Unter Hochdruck

Der Filialleiter begehrt gegen seine Chefin auf

Sind dies die entscheidenden Stunden der Eurokrise? Die hektischen Versuche, Deutschland zum Einlenken zu bringen, sprechen dafür. Nach EZB-Chef Draghi und Frankreichs Präsident Hollande versucht nun auch US-Finanzminister Geithner, den Weg für Interventionen zugunsten Spaniens freizumachen. Kanzlerin Merkel und Finanzminister Schäuble stehen unter Hochdruck – bald könnten sie sich auf der Anklagebank wiederfinden.

Eigentlich sollte es ein ruhiger Sommer werden. Merkel und Schäuble hatten vor ihrer Abreise aus Berlin die Devise ausgegeben, den Ball flachzuhalten. Doch nun stehen sie mit dem Rücken zur Wand und müssen – wie im Falle Schäuble – sogar noch im Urlaub hohen Besuch empfangen. Geithner will am Montag versuchen, den deutschen Widerstand gegen eine Intervation am Anleihemarkt zuugnsten der EZB zu brechen.

Es wird höchste Zeit: Sogar Eurogruppenchef Juncker fürchtet mittlerweile den Zerfall der Eurogruppe. Es sei „keine Zeit mehr zu verlieren“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. In den nächsten Tagen müsse etwas passieren. Doch die deutschen Medien tun so, als sei die Junckers Privatmeinung, und als seien Merkel und Schäuble nach Kräften um eine Lösung bemüht. Dabei stehen sie – wie noch immer in den letzten Monaten – voll auf der Bremse.

Anders ist nicht zu erklären, dass Schäuble immer noch so tut, als seien die horrenden Zinsen, die Spanien am Anleihemarkt bezahlen muss, kein Problem. Dass Wirtschaftsminister Rösler immer noch fordern darf, Griechenland müsse den Euro verlassen. Und dass Merkel immer noch schweigt. Ihre Erklärung vom Freitag, alles tun zu wollen, um den Euro zu retten, ist nur ein Feigenblatt – denn wenn es konkret wird, zögert sie.

Aus Brüsseler Sicht spielt die Bundesregierung mit dem Feuer. Sie darf die Dinge nicht länger treiben lassen, sondern muss endlich etwas zur Rettung Spaniens unternehmen. Wenn Merkel keine Anleihekäufe der EZB will, muss sie etwas anderes vorschlagen. Andernfalls macht sie sich schuldig am drohenden Zerfall der Eurozone – und den negativen Folgen für Deutschland. Und die werden nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch verheerend sein.

„Warum behandelt Deutschland die Eurozone wie eine Filiale“, fragt Juncker. Er hätte auch sagen können: Wieso behandelt Berlin Europa wie eine Kolonie? Damit ist eigentlich alles gesagt… 





kostenloser Counter

Twittern