EU mahnt Israel zu Zurückhaltung
Die EU bricht ihr Schweigen zur Eskalation in Nahost: Nach Ratspräsident Michel hat auch der Außenbeauftragte Borrell ein Statement herausgegeben. Er mahnt Israel zu Zurückhaltung.
„Das willkürliche Abfeuern von Raketen der Hamas und anderer Gruppen gegen israelische Zivilisten ist inakzeptabel“, so Borrell am Mittwoch Nachmittag – zwei Tage nach Beginn der Eskalation.
Zugleich müsse die Reaktion darauf „verhältnismäßig und mit größtmöglicher Zurückhaltung bei der Anwendung von Gewalt erfolgen“.
Die EU sei „bestürzt über die zahlreichen toten Zivilisten und Verletzten, darunter auch Kinder“, erklärte Borrell. Damit ging er auf die zahlreichen Opfer auf palästinensischer Seite ein.
In den meisten deutschen Medien werden sie kaum erwähnt. Dort ergreift man ziemlich einseitig Partei für Israel und sein „Recht auf Selbstverteidigung“.
Borrells Statement unterscheidet sich deutlich von Ratspräsident Michel. Der hatte sein Schweigen etwas früher gebrochen – und per Twitter erklärt:
I just spoke to @PresidentRuvi of Israel.
— Charles Michel (@eucopresident) May 12, 2021
Very worried by the recent upsurge of violence and indiscriminate targeting.
Priority should be de-escalation and prevention of the loss of innocent civilian lives on both sides.
Jetzt fehlt nur noch Kommissionschefin von der Leyen. Ich möchte fast wetten, dass sie auf der deutschen Linie liegt…
Siehe auch „Eskalation in Israel – und die EU hat keine Stimme“
P.S. Vier Tage nach Beginn der Eskalation meldet sich nun auch von der Leyen – wie erwartet ergreift sie Partei für Israel:
Sehr besorgt über die Situation in Israel und Gaza.
— Ursula von der Leyen (@vonderleyen) May 14, 2021
Ich verurteile die wahllosen Attacken der Hamas auf israelisches Gebiet.
Zivilisten auf allen Seiten müssen geschützt werden.
Die Gewalt muss sofort enden.
El Zorro
13. Mai 2021 @ 09:45
Borell spricht Tacheles. Im andauernden Wahldebakel Israels wird mit harten Bandagen gekämpft. J e d e s M i t t e l ist Recht, Koalitionen mit der arabisch-islamischen Raam-Partei (vier Mandate) zu untergraben.
Da käme ein herbeigeführter Kriegszustand grade recht. Böse Zungen behaupten, dass bei früheren Anlässen schon mal „Auftragsraketen“ als Alibi herhalten mussten.
RichardRoe
13. Mai 2021 @ 08:49
Der aktuelle Konflikt hat im Grunde mit Israel wenig zu tun, es handelt sich um eine Art Wettbewerb zwischen Hamas und Fatah, denn Mahmud Abbas wollte im 15. Jahr seiner 4-jährigen Amtszeit Wahlen im Westjordanland ausrufen. Es war ohnehin schon nicht sicher, ob nicht die Hamas, eine Zweig-Organisation der in Ägypten inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft, ohnehin die Mehrheit bekommen und infolgedessen den Präsidenten der PA stellen würde. Damit die Fatah bei der Wahl nicht als „friedlich“ gegenüber Israel dastünde, ließ er die Krawalle in Jerusalem beginnen. Damit die Hamas nun nicht ins Hintertreffen gerät, schießt sie mit inzwischen 1300 Raketen nach Israel. Israel schlägt hart zurück und versucht die materielle und personelle Terror-Infrastruktur im Gaza-Streifen nachhaltig zu zerstören. Die Hamas hat inzwischen Verhandlungen erbeten, doch Israel sagt, es sei noch nicht fertig mit der Zerstörung. An sich müsste die Hamas froh sein, dass Israel, wie schon mehrfach angedroht, den Gaza nicht wieder besetzt und die Terroristen aus ihren Löchern holt.
ebo
13. Mai 2021 @ 10:23
Dieser Konflikt hat sehr wohl mit Israel zu tun. Mittlerweile geht es um die Frage, ob israelische Juden und israelische Araber noch miteinander leben wollen bzw. können. In Jerusalem, aber auch in vielen kleinen Städten des Landes, kämpfen Isrealis gegen Israelis, es kommt sogar zu Lynchungen, zum Teil vor laufenen Kameras. Es geht längst nicht mehr nur um die Palästinenser bzw. Hamas, sondern darum, einen Bürgerkrieg zu verhindern.