Ukraine: Selenskyj will die USA und die Nato noch tiefer in den Krieg ziehen
Der ukrainische Staatschef Selenskyj hat einen „Siegesplan“ angekündigt. Er sieht eine weitere Eskalation vor – machen US-Präsident Biden und seine designierte Nachfolgerin Harris mit?
Sage niemand, er habe nichts gewußt. Auf einer Pressekonferenz in Kiew hat Selenskyj einen Plan für den „Sieg“ gegen Russland angekündigt. „Der wichtigste Punkt dieses Plans ist es, Russland zu einem Ende des Krieges zu zwingen“, sagte er. Kremlchef Putin verstehe nur die Sprache der Gewalt.
Sein Vorhaben wolle er zuerst mit US-Präsident Biden besprechen, dann auch mit Vizepräsidentin Harris und womöglich sogar mit ihrem Rivalen Trump. Details nannte er nicht. Zuvor war aber bereits durchgesickert, dass Militärschläge auf Moskau und Sankt Petersburg geplant sind.
Dafür will Selenskyj grünes Licht aus den USA und Deutschland. Großbritannien und Frankreich sind schon auf Kurs; sie wollen ihre weit reichenden Waffen für Angriffe freigeben. Bei einer Sondersitzung des Nato-Ukraine-Rats am Mittwoch in Brüssel könnte auch die Nato eingebunden werden.
Kyiv has in recent weeks shared info with the US about specific targets that it would like to strike using American Atacms missiles, British Storm Shadow & French Scalp missiles. They include airfields, ammo depots, fuel storage, command & control centers. https://t.co/jabl83fBe7
— Christopher Miller (@ChristopherJM) August 27, 2024
Ein weiterer Teil des Plans ist die Offensive in Kursk. Diese gefährdet auch das russische Atomkraftwerk. Russland hat bereits einen (angeblichen) ukrainischen Angriff gemeldet. Der Chef der Internationalen Atomenergieorganisation IAEA zeigte sich nach einem Besuch in Kursk zutiefst beunruhigt.
Alles in allem läuft es auf eine weitere Eskalation hinaus – mit Ansage und unter aktiver Einbindung der USA. Offenbar will Selenskyj vor der US-Präsidentschaftswahl im November militärische Fakten schaffen – auch auf die Gefahr hin, dass der Krieg sich nochmals massiv ausweitet.
Einen „Sieg“ dürfte dabei niemand davontragen. Selenskyjs Rhetorik wirkt überheblich und weltfremd, aber auch immer aggressiver. Die spannende Frage ist, ob sich Biden und Harris erneut einbinden bzw. erpressen lassen. Wenn sie mitmachen, sind sie mitverantwortlich.
Wenn sie Nein sagen, kann Selenskyj behaupten, die USA (und wohl auch Deutschland) hätten ihn fallen gelassen…
Mehr zum Krieg um die Ukraine hier, siehe auch unseren Open Thread: Eskalation in Israel und in der Ukraine (2)
P.S. Die britische „FT“ rückt von Selenskyj ab. Er habe nicht nur Russlands rote Linien überschritten, sondern auch jene der USA, heißt es in einem lesenswerten Kommentar. Biden frage sich manchmal, ob Selenskyj die USA in den 3. Weltkrieg ziehen wolle…
Arthur Dent
28. August 2024 @ 16:19
Welche westlichen Langstreckenwaffen kann die Ukraine denn ganz alleine ohne westliche Hilfe bedienen? Wie kommen Taurus, Scalp usw. in die Luft und finden ihre Ziele? Wo sind die F-16 stationiert?
Michael
28. August 2024 @ 18:27
Ausgezeichnete Fragen! Und sind ausländische Militärs bereits in der Ukraine aktiv? Woher? Wieviele? Wo? Warum?
Arthur Dent
29. August 2024 @ 08:41
@Michael
Man munkelt von etwa 2000 westlichen Söldnern in Kursk…
Aber nichts genaues weiß man nicht
Arthur Dent
28. August 2024 @ 14:11
„Der Zynismus des Friedensnobelpreisträgers Obama“ – SZ-online vom 7.2.2013
Nur mal so zur Info
Ute Plass
28. August 2024 @ 10:33
„Ein von Politikern und Medien ausgesparter Grund für den Krieg in der Ukraine“
https://norberthaering.de/macht-kontrolle/ukrinische-rohstoffe/
Helmut Höft
28. August 2024 @ 22:45
@Ute Plass
(Hoi, noch jemand mit Klarnamen) Schöner Hinweis! Das „ausgespart“ bezieht sich aber auf hiesige Medien und Politniks, anderswo ist das anders, Beispiel: „US senator says Ukraine is ‘gold mine’ with $12 trillion of minerals ‘we can’t afford to lose’“ Es ist nicht nur die Netzinfo durch Ben Norton, er zitiert auch Quellen. https://geopoliticaleconomy.com/2024/06/13/ukraine-12-trillion-minerals-west-china-russia/
Josef Berchtold
28. August 2024 @ 09:35
Putin versteht bisher nur die Sprache der Gewalt. Das lässt sich daran erkennen, dass er sogar politische Gegner im Ausland vergiften lässt. Das System ist böse, hinterhältig, tödlich. Dieses System sollte zu Fall gebracht werden, Russen sollten endlich Demokraten sein dürfen, mit konkurrierenden Parteien. Putin ist ein Tyrann.
european
28. August 2024 @ 09:48
Wollen wir mal die vielen Putsche, Interventionen und Regime-change Kriege des Westens aufzaehlen, die allesamt voelkerrechtswidrig und blutig waren. Die CIA killt ohne Probleme Landesfuersten, die den wirtschaftlichen Interessen des Westens im Wege stehen, z.B. Mossadegh. Fragen Sie mal die Suedamerikaner, in welchem Land die USA noch nicht geputscht haben. Sehr erhellend uebrigens das Buch „Confessions of an Economic Hitman“
Ganz aktuelles Beispiel, nicht aus Suedamerika, ist Bangladesh. In einem Interview hat die bisherige Premierministerin Sheikh Hasina berichtet, wie man ihr die Pistole auf die Brust gesetzt hat. Entweder du gibst uns die Insel St. Martin fuer unsere Militaerbasis oder aber du wirst abgesetzt.
https://thehill.com/opinion/international/4831210-a-quiet-military-coup-in-bangladesh/
https://timesofindia.indiatimes.com/world/south-asia/us-pressure-over-st-martins-island-led-to-exit-claims-hasinas-letter/articleshow/112449280.cms
Kurzum, wir haben alle Blut an den Haenden und der Westen braucht sich ueber andere gar nicht aufzuregen. Genau deshalb ist Diplomatie der einzig moegliche Weg um aus dieser nicht enden wollenden Kriegsspirale herauszukommen. Das waere unser Job als Europaeer gewesen. Leider haben wir an entscheidender Stelle einen erheblichen Fachkraeftemangel zu verzeichnen. 😉
Michael
28. August 2024 @ 11:42
Eine sehr primitive Sicht der Dinge!
Eric Hulsens
29. August 2024 @ 10:53
Demokratie in Rusland wäre wünschenswert, ist aber wohl vorläufig nicht möglich. Es ist ja klar, dass bei der leichtesten Liberalisierung die CIA diese dazu benutzen würde um den von ihr gewünschten Regime Change herbeizuführen, und das nicht in Richtung Demokratie. Die Ukraine ist ja selbst ein Beispiel dafür: Da wurde im Namen der Demokratie ein Terrorregime eingeführt, mit Geld und Anweisungen der Vereinigten Staaten. In der Fachliteratur gilt Putin auch nicht als Diktator. Er ist gewiss sehr einflussreich, aber muss sehr wohl mit anderen Machtfaktoren rechnen, das Parlament, die Bevölkerung… Es scheint mir, dass er das sehr geschickt macht – ein kluger Stratege. (Wie man von einem ehemaligen Geheimdienstler erwarten kann.) Es gelingt ihm ja auch die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich zu kriegen. Dass er nur die Sprache der Gewalt versteht, scheint mir nicht zu stimmen: Er hat in den Minskvereinbarungen einer durchaus friedlichen und sinnvollen Lösung des Problems Ukraine zugestimmt. Die Gewalt kam von Kiev und seinen amerikanischen Hintermännern.
european
29. August 2024 @ 11:11
Den etwas aelteren Russen braucht man mit Demokratie nicht zu kommen. Gorbatchow war ein grossartiger Mensch, ein guter Vordenker, aber durchaus auch etws naiv was seine Meinung ueber den Westen anging. Es gibt noch Vortraege von Scholl-Latour ueber Russland aus dieser Zeit. Breite Bevoelkerungsschichten sind rapide verarmt und bis dahin verlaessliche Strukturen haben sich voellig aufgeloest. Es war eine Zeit der Hasardeure und die Saat fuer den Aufstieg der Oligarchen wurde gelegt. Der versoffene Jelzin tat noch ein uebriges und hat zugelassen, dass die Resourcen des Landes quasi zum Nulltarif verscherbelt wurden. Sowas haette der Westen heute gern wieder. Nur bitte ohne Saufen.
Man mag Putin fuer den Krieg verurteilen, aber die Bevoelkerung – insbesondere diejenigen, die sich an diese Zeit lebhaft erinnern koennen – hat auf ihn einen anderen Blick, denn er hat dem Land seine Zuverlaessigkeit und seine Strukturen wiedergegeben und den Wildwuchs der Oligarchen zumindest wieder etwas zurueckgedraengt. Russland ist immer noch ein hoch korruptes Land mit unzaehligen Profiteuren des Systems. Wenn wir aber ehrlich sind, dann haben wir auch aehnliche Entwicklungen zu verzeichnen. Es war kein geringerer als Carter, der noch vor kurzem sagte, dass die USA eine Oligarchie sind. Sanders sagt das gleiche.
Helmut Höft
28. August 2024 @ 09:13
Und hier noch „An ihrer Ukraine-Politik droht die Europäische Union zu zerbrechen“ https://www.telepolis.de/features/An-ihrer-Ukraine-Politik-droht-die-Europaeische-Union-zu-zerbrechen-9845530.html?seite=all
Auf TP findet man weitere aktuelle Berichte zur Lage (auch unter dem obigen Link), u. a. https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=1Iq3OLZYhIJ3WN5Lrn8jlkCjpY8Cd9uY&ll=48.517487520407315%2C37.76139296014204&z=9&entry=yt
ebo
28. August 2024 @ 09:25
Danke, das wollte ich auch noch empfehlen 🙂
Michael
28. August 2024 @ 09:00
Und was will die NATO? USA? Deutschland/EU?
Halb zog es sie, halb sanken sie hin … !
Helmut Höft
28. August 2024 @ 08:37
Selenskyjs „Ardennenoffensive“ https://de.wikipedia.org/wiki/Ardennenoffensive wird in die Hose gehen! Putin wird schlau genug sein („Guckt, die Nazis aus der Ukraine greifen uns an“) zu eskalieren, in der Ukraine. Wann kapieren endlich Kieserich Rodewetter & Kollegen dass, das so nicht geht.
Und wann kapiert man endlich in €uropa, dass man mit der Fackel durchs Pulverhaus läuft und Zukunft verspielt? Denn egal wie es ausgeht – das gilt für IL/Palestinenser und für RU/UA – wie will man zukünftig zusammen leben, auf dem selben Planeten? Herr schmeiß Hirn vom Himmel, aber soviel, dass es die Deppen erschlägt!
exKK
28. August 2024 @ 12:43
Aus dem Artikel:
„Ein weiterer Teil des Plans ist die Offensive in Kursk. Diese gefährdet auch das russische Atomkraftwerk.“
Sollte es am AKW Kurs wegen eines Angriffs ukrainischer Truppen zu einem Austritt von Radioaktivität oder gar einem GAU kommen, wird Russland das als atomaren Erstschlag werten – ob die Ukraine jetzt selbst Atomwaffen besitzt oder nicht!