Unser schmutziger Krieg
Russland reagiert auf die EU-Sanktionen mit einem Einfuhrverbot für westliche Agrarprodukte. Gleichzeitig sagt Nato-Generalsekretär Rasmussen der Ukraine weitere Unterstützung zu. Beide Meldungen zeigen: Wir können nicht mehr so tun, also gehe uns der Krieg in der Ukraine nichts an.
Wer die deutschen Leitmedien liest, hat von den Bombardements auf Donezk ebenso wenig mitbekommen wie von der westlichen Militärhilfe für die Führung in Kiew.
Dieser Krieg, so glauben viele, werde einzig und allein von Russlands Präsident Putin und seinen Schergen geführt. Nato und EU waschen ihre Hände in Unschuld.
Selbst die Sanktionen, die EU und USA unilateral – an Uno und WTO vorbei – verhängt haben, schienen uns bis vor kurzem nichts anzugehen. Sie treffen nur Putins Clan, hieß es.
Doch nun schlägt Putin zurück – und trifft mit der Agrarbranche den am meisten gepamperten Sektor der EU. Seine Einfuhrverbot wirkt sofort – im Gegensatz zu den EU-Sanktionen.
Gleichzeitig, “passend” zur Schlacht um Donezk, reist Nato-Rasmussen nach Kiew – und widerlegt damit das Ammenmärchen, das Bündnis mache einen großen Bogen um die Ukraine.
Das Gegenteil ist der Fall: die Nato fungiert seit Wochen als Scharfmacher, CIA und Bundeswehr schicken Berater und “Beobachter”, USA und EU denken offen über Waffenlieferungen nach.
Und wozu das Ganze? Für einen schmutzigen Krieg, bei dem unsere ukrainischen “Freunde” mit Panzern gegen das eigene Volk losgehen und die Ermittlungen zum Flug MH17 durchkreuzen.
Heute wurde vom Beschuss eines Krankenhauses in Donezk durch die ukrainische Armee berichtet, gestern von Bombardements auf Wohnhäuser. Das erinnert arg an den Nahen Osten, oder?
Doch es geht um Osteuropa. Es geht um einen geopolitischen Großkonflikt, der längst die Gefahr eines großen Krieges birgt. War die EU nicht einmal angetreten, genau das zu verhindern?
Und sollten die Sanktionen nicht dazu dienen, die Eskalation zu beenden? Das hat Außenminister Steinmeier beteuert. Nun wirken seine Worte wie eine Nebelkerze. Dahinter brennt es lichterloh…
Siehe zu diesem Thema auch “Wir strafen uns selbst” und “Logik des Handelskriegs”
photo credit: snamess via photopin cc
Lalla
4. September 2014 @ 10:03
Deutschland hat bereits zwei Kriege angezettelt und es wird genauso enden wie Karthago bei den Punischen Kriegen. Bei ersten Krieg wurde es besiegt, beim zweiten zerstört und nach dem dritten hat man es nicht mehr gefunden.
Peter Nemschak
4. September 2014 @ 14:06
Was den Zweiten Weltkrieg betrifft, haben sie uneingeschränkt recht. Hinsichtlich des Ersten Weltkriegs ist die Lage wesentlich komplexer (siehe Christopher Clark, Die Schlafwandler). Da sind sich die Historiker nicht einig.
Johannes
10. August 2014 @ 16:35
Es hat auch ein Gutes, die EU aus Brüssel, SPD und CDU zerstören immer weiter das Image einer EU, in der es doch nur um den großen Frieden immer gehen soll.
Wann immer in Euro- EU Diskussionen CDU und SPD was von demokratischen Werten erzählen, braucht man nur auf den NSA Skandal hinweisen. Sieg für die Kritiker, Niederlage für die Eurofanatiker. Ein Traum.
Und wenn argumentiert wird, man müsse Banken in Portugal retten wegen dem europäischen Frieden, braucht man nur auf die EU-Ukraine Haltung hinweisen, dass die EU doch wohl nicht soooo notgeil auf Frieden ist wie Brüssel immer tut, sonst hätte man eine neutralere Position einnehmen müssen. Perfekt, man kann Brüssel ein Interesse am Krieg unterstellen, wann gab es mal solch eine Gelegenheit? Perfekt.
NSA und Ukraine, sie kratzen jeden Tag mehr am Image eines angeblichen Friedensprojektes namens EU. Hey, das alles auch Vorteile, nicht nur schreckliche Nachteile!
ebo
10. August 2014 @ 17:36
Kann man so sehen, doch was ist die Alternative? Deutschland ist Teil der EU und hat auch keinen besseren Kurs in Sachen Ukraine…
winston
10. August 2014 @ 08:22
Betrachtet man die EU-Länder individuell, so sind Lettland, Litauen, Polen und Finnland am meisten auf den Export nach Russland angewiesen. Sie liefern größtenteils Butter, Käse und Quark. 41 Prozent der finnischen Butterexporte und 47 Prozent der Ausfuhren von gefrorenem Fisch gehen
nach Russland. In Lettland und Litauen entfallen 43 Prozent der Exporte an Wursterzeugnissen auf Russland. Polen und Litauen hatten bislang in Russland ihren größten Abnehmer für Gemüse, Früchte und Nüsse.
In Deutschland, Italien, Großbritannien und Spanien könnten insbesondere ausgewählte Unternehmen die Wirkung der Sanktionen Russlands zu spüren bekommen, befindet man im Institut für Globale Strategieforschung. Nach Berechnungen des Instituts entfallen nur neun Prozent des spanischen und sechs Prozent des italienischen Exports an gefrorenem Rindfleisch, und nur sechs Prozent des deutschen Exports an Schweinefleisch und Trockenfrüchten auf Russland.
http://de.rbth.com/wirtschaft/2014/08/09/russlands_embargo_das_europaeische_loch_im_supermarktregal_30657.html
Polen und Finnen haben bereits bei der EU protestiert und verlangen eine Entschädigung für Exportausfälle.
Polen und Finnen sind das nicht die, die sich am lautesten für EU Sanktionen gegen Russland einsetzten ?
luciérnaga rebelde
9. August 2014 @ 14:16
Putin ist halt einfach gscheiter als Obama, Barroso und Merkel. Sanktionniert die Einfuhr von Agrarprodukten, die er sich locker aus Lateinamerika und anderswo holen kann. Leiden an der Sache werden aber, wie immer, die Südländer.
Und zu beachten: die kürzliche Zusammenkunft der BRICS wo sich einiges zusammenbraut. Das hat man davon, wenn man sich auf lebenszeiten Alleingrossmacht hält und alles zusammenschiesst, was nicht spurt…
GS
9. August 2014 @ 13:18
ebo, die mediale Berichterstattung ist auch katastrophal. Der Einzige, der sich mal getraut hat, eine abweichende Meinung zu schreiben, war der Steingart vom Handelsblatt. Dafür hat er auch ordentlich Prügel bezogen. Es wäre nun gerade die Aufgabe der Presse, endlich mal zu hinterfragen, worum es in diesem Konflikt geht. Von MH17 habe ich auch schon lange nichts mehr gehört. Wo sind denn nun die ganzen Beweise und was ist mit den Flugschreibern? Mediale Funkstille zu diesem Thema. Man hat wohl nicht die Wahrheit erzählt…
Ansonsten ist die derzeitige Politik einfach katastrophal. Die deutsch-russischen Beziehungen werden langsam aber sicher ruiniert. Aber Berlin und EU-Brüssel trotten weiter Washington und NATO-Brüssel hinterher und lassen sich an der Nase durch die Manege ziehen. Eine neue Rezession in weiten Teilen Europas, diesmal auch in Deutschland, ist m.E. absehbar. Genau das braucht Europa nun ganz und gar nicht. Interessiert aber keinen.
Und das Schönste ist dann immer, wenn man von den eigenen neuen “Freunden” auch noch erpresst wird. Kiew droht damit, kein Gas und Öl mehr nach Europa durchzuleiten:
http://www.bloomberg.com/news/2014-08-08/ukraine-says-it-s-tightening-encirclement-of-rebels.html
So blöd muss man erst einmal sein. Wird lustig werden, ab September/Oktober, wenn die Temperaturen fallen. Die Russen brauchen schon gar nicht mehr selbst mit ihrer Gaswaffe zu drohen, das übernehmen die Idioten in Kiew jetzt schon für sie. Das wird ein kalter Winter in Osteuropa. Sicher wird dann unsere glorreiche Bundesregierung wieder zur Hilfe eilen und die eigenen Gasspeicher für die Hetzer in Warschau und anderen Hauptstädten leeren – bis am Ende auch in Deutschland das Gas rationiert werden muss.
ebo
9. August 2014 @ 13:56
Steingart hat wieder zugeschlagen, meine Einschätzung hier: https://lostineu.eu/das-handelsblatt-schert-aus/ Übrigens habe ich in der “taz” auch ein paar kritische Kommentare abgesetzt…
winston
8. August 2014 @ 16:04
Wo sind jetzt Steinmeier und Klitschko, die noch im Februar mit geschwellter Brust beim Maidan rumspazierten und gegen den demokratisch gewählten Ukrainischen Präsident Janukowitsch polterten ?
Das verhalten der EU in der ganzen Ukraine-Krise ist nur noch grotesk und wirr, das gleiche gilt für die immer noch ungelöste Eurokrise, nach mittlerweile 6 Jahren. So was hat es in der jüngsten Geschichte noch nie gegeben. Die halbe Eurozone ist bereits in der Deflation, und Draghi zuckt mit den Achseln.
Wer nimmt den diese EU noch ernst ?
Heidi Preiss
8. August 2014 @ 21:47
Da haben Sie wohl recht. Hierzu gibt es einen sehr guten Beitrag von “Hinter der Fichte”.
Peter Nemschak
9. August 2014 @ 09:28
Wer sagt, dass der überwunden geglaubte Ost-/Westkonflikt nicht auch ohne die Ukraine früher oder später wieder ausgebrochen wäre? Warum soll sich das Verhalten von Großmächten in den letzten 25 Jahren grundsätzlich geändert haben? Die EU ist keine Großmacht, aber verlockendes Wirtschaftsobjekt für Großmächte.
Peter Nemschak
8. August 2014 @ 12:14
Putin wird den Krieg nicht verlieren, aber auch nicht gewinnen, soferne die EU -Staaten zusammenhalten. Irgendwann wird das Patt zu Verhandlungen führen. Dass uns der Krieg nichts angeht, stimmt nicht. Schon heute spüren wir seine Auswirkungen, was aber zu erwarten war. Dass die Zivilbevölkerung bei militärisch ausgetragenen Konflikten leidet, ist auch nicht neu. Ich fürchte, wir werden in Zukunft mehr derartige Konflikte auf der Welt erleben, da die Anzahl der nichtstaatlichen Akteure in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Die Gefahr eines Großkriegs sehe ich weniger als die Tatsache vieler lokaler Kriege, meistens mit Beteiligung der Großmächte.
susi6256
8. August 2014 @ 16:23
putin wird zwar nicht gewinnen .aber unsere regierung wird er schon ein ständchen bereiten genauso den usa da bin ich mir sich das ,mister o das grosse laufen kriegt
Heidi Preiss
8. August 2014 @ 21:31
Ob Putin gewinnen wird oder nicht, ich denke, das kann man derzeit nicht sagen. Die Karten zwischen Washington und Moskau sind schon gemischt. Der geopolitische Frontverlauf zeichnet sich seit Monaten deutlich ab. Und die untereinander zerstrittene EU steckt mittendrin im Schlamassel. Deren politische “Führer” scheinen außer Acht zu lassen, dass es im Zentrum Europas richtig krachen wird, wenn sich der Konflikt zwischen Russland und dem Westen weiter verschärfen sollte.
Habnix
9. August 2014 @ 00:52
Sehr richtig ist das schon, das die nichtstaatlichen Akteure in den letzten Jahren stark gestiegen sind aber die Finazielle und Materielle Zuwendungen von Regierungen an die nichtstaatlichen Akteure sind scheinbar wohl gestiegen.Meine Vermutung auch bei NSU von Seiten des Verfassungschutz als Bsp.Man darf nur dran erinnern das beim Verfassungsschutz plötzlich Papiere versehentlich in den Schredder gelangten, die da garnicht hingelangen durften.Das alles ist sehr Mysteriös.So gibt es auch ungereimtheiten hinsichtlich der RAF.Man denke da nur an Buback.
Peter Nemschak
9. August 2014 @ 18:11
Was die Geheimdienste betrifft, werden diese tun, was immer technisch möglich ist, ungeachtet aller gesetzlichen Beschränkungen. Die (behauptete) nationale Sicherheit bricht jedes Recht.
susi6256
9. August 2014 @ 08:20
Das Hauptproblem was deutschland hat, und ist wir sind besetztes Land , sozusagen können unsere Freunde mit uns machen was sie wollen das ist grad die grosse Sch…e . wenn hier jemand krieg will dann usa , Seht euch um in wievielen Ländern Sie weltweit menschenrechtsverletzungen geführt hatten ,
1983 provozierte man russland , war auch haarscharf am 3weltkrieg vorbei .
wenn es russland nicht mehr geben sollte dann macht euch aufs schlimmste gefasst dann gibts kein kapitalismus, sozialismus ist leider zusammengebrochen .dann leben wir in der knechtschaft 14-18.jahrhundert ,
Unseres Regierung pennt Sie unterstützen diese Naziverbrecher Klitschko der Gleich zur Eu gerannt ist mir wird übel , was sich derzeit hier und weltweit abspielt ist der usa zuverdanken
Marc
8. August 2014 @ 10:47
Wieso versagen ihre Kollegen so kläglich?
Hanuman
8. August 2014 @ 11:39
Angst!
“Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.”
Bernd
8. August 2014 @ 16:31
Oh nein, diese “lupenreinen Demokraten” wissen genau, was sie tun. Die Frage ist doch eher, was haben die US-Terroristen in der Hand, alle auf Linie zu bringen/zu halten?
Marcel
8. August 2014 @ 10:05
Die EU hat versagt. Wenn es so weiter geht gibt es Krieg. Und das im schönen atomaren Zeitalter. Ich finde es immer wieder schön, dass die Politiker immer wieder ihre eigenen Richtlinien verletzen und sich wundern, warum der Bürger immer mehr die Schnauze voll hat.
Pavel
8. August 2014 @ 08:56
Wie können das die EU Politiker zullassen? Diese Denkweise ist für mich unverständlich. Denkn die Menschen auch so?