Trump und die Ukraine: Die drei fatalen Fehler der EU
Seit der Wahl Trumps haben die Europäer (mindestens) drei taktische Fehler gemacht, die sich nun bitter rächen und in eine strategische Niederlage münden könnten.
1. Sie haben keinen Kontakt zu Trump gesucht und bestehende Kontakte (Orban, Meloni…) nicht genutzt. Von der Leyen, Tusk und Scholz haben keinen direkten Draht ins Weiße Haus!
2. Sie haben Appeasement betrieben und die ersten Attacken, die Grönland und Dänemark trafen, ohne Antwort gelassen. Nun müssen sie an mehreren Fronten kämpfen – aus der Defensive.
3. Sie haben den Sondergipfel vor zwei Wochen nicht genutzt, um einen Plan B für die Ukraine zu organisieren. Nun müssen sie improvisieren, wie die hektisch einberufenen Krisentreffen zeigen.
Der größte strategische Fehler bestand darin, keine eigene diplomatische Initiative für ein Ende des Ukraine- Konflikts entwickelt zu haben, sondern alles in die Hände von Selenskyj zu legen.
Der schmeißt sich nun an Trump heran und versucht gleichzeitig, die EU einzuspannen. Aus seiner Sicht verständlich, für Europa fatal. Die EU-Politiker werden so von zwei Seiten aufgerieben.
Dabei hatten sie drei Jahre Zeit, selbst aktiv zu werden und eigene Pläne zu entwickeln. Sie wurde nicht genutzt, von der Leyen und Scholz haben sich lieber auf Biden verlassen und die EU noch enger an die USA gebunden…
Siehe auch US-Friedensplan löst EU Krisengipfel aus
P. S. One last thing: Die EU hat bis heute nicht verstanden, dass sie von den USA in einen Stellvertreterkrieg gegen Russland gezogen wurde. Deshalb kapiert sie auch nicht, warum Trump mit Putin redet und nicht mit VdL…
Art Vanderley
19. Februar 2025 @ 22:42
Mangelnde Eigenständigkeit, aber auch dieses einfach gestrickte Gut-gegen-böse- Denken, beides fällt der EU jetzt auf die Füße.
Und Naivität, als ob, ganz unabhängig von Trump, die USA nicht berühmt- berüchtigt dafür wären, quasi über Nacht ihre Haltung zu ändern.
Art Vanderley
19. Februar 2025 @ 22:39
@Guido B.
3) Die Interessen der hoch korrupten Ukraine werden ohne Widerspruch mit den Interessen Deutschlands und Europas gleichgesetzt.
Wo bleibt da eigentlich die linke Systemkritik? Es gibt zu wenige Stimmen, daß es hier auch stark um oben gegen unten geht, auf allen seiten.
neugier
18. Februar 2025 @ 14:08
Die heute erkennbare **wahre** Ziele und Erwartungen der EU Akteure sind wie vor 3 Jahren.
WBD
17. Februar 2025 @ 16:38
?
Das ‘BINGO’ ging an KK (13.30 Uhr) für das geniale Anagramm – so allein oben passt es nicht !
Guido B.
17. Februar 2025 @ 13:48
Man sollte sich unbedingt die Talkshow von Caren Miosga vom Sonntagabend antun. Dort treten vier Persönlichkeiten auf:
Norbert Röttgen, Constanze Stelzenmüller, Carlo Masala und Oleksii Makeiev.
Konsens:
Die USA ziehen sich aus Europa zurück; Europa steht kurz vor Krieg mit Russland; die Ukraine muss den Krieg mit europäischer Hilfe gewinnen; Europa muss jetzt gigantische Schulden für die Aufrüstung aufnehmen; Deutschland muss die Führung übernehmen.
Was fällt auf?
1) Ein öffentlich-rechtlicher Sender stellt eine völlig einseitge Runde zusammen.
2) Die Runde diskutiert ausschließlich, was es braucht, damit Europa den unausweichlichen Krieg mit Russland ohne die USA gewinnen kann.
3) Die Interessen der hoch korrupten Ukraine werden ohne Widerspruch mit den Interessen Deutschlands und Europas gleichgesetzt.
4) Die Diskutanten überbieten sich gegenseitig mit Kriegsbesoffenheit.
5) Die Moderatorin stellt nicht eine einzige kritische Rückfrage. Sie sorgt nur dafür, dass sich die Kriegstreiber gegenseitig den Ball zuspielen können.
Anhand dieses Beispiels wird klar, was J.D. Vance mit der “inneren Bedrohung” der europäischen Demokratien gemeint hat. Die Sendung von Caren Miosga ist nichts anderes als antiquierte, aus der Zeit gefallene transatlantische Propaganda, jeder aufgeklärten Demokratie unwürdig.
KK
17. Februar 2025 @ 14:50
Ich war schon raus, als ich die Zusammensetzgun g der Runde gesehen hatte – diesmal sogar ganz ohne die einzelne Alibi-Gegenmeinung als Punchingball für alle anderen, wie sonst eigentlich meisst üblich im ÖRR.
Man müsste gerichtlich gegen diese rechtvswidrige Form des Gebühreneinsatzes vorgehen können, denn eine solche Propagandasendung widerspricht dem Rundfunk-Staatsvertrag eklatant! Wo ist dieser verf***te Rechtsstaat, wenn man ihn mal wirklich braucht?
Arthur Dent
17. Februar 2025 @ 11:25
@Thomas Damrau
1992 unterzeichneten 12 EU-Staaten den Maastricht-Vertrag. Handelsbeziehungen sind immer zweiseitig, warum hätte man sich damals von den USA emanzipieren sollen?
Die USA wollen sich in bilateralen Abkommen wirtschaftliche Vorteile sichern. Teile, besser gesagt, spalte und herrsche. Die Meinungsfreiheit in Europa dürfte denen schnurzpiepegal sein. Und die Meinungsfreiheit von John Doe sowieso.
Michael
17. Februar 2025 @ 11:03
Caren Miosga (gestern): Die ewig gestrigen Kriegstreiber, deutsche Politiker und deutsche Pseudoexperten und der ukrainische Botschafter in der Echokammer echauffieren sich über Vance‘s, etc. Aussagen auf der Münchner SC! Man ist derart verbohrt dass man nicht einmal merkt dass man inzwischen Trump‘s Agenda in Punkto Lösung des Ukrainekonflikts voll übernommen hat! (Ganz unabhängig davon was man ansonsten von Trump hält!)
jjkoeln
17. Februar 2025 @ 10:15
Die Fehler sind nicht aus Blödheit sondern schlimmer noch aus Kalkül von einem Machtinteresse und einer Hybris getrieben. Mit den USA im Rücken kann nichts passieren und wir verdienen das große Geld. Man hat es sich in einer transatlantischen Hörigkeit bequem gemacht und wurde denkfaul.
Guido B.
17. Februar 2025 @ 09:32
Nicht nur der EU steht eine strategische Niederlage bevor. Auch die europäischen Leitmedien haben sich unisono in die politische Bedeutungslosigkeit verabschiedet. Sie haben ihre Verantwortung als kritische vierte Macht in der Demokratie nicht mal ansatzweise wahrgenommen. Die Mainstreammedien haben jede Glaubwürdigkeit verloren.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen, lieber Herr Bonse, für Ihre seriöse Arbeit meinen Dank aussprechen und Sie als Ausnahme vom Mainstreammedien-Eintopf lobend erwähnen. Weiter so! Die Demokratie braucht Sie.
ebo
17. Februar 2025 @ 09:40
Danke! Ich mache nur meinen Job – und berichte möglichst unvoreingenommen, was sich hier in Brüssel abspielt!
Skyjumper
17. Februar 2025 @ 10:12
Dem Dank von @Guido B. möchte ich mich anschließen. Ihren Job machen viele, aber manche eben gut, und andere weniger gut. Und auch wenn ich nicht glaube dass die Beiträge “unvoreingenommen” sind, so schmälert das meine positive Wahrnehmung nicht.
Btw.: Eine Paypal Adresse (so es sie denn gibt) würde mich immer noch freuen.
ebo
17. Februar 2025 @ 11:03
Ja, es gibt eine: lostineu@icloud.com
Eine Spende in die Kaffeekasse ist immer willkommen 🙂
Thomas Damrau
17. Februar 2025 @ 09:08
Die Lister der strategischen Fehler der EU ist noch viel gravierender:
— 1990: Die EU nutzte das Ende Block-Konfrontation nicht, um sich von den USA zu emanzipieren.
— 1990er: Die EU hat die Zerlegung Jugoslawiens anfangs enthusiastisch begrüßt und stand der folgenden Selbstzerfleischung hilflos gegenüber. Und unterstützte am Ende sogar die Abspaltung des Kosovo militärisch. Damit verlor die EU Glaubwürdigkeit beim Thema “Grenzen sind zu respektieren”.
— frühe 2000er: Die EU zeigte keinerlei Interesse, über eine Integration von Russland in eine gesamt-europäische Wirtschafts- und Sicherheitsordnung zu diskutieren.
— 2003: die Hälfte der EU-Staaten ließ sich von G.W. Bush in das Irak-Abenteuer hineinziehen und verspielte damit viel moralischen Kredit
— 2008: Die EU nahm die Drohung Putins, eine Integration der Ukraine in die NATO nicht akzeptieren zu wollen, nicht ernst.
— 2013: Die EU stellte die Ukraine durch das Assoziationsabkommen vor die Alternative “EU oder Russland”, was in dem damals in Bezug auf die Rolle Russlands uneinigen Land zum Bürgerkrieg führte.
— 2014 ff.: Die EU zeigte wenig Eifer, das vom ihr initiierte Minsk II weiterzuverfolgen.
— 2021: Die EU ignorierte die Versuche Bidens, die Ukraine über die Hintertür in die NATO zu integrieren.
— 2022: Die EU lehnte die Friedensverhandlungen ab, die den Ukraine-Krieg nach wenigen Monaten beenden können.
— 2022 bis 2024: Die EU redete sich in einen Endsieg-Wahn hinein, bei in dem jedem Monat angeblich nur noch ein paar Waffen fehlten, um die Russen aus der Ukraine zu vertreiben.
— 2024/2025: Nachdem die US-Amerikaner schon längst das Interesse am Ukraine-Krieg verloren hatten (nicht erst unter Trump), plante die EU die nächsten 10 Jahre Krieg – mit Geld, das die EU gar nicht hat.
— immer noch: Die EU nutzt das Narrativ “Putin möchte das Zarenreich auferstehen lassen” als Ursache für den Ukraine-Krieg – statt die Ursachen-Kette “Enttäuschung Russlands über die Osterweiterung der NATO seit den 1990ern -> Putins rote Linie von 2008 (siehe oben) -> gewaltsamer Machtwechsel in der Ukraine 2014 während des Euro-Maidan -> zunehmende Zusammenarbeit der Ukraine mit der NATO” überhaupt in Betracht zu ziehen.
ebo
17. Februar 2025 @ 09:38
So ist es. Die Liste ist seit 2022 wahrscheinlich noch länger – deshalb habe ich mich auf die taktischen Fehler beschränkt. Die sind allerdings so blöd, dass sie nicht einmal einem Anfänger unterlaufen wären…
jjkoeln
17. Februar 2025 @ 10:18
Noch eines: Man hat sich arg verzockt. Ausgehend von der Einschätzung, dass man die russische Wirtschaft einfach, schnell lahmlegen und „sie ruinieren“ könne, hat man zusammen mit USA und GB den Krieg vorangetrieben.
Ergebnis: die EU wurde ruiniert.
KK
17. Februar 2025 @ 13:28
Und der mE allerschlimmste Fehler:
sich ab 2022 energiepolitisch weitgehend von den USA abhängig und damit erpressbar zu machen; Trump hat ja schon gedroht, LNG-Lieferungen einzustellen oder astronomische Preise dafür aufzurufen, wenn die EU nicht willfährig seine dreckigen Spielchen mitzuspielen bereit ist. Und wer weiss, ob Selenski den Gastransit nicht sogar auf Betreiben der USA eingestellt hat, zutrauen würde ich es beiden Seiten – die Nordstream-Sprengung war ja offenbar auch eine wie auch immer geartete Kooperation.
Russland hingegen hat die Gaslieferungen nie als Druckmittel eingesetzt, auch in den schlimmsten Zeiten des Kalten Krieges nicht oder etwa als Antwort auf die Sanktionen der EU ab 2014.
Helmut Höft
17. Februar 2025 @ 08:56
Interessant gestern abend bei Miosga, zur €U zur neuen Friedensordnung, Ukraine usw. https://www.daserste.de/information/talk/caren-miosga/sendung/deal-ohne-europa-100.html
KK
17. Februar 2025 @ 13:30
Ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass DAS ERSTE ein Anagramm von DESASTER ist?
Guido B.
17. Februar 2025 @ 14:42
Nein, aber passt!
Michael
17. Februar 2025 @ 07:52
Obiges „ P. S. One last thing: … .“ ist der Schlüssel zur Auflösung des Problems: solange die E.U. – und allen voran auch Deutschland – dem Wunschdenken verhaftet bleiben und nicht verstehen wollen/können dass die Ukraine nur ein Bauernopfer im Kampf zweier Großmächte ist, solange hat Europa nichts zu melden (und ich übersehe dabei nicht dass Russland Teil Europas aber eben auch Eurasiens ist)! Bei diesem Kampf geht es um den Abstieg der USA als Hegemon, und den Aufstieg eine multipolaren Weltordnung!