Türkei startet PR-Offensive
Kanzlerin Merkel hat er schon in der Tasche, Kommissionschef Juncker auch. Doch im Ministerrat und im Europaparlament gibt es noch Widerstand gegen den Flüchtlings-Deal mit Präsident Erdogan. Den will die Regierung nun überwinden – mit PR.
Dafür hat Premier Davutoglu eine renommierte Brüsseler Agentur engagiert, meldet der EUObserver. Burson-Marsteller soll helfen, das Image der Regierung nach den Wahlen aufzupolieren. Zitat:
“The company is providing communication support to highlight the prime minister’s leading role in international efforts to address the refugee crisis and his commitment to open dialogue and consensus, which is crucial to ensuring the stability and future prosperity of Turkey.”
Allerdings ist die “führende Rolle” in der Flüchtlingskrise bisher nicht erkennbar, im Gegenteil: Hunderttausende wurden über die Türkei nach Griechenland geschleust, Davutoglu schaute zu.
Umso deutlicher ist die massive Repression, mit der Regierung und Präsident die Opposition und die Medien überziehen. Nach ihren eigenen Maßstäben dürfte Brüssel deswegen mit Ankara nicht mehr kooperieren, sondern müsste Sanktionen verhängen…
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Reinard
8. November 2015 @ 10:47
Herr Nemschak streitet gern. Seine Provokationen nimmt man doch immer wieder gern als Denkanstöße entgegen. Aber mal im Ernst: moralische Grundsätze, die ehedem zur Grundgesantheitheit einer auf friedliches Zusammenleben bedachten Menschheit gehörten, bleiben trotz aller realen Gegebenheiten weiterhin Maßband, oder?
ebo
8. November 2015 @ 10:55
Klar aber hier geht es nicht um Moral, sondern Realpolitik. Die Türkei wird sich nur durch Druck daran hindern lassen, die EU zu erpressen. Der EU Beitrittsprozess und die Nato Mitgliedschaft enthalten genug Druckmittel, wenn man nur will.
Peter Nemschak
8. November 2015 @ 13:25
Was die Druckmittel betrifft, bin ich mir hinsichtlich ihrer Wirksamkeit nicht so sicher. Auch Erdogan und seine politischen Gegner wissen, dass ein EU-Beitritt der Türkei in weiter Ferne liegt. Hinsichtlich der NATO sind deren Mitglieder mehr auf die Türkei als umgekehrt angewiesen.
Peter Nemschak
8. November 2015 @ 09:41
@ebo Sie messen Politik an absoluten Moralmaßstäben. Das ist realitätsfremd, abgesehen davon, dass unter Berufung auf absolute Moral schon genug Unheil angerichtet wurde. Jeder Staat hat eine andere Vorstellung von Moral, die sich meist nur teilweise mit der von anderen Staaten deckt. Bei Politik geht es um Macht und ihre Durchsetzung, ein universelles Prinzip, das natürlich auch für die Mitglieder der EU gilt. Da gibt es nichts zu beschönigen.
ebo
8. November 2015 @ 10:25
Sie weichen aus. Die Türkei hält nicht nur Nordzypern besetzt, sondern behindert auch die Aussenpolitik der EU und schickt massenhaft Flüchtlinge übers Meer. Als Beitrittskandidat müsste sie all das einstellen, wenn die EU sich selbst ernst nähme…
Peter Nemschak
7. November 2015 @ 12:59
Sie verwechseln Moralpolitik mit Realpolitik. Die Türkei ist derzeit nicht Mitglied der EU. Der Fall Ungarn, ein Mitglied der EU, spricht eher für Sanktionen als die Türkei, die nicht Mitglied ist.
ebo
7. November 2015 @ 14:42
Klar und wieso gab es dann Sanktionen gegen Russland?
Peter Nemschak
7. November 2015 @ 17:41
Die Annexion der Krim schon vergessen?
ebo
7. November 2015 @ 21:40
Und was ist mit der Besetzung Nordzyperns?
Baer
7. November 2015 @ 17:14
Aber sie wollen Mitglied werden.Also aus Ihrer Sicht ist Realpoltik :”Wenn es ernst wird muss man lügen, oder einfach demokratische Prinzipien aushebeln,bzw. brechen.
Sollte es so sein,wäre ich für die Wiedereinführung des Faustrechtes auch für das normale Volk, nicht nur für die Elite.
Peter Nemschak
7. November 2015 @ 17:44
Sie dürfen die Moral von Staaten nicht mit den Maßstäben privater Moral messen. Bei Staaten geht es um Interessen, egal, welche Eliten an der Macht sind.