So wird der Brexit zum Albtraum

Eine Woche nach der Europawahl rückt das Albtraum-Szenario beim Brexit gefährlich nah: In London trumpfen die Hardliner auf, aus Washington kommt ein Affront. Und die EU findet keine Antwort.

Bis zur Europawahl war der Brexit in Brüssel tabu. Keiner der Spitzenkandidaten wollte das heiße Eisen anfassen, alle waren für eine gütliche Einigung oder gar den Verbleib der Briten in der EU. Eine Strategie für die nächsten Schritte? Fehlanzeige.

Das rächt sich nun. Während sich in London die Brexit-Hardliner warm laufen, um die von der EU allein gelassene Theresa May zu beerben, schlägt sich US-Präsident Donald Trump offen auf die Seite derjenigen EU-Gegner, die einen „No Deal“ wollen.

In einem Interview mit der „Sunday Times“ erneuerte Trump seine Kritik an Mays Brexit-Kurs – und rief ihren künftigen Nachfolger dazu auf, die Verhandlungen mit der EU abzubrechen, falls kein zufrieden stellendes Ergebnis dabei herauskomme. 

London sollte sich weigern, die Brexit-Rechnung zu zahlen, riet Trump. „Ich würde nicht zahlen, das ist eine gewaltige Summe“, sagte er. Laut Brexit-Abkommen müsste Großbritannien eine Austrittsrechnung begleichen, die auf rund 45 Milliarden Euro geschätzt wird.

Das ist eine offene Aufforderung zum Vertragsbruch. Sie kommt von einer US-Regierung, deren Verteidigungsminister gerade in Berlin mit allen Ehren empfangen und mit Treuschwüren zur deutsch-amerikanischen Freundschaft überhäuft wurde.

Und was sagt die EU in Brüssel? Erstmal gar nichts. Kommissionschef Jean-Claude Juncker hat ja schließlich auch noch einen Deal mit Trump laufen – da geht es um den Außenhandel. Den möchte er nicht gefährden. Also schweigt er…

Mehr zum Brexit hier. Siehe auch „Nun zu den eigentlichen Themen, bitte“