Tusk spielt nun auch „House of Cards“
US-Präsident Trump hält die Welt mit Tweets in Atem, EU-Ratspräsident Tusk hechelt atemlos hinterher. Doch nun, pünktlich zum beginnenden Europawahlkampf, hat der Pole ein neues Medium entdeckt.
Er ließ ein Video drehen, das Tusks Aufgaben im Herbst illustrieren soll. Eigentlich ist das ziemlich langweilig – ein EU-Gipfel ist eben kein Thriller, die spannendsten Szenen spielen sich ohnehin hinter verschlossenen Türen ab.
Doch Tusk verfiel auf einen Trick: mit rasanten Schnitten, dramatischer Musik und allerlei Klimbim setzt er auf den Netflix-Effekt. Das Video wirkt, als sei Tusk der Chef des europäischen „House of Cards“.
Allerdings lenkt es von den realen Problemen ab – zum Beispiel dem, dass Tusk seinen Laden nicht mehr im Griff hat. Obwohl er vor einem Jahr eine wohlklingende „Leader’s agenda“ aufsetzte, wurde fast nichts umgesetzt.
Die letzten EU-Gipfel haben nicht mehr geliefert – vielleicht weicht Gipfelchef Tusk auch deshalb auf ein neues Medium aus. US-Präsident Trump kann er damit allerdings noch nicht die Stirn bieten.
Auf Twitter wurde das Video wurde nur 1000mal geliked – vielleicht Tusk es mal bei YouTube versuchen? Als „Influencer“ könnte er dort womöglich mehr erreichen als in Brüssel…
Coming up this autumn: #EUCO, #UNGA, #ASEM12, #G20, internal and external security, migration, rules-based multilateral cooperation, economy, trade, and of course #Brexit.
Bring it on! pic.twitter.com/gBFkfvvo7H
— Donald Tusk (@eucopresident) September 6, 2018
Siehe auch „Nicht Netflix-tauglich“
Georg Soltau
9. September 2018 @ 13:25
@Nemschak, sorry, aber ich bin wohl zu dumm um Ihre Antwort zu begreifen: wer läuft nun Gefahr etwas zu versäumen wenn er nachdenkt, das Publikum oder die Politiker ? Das Publikum ist also nicht besser als seine Politiker….alle denken aus Angst etwas zu versäumen nicht nach…das Publikum ist also genau so blöde wie seine Politiker! wozu zählen Sie sich eigentlich, Politiker oder Publikum ?
Peter Nemschak
10. September 2018 @ 10:13
Ich meinte das Publikum. Die Politiker reagieren auf diesen Umstand mit vereinfachten und verkürzten Botschaften (Twittermania). Menschen, die über das was sie als Information erhalten reflektieren, haben das Gefühl etwas zu versäumen, während sie nachdenken. Warum starren so viele Menschen ständig auf ihr Handy? Um ja nichts „Wichtiges“ zu versäumen. Kennen Sie viele Menschen, die ein anspruchsvolles Sachbuch mehrmals lesen und dazwischen darüber nachdenken?
Peter Nemschak
7. September 2018 @ 15:18
Politiker müssen mit der Zeit gehen, um die geringe Aufmerksamkeitsspanne des Publikums zu nutzen. Wer nachdenkt, läuft Gefahr etwas zu versäumen. Für viele sind Twitter und Facebook die einzigen Quellen ihres Weltverständnisses.
Georg Soltau
8. September 2018 @ 18:13
Vielen Dank für die Aufklärung, jetzt begreife ich endlich die Gedankenlosigkeit vieler Politiker…wer nachdenkt schadet der Kariere!
Peter Nemschak
9. September 2018 @ 08:57
Ich meinte das Publikum, das um nichts besser ist als seine Politiker, die mit schlechtem Beispiel vorangehen.