Ukraine-Krieg: In höchster Not ändert Selenskyj das Narrativ

So schnell kann’s gehen: Nachdem US-Präsidentschaftskandidat Trump mögliche Friedensgespräche angekündigt hat, will Ukraines Präsident Selenskyj seinerseits Russland einladen und den Krieg so schnell wie möglich beenden. Ist das mehr als eine Nebelkerze?

Die “heiße Phase” des Krieges könne noch vor Jahresende vorbei sein, sagte Selenskyj. Es sei auch nicht mehr nötig, alle besetzten Gebiete militärisch zurückzuerobern. “Die Kraft der Diplomatie” könne helfen.

Dafür will Selenskyj noch vor der US-Präsidentschaftswahl einen neuen “Friedensgipfel” einberufen – und diesmal sogar Russland einladen. Offenbar zur Vorbereitung hat er seinen Außenminister Kuleba nach China geschickt.

Die Signale aus Peking seien positiv, so Selenskyj. So erkenne China die territoriale Integrität an. Allerdings gib es bisher kein Anzeichen, dass China von Russland abrückt. Selenskyjs neues Narrativ ist wohl eher eine Nebelkerze.

Da der Ukraine-Krieg auf einen Scheitelpunkt zuläuft, verstärkt sich der Eindruck, dass Selenskyj bis zu einem Krieg zwischen Russland und der NATO eskalieren will, denn das ist für ihn der einzige Weg, eine katastrophale militärische Niederlage zu verhindern und als ukrainischer Präsident zu überleben.
General a.D. Harald Kujat

Denn gleichzeitig erklärt Armeechef Syrskyi , er glaube trotz anhaltender Geländeverluste weiter an den Sieg. Und Kiews Bürgermeister Klitschko – ein Kritiker Selenskyjs – warnt den Staatschef vor “politischem Selbstmord”.

“Wird er den Krieg mit neuen Toten und Zerstörung fortsetzen oder einen territorialen Kompromiss in Betracht ziehen?”, fragte Klitschko“Wie auch immer er sich entscheidet, unser Präsident riskiert politischen Selbstmord.” 

Das zeigt, wie sehr Selenskyj unter Druck steht. In höchster Not versucht er nun, wenigstens verbal die Kurve zu kriegen, bevor Trump ins Amt kommt. Immerhin ist er damit schon deutlich weiter als die EU oder Deutschland.

In Brüssel hält man immer noch an der Illusion eines “Sieges” über Russland fest. Und in Berlin hat sich Außenministerin Baerbock skeptisch gegenüber einer Rolle Chinas als Vermittler im Krieg in der Ukraine gezeigt.

Auf die Idee, selbst eine diplomatische Initiative zu ergreifen – und sei es nur, um Selenskyj zu unterstützen – ist die Grünen-Politikerin bisher nicht gekommen…

Siehe auch “Trump will vermitteln”: Was Orbans Pendeldiplomatie gebracht hat Mehr zum Krieg um die Ukraine hier

P.S. Gegen echten Friedenswillen spricht auch die Tournee, die das umstrittene Azow-Bataillon derzeit in Europa unternimmt. Es war ein Auffangbecken für Nazis, wurde aber von Washington und London weiß gewaschen. Dennoch wurden geplante Veranstaltungen in Belgien und Deutschland abgesagt – wohl aus Angst vor Krawall.