrhundert machen wir in Deutschland Umwelt- und Naturschutz wie verrückt, allein die Dinge wollen nicht besser
werden.
(Trump macht übrigens jetzt den Lindner – Schwarze Null, Schluss mit Leistungsbilanzdefiziten).
🙂
european
9. November 2024 @ 12:24
Reuters berichtet, dass Trump dabei ist aus dem Klimaabkommen von Paris auszusteigen. Das hatte er bereits in seiner letzten Amtszeit vorgehabt und nun wird es umgesetzt. Bedeutet noch mehr Frackinggas für die Welt.
https://www.reuters.com/business/environment/trump-prepares-withdrawing-paris-climate-agreement-nyt-reports-2024-11-08/
Arthur Dent
10. November 2024 @ 23:49
@european
China betrachtet sich selbst als Schwellenland, zahlt allenfalls nach eigenem Ermessen. Da wird Trump nicht so dumm, dass Geld zum Fenster hinauszuwerfen. Und wenn bisher hundert Milliarden Dollar jährlich in diesem Klimafond nichts bewirkt, dann muss man drastisch erhöhen. 1000 Milliarden etwa?
Michael Conrad
9. November 2024 @ 12:04
Trump wird als eine seiner ersten Amtshandlungen die Restriktionen gegen die Förderung von Fracking Gas aufheben, die von den Demokraten erlassen wurden.
Davon werden die USA aber in Zeiten von KI und Bit Coin Mining einen großen Teil selbst benötigen. Mal sehen, ob da für die EU überhaupt noch etwas abfällt. Billig wird
es auf jeden Fall nicht werden.
LNG ist über die ganze Produktions- und Lieferkette hinweg betrachtet die bei weitem umweltschädlichste aller Methoden zur Erzeugung von Energie. Da wäre es sogar noch besser, weiterhin heimische Braunkohle zu verwenden und zusätzlich in Carbon Storage zu investieren.
Die Erzeugung von Windenergie ist zur Zeit nahe Null und ist für die Bereitstellung einer jederzeit sicheren Energieversorgung weitgehend ungeeignet.
Will sich die EU nicht weiter von den USA ökonomisch abhängig machen und industriell von China abhängen lassen, dann führt an einer sicheren und preiswerten Energieversorgung kein Weg vorbei. Womit wir dann wieder bei Atomkraft und russischem Gas ankommen.
KK
9. November 2024 @ 12:51
Trump bereitet den erneuten Austritt aus der Pariser Klimavereinbarung vor. Da kann Deutschland CO2 einsparen, soviel es will – die USA bedanken sich und blasen umso mehr in die Luft.
Stef
9. November 2024 @ 10:44
Das ist in jeder Hinsicht dumm. Einen Deal mit einem Entgegenkommen zu beginnen, verkennt die Art der Verhandlungsführung, die man bei Trump walten lassen muss. Die Annahme des US LNG billiger ist als russisches halte ich für ausgemachten Blödsinn. Ganz zu schweigen davon, dass russisches Pipeline-Gas mit Abstand, das ökologischste und billigste ist, was wir in dieser Hinsicht bekommen können. Und die Russen wollen liefern.
By the way: Die Weltmeister der Subventionierung sind nicht die Chinesen, sondern wir Deutschen mit unserem künstlichen Exportüberschuss (=Überkapazitäten). Nur dass wir uns das immer schönreden. Trump wird unsere Lebenslügen vermutlich nicht glauben.
Kleopatra
9. November 2024 @ 11:55
Ein Staat, der sich im Krieg mit der NATO, wovon Deutschland ein Mitglied ist, und dem Westen insgesamt sowie der EU sieht, kommt als Vertragspartner für so langfristige Verträge wie Gaslieferung über Pipeline einfach nicht in Frage, selbst wenn sowohl das Preisargument als auch das ökologische durchaus valide sind. Außerdem wären die Pipelines reparaturbedürftig (;-)) und nach einem Artikel in der FAZ wurde die Zertifizierung für Nord Stream 2 nicht in rechtlich korrekter Weise erteilt, so dass man sie wohl als erschlichen und unwirksam ansehen muss.
Und ein Handelsbilanzüberschuss ist nicht zwingend ein Indiz für unzulässige Subventionen. Man kann freilich argumentieren, dass die Schröderschen Hartz-Reformen und die damit einhergehende relative Zurückhaltung deutscher Gewerkschaften in Bezug auf Lohnforderungen wie eine Subvention wirken, aber im Sinn der einschlägigen Rechtsvorschriften (Stichwort WTO) sind sie keine.
Stef
9. November 2024 @ 14:28
Kein Problem, machen wir Frieden, zertifizieren und beziehen dann russisches Gas. Wo ist das Problem?
european
9. November 2024 @ 12:02
So ist es.
Eigentlich mutet es schon fast komisch an, wenn jetzt die erklärten Apologeten des Freien Marktes und des Freihandels kalte Füße bekommen, weil ihnen der scharfe Wind ihrer eigenen Ideologie ins Gesicht bläst.
Art Vanderley
8. November 2024 @ 22:03
Wie steht es eigentlich mit „merit order“, diesem „marktwirtschaftlichen“ Instrument, bei dem wundersamerweise der teuerste Energieträger bestimmend ist für den Gesamtpreis.
Gut, VdL ist eine Randfigur in der Opposition und kann da nichts ändern…
Mit Trump verhandeln ist allerdings nicht verkehrt, man sollte jetzt nicht von einer gewissen Abhängigkeit von den USA kippen in einen EU-Isolationismus, weil man beleidigt ist wegen des „falschen“ Präsidenten.
Die transatlantische Verbindung ist wie die Globalisierung und die EU- nicht das Vorhandensein ist das Problem, sondern die Art und Weise der Gestaltung.
So gesehen hat die Wahl Trumps ihre Vorteile, das kann auch Kräfte freisetzen.
Kleopatra
9. November 2024 @ 08:06
@Art Vanderley: Die Idee dahinter ist, dass alle Energieerzeuger jederzeit den gleichen Preis für ihr Produkt bekommen sollen. Und das bedeutet, dass in einem Zeitraum, in dem das Netz die Kunden nur versorgen kann, wenn der Strom eines relativ teuren Kraftwerks dazugekauft wird, eben alle anderen Kraftwerksbetreiber auch diesen Preis bekommen. In Perioden, in denen die billigen Kraftwerke ausreichen, ist der Preis dann entsprechend niedriger.
Wenn Sie Eier kaufen, gehen Sie auf den Markt und schauen, wer seine Eier wie teuer anbietet. Wenn Sie aber so viele Eier kaufen müssen, dass Sie das gesamte Angebot der billigen Anbieter aufkaufen und zusätzlich noch auf die teuersten zurückgreifen müssen, werden die billigen Anbieter natürlich nicht einsehen, weshalb sie Ihnen ihre Eier billiger anbieten sollten. (Da Sie so enorm viele Eier kaufen müssen, können die billigsten Anbieter ihren Preis bis zu dem Preis des Anbieters erhöhen, dessen Eier Sie gerade noch kaufen müssen, um die benötigte Eierzahl zu erhalten).
Somit ist das System „merit order“ letztlich logisch und nachvollziehbar.
Art Vanderley
10. November 2024 @ 20:19
@Kleopatra
Das ist das erste Mal daß ich eine plausible Begründung für dieses System höre, warum kommt sowas nicht aus der Politik? Einen Einwand hätte ich dennoch: Der Energiemarkt ist, mehr als andere, auf Stabilität und langfristige Planbarkeit angewiesen. Wäre es nicht besser, Schwankungen besser auszugleichen über öffentliche Mittel? Hier handelt es sich um Grundversorgung, die vielleicht nicht gänzlich dem Markt überlassen werden sollte.
Michael
10. November 2024 @ 16:13
Die Alternative zu US-Abhängigkeit ist nicht EU-Isolationismus sondern die Hinkehr zu Eurasien! Genau das weiß und fürchtet die USA!
Art Vanderley
10. November 2024 @ 20:23
@Michael
Kooperation mit Eurasien- ja.
Abwendung vom transatlantischen Bündnis- nein.
Ersteres auch zur Schwächung nationalistischer, imperialistischer und teils sogar rassistischer Vorstellungen die derzeit dominant sein dürften bei Vorstellungen eurasischer Weltherrschaft.
Michael
8. November 2024 @ 19:36
Statt souveräner Politik unterwirft sich die oberste Vasallin in Brüssel und übt sich in Trumps “deal making” oder “ transactional politics”! Ob sie davon ebenso profitieren wird wie Trump?
KK
8. November 2024 @ 21:56
Sie hat schliesslich sieben Kinder zu versorgen… das Mutterkreuz allein reicht nicht für den gewohnten Lebensstil mal sieben.
AwM
8. November 2024 @ 19:02
Gedealt wird doch hoffentlich nicht wieder per SMS?
KK
8. November 2024 @ 21:54
Doch, natürlich… und diese SMS vernichten sich dann – wie bei vdL gewohnt – nach dem Lesen selbst…
Kleopatra
8. November 2024 @ 18:06
Die Strafzölle sind eine Reaktion auf Subventionen des chinesischen Staates und nicht auf einen Handelsbilanzüberschuss. Kann im Zweifel im einschlägigen Rechtsakt nachgelesen werden.
ebo
8. November 2024 @ 18:12
Ma muß nicht alles glauben, was Dombrovskis erzählt. Die EU subventioniert ihre EV auch.
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_23_6823
Kleopatra
9. November 2024 @ 08:17
Wir können davon ausgehen, dass in der EU nur im Einklang mit dem EU-Recht subventioniert wird (;-)). Die ausführliche Begründung für die Strafzölle steht in den ersten 1268 Erwägungsgründen der Durchführungsverordnung (EU) 2024/1866 der Kommission (ELI: http://data.europa.eu/eli/reg_impl/2024/1866/oj).
ebo
9. November 2024 @ 11:44
Sind Sie wirklich so naiv?
https://www.energy.gov/articles/biden-harris-administration-announces-155-billion-support-strong-and-just-transition
Kleopatra
9. November 2024 @ 12:00
Ich halte mich nicht für naiv; aber ich hatte mich auf die EU bezogen und nicht auf die Politik der USA. Und es ist mir klar, dass auch die EU subventioniert, wofür sie ein ausgefeiltes System hat, um zu bestimmen, ob eine Subvention (“Beihilfe”) zulässig ist oder nicht. Zudem existieren zu dieser Frage völkerrechtliche Vorschriften (Welthandelsorganisation). Die EU wirft China nicht einfach Subventionen vor, sondern dass diese Subventionen nach Ansicht der Kommission über das Zulässige hinausgehen.
ebo
9. November 2024 @ 12:19
Richtig. Die EU hätte vor die WTO ziehen müssen, bevor sie “Ausgleichszölle” verhängt. Doch sie hatte es eilig, VDL wollte unbedingt nochvor der US-Wahl Fakten schaffen. Man beachte das Timing – auch in diesem Fall sagt es fast alles…
KK
9. November 2024 @ 12:48
@ Kleopatra:
„Wir können davon ausgehen, dass in der EU nur im Einklang mit dem EU-Recht subventioniert wird“
Wir können ebenso davon ausgehen, dass in China nur im Einklamng mit dem chinesischen Recht subventioniert wird…
KK
8. November 2024 @ 17:41
„Das sei billiger und senke die Energiepreise.“
Normales Gas aus Russland via Pipeline wäre nochmal sehr viel billiger und senkte die Preise sehr viel deutlicher. Und sehr viel umweltfreundlicher wäre es ausserdem, wo doch alle von der Klimaerwärmung reden…!