Stoltenbergs Coup und die offensive US-Strategie

Die Ankündigung von Nato-Generalsekretär Stoltenberg, 300.000 Soldaten für die Eingreiftruppe zu mobilisieren, sorgt für Verwirrung. Dahinter steht eine neue, offensive US-Strategie.

Die Schnelle Eingreiftruppe der Nato soll von bisher 40.000 Soldaten auf mehr als 300.000 verstärkt werden. Dies wirft Fragen auf, wie wir schon in unserem Newsletter geschrieben haben:

Warum nicht 100.000 – oder 240.000, wie zunächst geplant? Wie kann es sein, dass Stoltenberg diese Bombe platzen lässt, noch bevor der Gipfel darüber diskutiert hat?

Das fragen sich auch viele Nato-Insider. Stoltenberg habe auf dem Gipfel für Verwirrung gesorgt, schreibt „Politico“

As hundreds of officials, diplomats and journalists gathered in Madrid on Tuesday for this week’s NATO summit, many reacted with surprise to the figure, which would amount to a more than seven-fold increase of NATO’s existing response force. People were puzzled over what, exactly, the secretary-general meant. They wondered how the number had been calculated and what kind of troops would be involved. It was unclear whether it would entail extra costs.

Politico

Für etwas mehr Klarheit sorgen, wie in der Nato üblich, die Amerikaner. Denn auf sie geht das Ganze natürlich zurück. Sicherheitsberater Sullivan erklärt, worum es bei der Neuaufstellung geht.

Die Nato müsse „combat-credible“, also „kampfglaubwürdig“ werden, berichtet E. Theveßen von Bord der „Air Force 1“. Der „embedded“ ZDF-Journalist schreibt weiter:

Wladimir Putin, so das Ziel, muss glauben, dass die Verbündeten jederzeit zum Kampf bereit und fähig sind. Und das soll er vor allem an drei Punkten erkennen: Zum ersten die unerschütterliche Geschlossenheit gegenüber Russlands Angriffskrieg. Die Ukraine soll alles bekommen, von weitreichenden Raketen bis zu Panzern westlicher Bauart, um so viel verlorenes Gelände wie möglich zurückzuerobern. (…) Zum zweiten, die geplante massive Verstärkung der Ostflanke mit teils permanenten Militärbasen in mehreren osteuropäischen Ländern und zum dritten der unvermeidbare Nato-Beitritt von Schweden und Finnland. All das sind Elemente einer großen Gesamtstrategie, die US-Präsident Joe Biden Stück für Stück vorantreibt.

ZDF

Es geht also darum, die Nato auf die neue US-Strategie auszurichten. Diese ist nicht mehr nur defensiv, sondern „combat-credible“, also kampfbereit. Und natürlich soll die Nato nicht mehr nur gegen Russland kämpfen, sondern ggf. auch gegen China.

Ich bin immer noch gespannt, was Scholz und Macron dazu sagen…

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P.S. Die USA wollen auch ihre Präsenz in Europa ausbauen. Präsident Biden sagte, die USA würden ein ständiges Hauptquartier in Polen einrichten, zwei zusätzliche F-35-Kampfflugzeugstaffeln nach Großbritannien schicken und die Luftverteidigung und andere Kapazitäten in Deutschland und Italien ausbauen. Zudem werde der rotierende Einsatz von Truppen im Baltikum ausgebaut.