Showdown zum Jahreswechsel: Droht eine neue Gaskrise?
Kurz vor dem Jahreswechsel geht in EUropa die Angst vor einer neuen Gaskrise um. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Ukraine. Der kommende US-Präsident Trump mischt auch mit.
Trotz des Krieges fließt immer noch russisches Gas durch die Ukraine nach EUropa. Doch der für Kiew durchaus lukrative Transit läuft am 31. Dezember aus; Präsident Selenskyj will ihn nicht verlängern.
Dies könnte zu Problemen in Ungarn und in der Slowakei führen. Budapest und Bratislava sind nämlich noch immer auf günstiges Gas von Gazprom angewiesen.
Präsident Selenskyj und der slowakische Premier Fico sind deshalb heftig aneinander geraten. Fico wirft Selenskyj vor, sich wie ein Despot aufzuführen: “Ich bin nicht Ihr Diener”.
Selenskyj wiederum behauptet, Fico eröffne eine “zweite Energie-Front” gegen die Ukraine. Wenn kein Gas mehr fließt, werde man die Stromzufuhr kappen, hatte Fico gedroht.
Brüssel hält sich raus
Wie der Streit ausgeht, ist unklar. Denn die EU, die eigentlich zu ihrem Mitglied Slowakei halten sollte, negiert das Problem und verweist auf Alternativen zum russischen Gas.
Doch diese kommen aus Übersee – in Gestalt von schmutzigem Fracking-Gas aus den USA oder LNG aus Katar. Ausgerechnet diese beiden Länder drohen der EU nun mit Schikanen.
So hat Katar gedroht, die Gaslieferungen zu drosseln, wenn Brüssel an der neuen Richtlinie über die Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit (CSDDD) festhält.
Derweil droht der künftige US-Präsident Trump der EU mit Strafzöllen, falls diese nicht noch mehr Frackinggas aus Amerika importiert – schon jetzt liegt die US-Quote bei 47 Prozent.
Gaspreis steigt wieder
Erschwerend kommt hinzu, dass der Gaspreis wieder anzieht. “Die Preise sind seit Mitte September um etwa 40 Prozent gestiegen”, sagte der Analyst Petras Katinas.
Ob die “Angst vor einer neuen Gaskrise” (“Deutsche Welle”) berechtigt ist, dürfte sich in den nächsten Tagen zeigen. Klar ist schon jetzt, dass Brüssel nicht vorbereitet ist – wieder einmal…
P.S. Eine Notlage ist schon jetzt in Moldau eingetreten. Auch dort will die Ukraine den Transport von günstigem russischem Erdgas stoppen. Nun dreht Gazprom schon vorher den Gashahn zu – wegen angeblich unbezahlter Rechnungen…
european
31. Dezember 2024 @ 14:03
“…schon jetzt liegt die US-Quote bei 47 Prozent.”
Also sind wir jetzt voellig unabhaengig. 😉
Und was die unbezahlten Rechnungen anbetrifft, so befindet sich Moldawien in guter Gesellschaft mit all den deutschen bzw EU-Buergern, denen auch der Gashahn und/oder der Strom abgedreht wird, wenn sie ihre Rechnungen nicht bezahlen. Voellig egal ob die exorbitante Nebenkostenabrechnung oder Abschlagszahlung stimmt oder nicht. Kein Geld, kein Gas. Da wird nicht lange gefackelt. Kein Pardon.
Three strikes and you’re out 😉
Stef
31. Dezember 2024 @ 12:53
Das Strickmuster ist gesetzt: Unsere europäische Politelite wird ihr bisheriges energiepolitisches Versagen verschleiern und ihr Missmanagement fortsetzen mit dem Argument, die Russen seien an allem schuld. Den politischen Protest aus den massiven wirtschafts- und sozialpolitischen Konsequenzen wird sie auf Sündenböcke umlenken und daraus Unterstützung für den nächsten Raubzug des Großkapitals am Gemeingut ableiten, Stichworte 3 % BIP für Aufrüstung gegenfinanziert durch Rentenprivatisierung und Kürzungen bei Steuerzuschüssen bei Rente und beim Bürgergeld. Das gibt noch mehr Rückenwind für Krieg, solange bis das Legitimationsgebäude kollabiert.
Mein bescheidener Wunsch für das neue Jahr: Dass es dabei nicht zum äußersten kommt.
Ich wünsche allen einen guten Rutsch!
ebo
31. Dezember 2024 @ 13:33
Danke, den Wunsch erwidere ich gerne. Einen guten Rutsch – möge 2025 besser werden als 2024!
Arthur Dent
31. Dezember 2024 @ 08:20
So läuft halt Außen(wirtschafts)politik von jeher – auf gegenseitige Erpressung. Normalerweise tritt das nur nicht so offen zutage. Man gibt Kredite, dann verlangt man “Reformen”, Ressourcen, Zugang zu Märkten – was auch immer. Die Ukraine kennt sich mit Gaskriegen aus – warum hat Deutschland denn die Nordstream-Pipelines gebaut?
KK
31. Dezember 2024 @ 13:44
“Die Ukraine kennt sich mit Gaskriegen aus – warum hat Deutschland denn die Nordstream-Pipelines gebaut?”
Ganz genau!
Von wegen “angeblich” unbezahlter Rechnungen (wie am Ende des Artikels konstatioert): es wäre ja nicht das erste Mal, dass die Ukraine ihr Gas aus Russland nicht bezahlt!
Guido B.
31. Dezember 2024 @ 06:38
Da die USA-Vasallin Ukraine am meisten Hilfe aus den USA bekommt, fühlt sich Selenski wohl verpflichtet, gegenüber EU-Ländern die Geschäftsinteressen der US-Industrie zu vertreten. Damit will er natürlich auch Trump imponieren.