Trumps Affront und Michels Antwort

Es ist ein massiver Affront gegen die EU: Ohne Abstimmung mit Brüssel hat US-Präsident Trump ein Einreiseverbot verhängt. Die Antwort von Ratspräsident Michel kam prompt – doch sie wirft neue Fragen auf.

Wochenlang hat Trump die Gefahr durch das Coronavirus heruntergespielt. Die USA seien nicht betroffen, meinte der Nationalist im Weißen Haus.

Und nun das: Über Nacht entschied Trump, alle Reisen aus den 26 europäischen Schengen-Staaten in die USA für 30 Tage zu untersagen. UK ist von der unilateralen Maßnahme nicht betroffen.

Durch das Reiseverbot solle das „ausländische Virus“ eingedämmt werden, so Trump. Die EU habe die Lage nicht im Griff.

Ratspräsident Michel reagierte prompt – mit einem Tweet. Man werde die neue Lage bewerten, die wirtschaftliche Aktivität dürfe nicht eingedchränkt werden.

Das wirft nun allerdings neue Fragen auf. Steht in der EU die Sorge um die Wirtschaft im Vordergrund? Was ist mit der Gesundheit?

Immerhin hat Trump auf die neue Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO reagiert, wonach das Virus als Pandemie eingestuft wird.

Was bedeutet das für die EU? Müssen neue Schutzmaßnahmen ergriffen werden? Was ist mit Reisebeschränkungen und Grenzschließungen in Europa?

Nicht nur die USA, sondern auch immer mehr EU-Staaten schotten sich ab. Das Virus des Nationalismus greift um sich, auch in Europa.

Doch von einer koordinierten Aktion, wie sie die EU-Chefs nach ihrer Videokonferenz am Dienstag angekündigt hatten, ist immer noch nichts zu sehen…

Siehe auch „Nun werden Grenzen abgeriegelt“

P.S. Mit einiger Verspätung hat die EU das Vorgehen Trumps nun auch noch mißbilligt. Das Einreiseverbot für EU-Bürger sei einseitig und ohne Abstimmung mit den Europäern getroffen worden, erklären EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und EU-Ratspräsident Michel. Sie sind offenbar geschockt…