Ukraine-Krieg: Putin gegen Verhandlungen – Stoltenberg warnt
Kremlchef Putin will den Krieg gegen die Ukraine fortsetzen. Verhandlungen sind kein Thema, erst müssten die Kriegsziele erreicht werden. Nato-Generalsekretär Stoltenberg schwant Böses.
Wir haben in diesem Blog schon lange nichts mehr über eine mögliche Verhandlungslösung in der Ukraine geschrieben. Mit gutem Grund: Weder Moskau noch Kiew setzen auf Diplomatie.
Kremlchef Putin hat diese Einschätzung nun bestätigt.
Frieden werde es erst geben, wenn “die Entnazifizierung und Entmilitarisierung der Ukraine” erreicht sei, sagte Putin bei seiner traditionellen Fragestunde für Bürger und Journalisten zum Jahresende in Moskau.
Die russischen Truppen verbesserten ihre Stellungen “praktisch auf der gesamten Länge der Kontaktlinie” in der Ukraine, sagte Putin: “Wir kommen voran.”
Damit bestätigt er den Eindruck, dass die ukrainische Gegenoffensive zum Erliegen gekommen ist. Eine Lösung werde “auf dem Verhandlungsweg oder durch Gewalt erreicht werden”, betonte Putin.
Derzeit setzt er auf Gewalt. Immerhin hat er Verhandlungen nicht ausgeschlossen – anders als Kiew. Die ukrainische “Friedensformel” sieht Gespräche erst nach einem Sieg über die Besatzer vor.
Für die EU verheißen Putins Worte nichts Gutes. Wenn sie jetzt – wie geplant – grünes Licht für Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine gibt, muß sie damit rechnen, ein geteiltes Land aufzunehmen.
Wenn der Krieg weiter geht und Russland noch stärker wird, könnte sogar Präsident Selenskyj gestürzt werden – denn nichts anderes meint ja die “Entnazifizierung”, die Putin weiter fordert.
Auch die Nato muß sich Sorgen machen. Schließlich hat sie die ukrainische Offensive bis ins Detail geplant und Waffen geschickt, die angeblich zur Rückeroberung des Landes beitragen sollten.
Peinlich für Stoltenberg
Nun fällt der Mißerfolg auf die US-geführte Militärallianz zurück. Nato-Generalsekretär Stoltenberg will jedoch keine Fehler eingestehen. Er nutzt die für ihn peinliche Lage, um düstere Warnungen auszustoßen.
“Wenn Putin in der Ukraine gewinnt, besteht die reale Gefahr, dass seine Aggression dort nicht aufhört”, sagte Stoltenberg. “Unsere Unterstützung ist keine Wohltätigkeit. Sie ist eine Investition in unsere Sicherheit.”
Damit nährt er ein neues westliches Narrativ: Dass Putin auch das Baltikum oder andere Regionen angreifen könnte. Doch genau das soll die Nato ja verhindern. Zweifelt Stoltenberg an seinen eigenen Fähigkeiten?
Mehr zum Krieg um die Ukraine hier
P.S. Wenn sich die Nato Sorgen machen muß, dann vor allem wegen der massiven Waffenlieferungen in die Ukraine. Denn die gehen zu Lasten der Verteidigung des Bündnisgebiets – Deutschland ist das “beste” Beispiel…
Arthur Dent
15. Dezember 2023 @ 13:41
Sollten die der Ukraine zugesagten
F-16 von Flugplätzen außerhalb der Ukraine starten (z.B. Rumänien), dann betrachtet Russland diese sofort als teilnehmende Konfliktparteien, die entsprechende Konsequenzen zu tragen hätten. So weit die russische Delegation beim letzten OSZE-Treffen.
Thomas Damrau
15. Dezember 2023 @ 09:47
Gemach, Herr Stoltenberg.
NATO und EU leiden an einer bipolaren Störung: Gestern noch manisch (“Der Endsieg ist sicher.”) – heute wird in depressiv gemacht (“Es droht der Untergang des Abendlandes.”)
… und an Wahnvorstellungen: Ständig wird dem staunenden Publikum erklärt, der gerade stattfindende Besuch des Politikers/der Politikerin XY in Kiew sein ein wichtiges Symbol (für was auch immer), dass den Lauf der Geschichte verändern werde. Oder wie gestern: Der Beschluss, Beitrittsverhandlungen mit Ukraine zu beginnen, verändere die militärische Lage der ukrainischen Armee – weil der Beschluss ja ein wichtiges Symbol ist.
Das alles ist weg von der Realität:
– Die belegten Brötchen, die bei den Betrittsverhandlungen gereicht werden, werden die ukrainische Bevölkerung nicht satt machen.
– Dass die Realisierungswahrscheinlichkeit der ukrainischen Rückeroberungspläne jetzt im Promille-Bereich zu liegen scheint (wo sie de-facto schon immer lagen), bedeutet nicht, dass Putin das Land im Handstreich erobern wird. Es werden halt (leider) noch einige 10tausend Menschen für die westlichen Werte sterben müsssen, bevor beide Seiten die Aussichtslosigkeit ihrer Pläne einsehen.
– Putin mag zwar fest im Sattel sitzen, aber er kann beliebig viele Menschen in den Tod, ohne dass die Hinterbliebenen rebellisch werden. Mit jedem Zink-Sarg gibt es mehrere RussInnen, die den/die Toten betrauern. Deshalb ist auch für Putin ein unendlich langer Krieg nicht möglich.
KK
15. Dezember 2023 @ 11:40
Ich denke nicht, dass es schnöde belegte Brötchen gab… ich tippe eher auf edle hors d’oeuvre mit Trüffel, Hummer und Kaviar (nur, woher hier den richtig guten nehmen?)…
KK
14. Dezember 2023 @ 23:49
Bislang haben sich mögliche Vertragspartner Russlands auch nicht als verlässlich erwiesen (siehe Minsk I und II und die Intervention Boris Johnsons im März 2022, die den im Prinzip unterschriftsreif ausgehandelten Friedensschluß noch auf der Ziellinie platzen liess). Für weitere Blauäugigkeiten ist Putin zu klug.