Trump führt die “Alliierten” vor
Hat er nun mit dem Ausstieg der USA gedroht, oder nicht? Beim Nato-Gipfel in Brüssel sorgt Präsident Trump für helle Aufregung. Generalsekretär Stoltenberg berief eine Krisensitzung ein. Danach war alles wieder gut – jedenfalls für Trump.
Luxemburgs Premier Bettel lag total daneben. Trump sei “in guter Laune”, gab er am Morgen des 2. Gipfeltags zu Protokoll. Da startete Trump schon seine nächste, möglicherweise fatale Attacke.
Die Verteidigungsausgaben müssten sofort auf 2 Prozent gesteigert werden, sonst müssten sich die USA nach anderen Optionen umsehen, soll Trump nach Angaben von Diplomaten gesagt haben.
Ob dies mit einer klaren Austritts-Drohung verbunden war, blieb zunächst unklar. Kanzlerin Merkel beschwichtigte, wie üblich. Es gebe ein klares Bekenntnis Aller zur Nato, fasste sie das Donnerwetter zusammen.
Doch wieso berief Stoltenberg dann eine Sondersitzung des Nato-Rats ein? Eigentlich wollten die “Alliierten” über die Ukraine und Georgien sprechen – also die Länder der neuen transatlantischen Einflusszone.
Stattdessen brach das Chaos aus. Journalisten rannten wie von der Tarantel gestochen ins amerikanische Pressezelt, wo Trump eine Pressekonferenz geben wollte. Würde er das Aus für die Nato verkünden?
Keep calm… Im Kameralicht spielte Trump alles herunter, wie üblich. Der Nato-Gipfel sei “great” gewesen, wenn auch “a little tough a little while”. Aber nun sei die Allianz wieder super aufgestellt.
Die USA “hätten die Nato verlassen können”, sagte er, aber das sei nun “nicht nötig”, da die Verbündeten ihre Rüstungsausgaben erhöhen.
Hat Trump also sein Ziel erreicht, hat seine Schock- und Erpressungs-Taktik gewirkt – oder war alles nur ein großer Bluff? Fest steht nur, dass die “Alliierten” nun wie Befehlsempfänger dastehen…
Siehe auch “Trump macht aus der Nato ein Geschäft”
Peter Nemschak
12. Juli 2018 @ 16:00
Viele andere Optionen haben die USA nicht, außer allein gegen den Rest der Welt vorzugehen, Russland und China inklusive. Um sich nicht zu überheben, sollten sie mit dem kleinen Nordkorea beginnen. Das werden sie wohl noch schaffen. Zumindest glaubt Trump es. Er lebt in einer Traumwelt. Es stellt sich die Frage, wie lange der amerikanische Kongress dabei zuschauen wird. Die NATO und die EU dürfen die Nerven nicht verlieren, müssen jegliche Art von Ultimatum verstreichen lassen und sehen, was passiert. Nur weil Trump zufällig Präsident der USA ist, haben sich die realen globalen Machtverhältnisse seit seinem Amtsantritt nicht geändert.
Oudejans
12. Juli 2018 @ 17:38
>>”Nur weil Trump zufällig Präsident der USA ist, haben sich die realen globalen Machtverhältnisse seit seinem Amtsantritt nicht geändert.”
Unter Obama war U35 noch in Fahrt.
Diese Kanzlerin hält mir zu häufig die andere Wange hin.
Peter Nemschak
12. Juli 2018 @ 18:44
Der große Umbruch in der Weltpolitik kam nicht mit Trump sondern mit Ende des Kalten Kriegs vor fast 30 Jahren. Veränderungen seitdem erfolgten, wie in der Geschichte üblich, nicht kontinuierlich sondern plötzlich, als ob jemand einen Ziegelstein aus einem längst baufällig gewordenen Gebäude herausgezogen hätte.
Solveig Weise
12. Juli 2018 @ 15:09
Es ist einfach nur köstlich zu sehen wie Trump diese Berufsdilettanten vorführt. Ich mag den Herren auch nicht besonders aber das ist doch einmal erfrischend.