Trump attackiert Ukraine – von der Leyen läuft ihm trotzdem hinterher
US-Präsident Trump behauptet, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland begonnen habe. Das ist offensichtlich Unsinn. Die EU läuft Trump trotzdem hinterher.
Trump hat der Ukraine und ihrem Präsidenten Selenskyj eine Mitschuld am Krieg gegeben. “Ihr seid seit drei Jahren dabei. Ihr hättet nie damit anfangen sollen. Ihr hättet einen Deal machen können”, sagte Trump nach ersten Gesprächen mit der russischen Seite.
Die Behauptung, die Ukraine habe “angefangen”, ist offensichtlich Unsinn. Es ist Russland, das den völkerrechtswidrigen Krieg begonnen hat, nachdem die Nato die Ukraine zum Beitritt eingeladen und einen Kurswechsel in letzter Minute (den Moskau erzwingen wollte) abgelehnt hatte.
“Ein klassischer Stellvertreterkrieg”, urteilte der US-Experte J. Sachs am Mittwoch im Europaparlament. Die USA hätten die Nato und die Ukraine benutzt, um Russland zu schwächen und ihre Hegemonie in Osteuropa auszubauen. Deshalb könnten auch nur die USA den Krieg beenden.
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Das versucht Trump nun – verdreht dabei aber Ursache und Wirkung. Er will den Ukrainern die Schuld geben, um die Kosten des Krieges abzuwälzen und möglichst schnell wieder ins Geschäft mit Russland zu kommen. Dazu dienten auch die Gespräche in Riad.
Und wie reagiert die EU? Mindestens ebenso widersprüchlich. Einerseits behauptet sie, man wolle Frieden und müsse daher am Verhandlungstisch sitzen. Andererseits lehnt sie ein Ende des Kriegs zu Trumps Bedingungen ab. Am Mittwoch wurden sogar neue Russland-Sanktionen erlassen.
Vollends verrückt wird es aber, wenn man die Äußerungen führender EU-Politiker liest. Obwohl Trump die Ukraine attackiert und gefährlichen Unsinn redet, laufen Kommissionspräsidentin von der Leyen und ihre Außenbeauftragte Kallas ihm weiter hinterher. Dies zeigen Äußerungen der letzten Tage .
Lebt Kallas auf dem Mond?
“We want to partner with the US to deliver a just and lasting peace for Ukraine“, erklärte von der Leyen nach einem Besuch des Trump-Beauftragten Kellogg in Brüssel. “By working together with the US, we can achieve a just and lasting peace – on Ukraine’s terms”, betont Kallas.
Diese Zitate sind voller Widersprüche. Kallas will einen Frieden zu ukrainischen Bedingungen – aber zusammen mit Trump. Wo lebt die Dame, auf dem Mond? Und von der Leyen setzt weiter auf die transatlantische Partnerschaft – dabei haben die USA sie in Sachen Ukraine längst aufgekündigt.
Die europäische Schizophrenie – oder soll man von Realitätsverlust sprechen? – geht sogar noch weiter. Denn während die USA die EU in Riad ausbooten, schicken die EUropäer ihren Handelskommissar Šefčovič zu Verhandlungen mit der US-Administration nach Washington. Er komme “in Frieden”, hieß es.
Größte Sorge: Handelskrieg
Šefčovič diplomatische Mission: einen Handelskrieg mit den USA vermeiden. Das scheint ohnehin die größte Sorge der EU zu sein. Sie ist erpressbar geworden – denn Deutschland steckt in der Rezession, und bei der Energie ist man von den USA abhängig wie nie. Bei Waffen übrigens auch.
Deshalb läuft von der Leyen Trump hinterher, auch wenn der den größten Unsinn redet und die Ukraine attackiert…
Siehe auch “Trumps Strafzölle: Deshalb ist die EU erpressbar geworden”
Georg
20. Februar 2025 @ 15:30
Hat sich der Wertewesten nicht schon recht früh um die “Probleme” der Ukraine gekümmert ? Anfang 2004 ? “Orange- od. Kastinien Revolution”, die ukrainische Oppositions Gruppe “Pora” . Unterstützer der Pora waren doch nach meiner Erinnerung : die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Open Society Foundations sowie Freedom House. Es wurde behauptete “Juschtschenko und seine Kreise erhielten allein aus den USA mindestens 65 Millionen US-Dollar über verschiedene Kanäle. Ziel der USA sei es, auf diese Weise die NATO auszudehnen und die EU zu schwäche….
garno
20. Februar 2025 @ 09:18
Die europäischen Vasallen haben ihren US-amerikanischen Herrn verloren und stehen nun mit ihren auf Lügen gebauten Narrativen alleine da. Sie haben nicht gelernt die eigenen Interessen zu vertreten, sondern können sich nur an der Ideologie ihres US-demokratischen Herrn orientieren, der aber keine Macht mehr hat um sie zu führen. Interessant dazu ist eine Auseinandersetzung zwischen US-Vize Vance und dem Autor Thomas Fazi:
https://www.thomasfazi.com/p/my-exchange-with-jd-vance
ebo
20. Februar 2025 @ 09:49
Danke für den Hinweis. Ein spannender Dialog – mit einem spannenden US-Vizepräsidenten!
Heidi Walter
20. Februar 2025 @ 09:12
„Das strategische Ziel unseres Landes ist die Integration in die europäischen und euroatlantischen Strukturen. Die Ukraine hofft, in ihrer Absicht verstanden zu werden, eine graduelle, partnerschaftliche Kooperation mit EU, WEU und NATO zu etablieren, und aktiv zu sein bei der Gestaltung der neuen europäischen Sicherheitsarchitektur. Unsere volle EU-Mitgliedschaft ist unsere Priorität und folgt nicht Mode oder politischem Romantizismus, sondern das ist unsere profunde pragmatische Entscheidung, weil es die EU ist, die das Image Europas im 21. Jahrhundert prägen wird.“
Leonid Kutschma: 1996 Am 9. Juli unterzeichneten die Ukraine auf dem NATO-Gipfel in Madrid 1997 die NATO-Ukraine-Charta, einen militärischen Partnerschaftsvertrag. Am 9. Juli unterzeichneten die Ukraine auf dem NATO-Gipfel in Madrid 1997 die NATO-Ukraine-Charta, einen militärischen Partnerschaftsvertrag. Am 9. Juli unterzeichneten die Ukraine auf dem NATO-Gipfel in Madrid 1997 die NATO-Ukraine-Charta, einen militärischen Partnerschaftsvertrag. Während des Irakkrieges 2003 war die Ukraine an der Koalition der Willigen beteiligt und entsandte 1.650 Soldaten mit militärischem Gerät in den Irak. Das alles ist aus der Chronologie des Ukraine-Kriegs, denn dieser Krieg hat viele Väter und beginnt nicht erst als Russland Kampfhandlungen begann. Nicht zu vergessen ist auch der Einfluss Sleezy Joes, “Fuck the EU”-Nuland und ihres Vasallen Pyatt. Gründe für diesen Kriegen finden sich auch im Statement von George Friedman auf den Chicago Council on Global Affairs, zu finden bei youtube, auch mit deutscher Übersetzung. https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Ukraine_%28seit_1991%29
Kleopatra
20. Februar 2025 @ 10:17
Aus dieser Chronologie kann man genauso gut ableiten, dass die Ukraine aus denselben Gründen wie alle anderen mittel/osteuropäischen NATO-Mitglieder der NATO beitreten wollte, und dass es sich hier eben nicht u eine Schnapsidee handelte, die 2008 aufkam. Hätte man die Ukraine schon vor 20 Jahren aufgenommen, gäbe es den Krieg heute nicht.
Guido B.
20. Februar 2025 @ 10:39
Wenn wir schon am Spekulieren sind: Ich würde mal frech behaupten, dass Putin möglicherweise eine Aufnahme der Ukraine in die NATO akzeptiert hätte, wenn die ukrainische Regierung ein gutes Verhältnis mit Moskau angestrebt, die Stationierung von US-Militärbasen an der russischen Grenze ausgeschlossen und den Vertrag mit Russland betreffend Marinestützpunkt Sewastopol verlängert hätte. Es war offensichtlich die extrem feindselige Haltung des Bandera-Regimes, das eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine für Putin undenkbar machte. Ich würde noch weitergehen und behaupten, dass diese extrem antirussische Haltung des Bandera-Regimes auch für die NATO der Grund war, die Ukraine nicht aufzunehmen. Die NATO wusste immer, dass ein Weltkrieg ins Haus steht, wenn die Ukraine Mitglied der NATO wird. Dieser Preis war der NATO zu hoch. Darum hat sie die Ukraine nur als Kampfhund benutzt. Diesen Zweck hat sie optimal erfüllt.
Stef
20. Februar 2025 @ 10:49
@Kleopatra: das hat hier noch keiner in Frage gestellt. Die Frag der Sie konstant ausweichen ist doch: Warum hat die Nato diese Tür nicht von vornherein geschlossen, angesichts des absehbaren Krieges gegen Russland. Es gibt kein Recht auf Mitgliedschaft in einer Miltärallianz. Und es gibt keine Vernunft, die roten Linien einer Atommacht dauerhaft zu übertreten. Und es bedeutet auch nicht, dass man sich von einer Atommacht dauerhaft erpressen lassen muss. Man kann nur seine Geografie nicht ignorieren und sollte sich auch nicht instrumentalisieren lassen.
ebo
20. Februar 2025 @ 11:00
So ist es – es gibt kein Recht auf Mitgliedschaft in der Nato. Wer beitreten will, muss zudem die Sicherheit des “euroatlantischen Raums” fördern. Dies ist in der Ukraine ganz offensichtlich nicht der Fall, im Gegenteil. Merkel und Scholz hatten daher Recht…
KK
20. Februar 2025 @ 12:17
“…weil es die EU ist, die das Image Europas im 21. Jahrhundert prägen wird.“”
Das geht aber gerade ziemlich den Bach runter, das von der EU geprägte Image Europas im 21. Jahrhundert!!!
garno
20. Februar 2025 @ 08:55
Die USA haben die Ukraine dazu veranlasst Russland so zu provozieren, dass Russland in die Ukraine eingefallen ist (die von Nuland belegten 5 Milliarden werden dazu beigetragen haben). Das wiederum hat die Europäer veranlasst ihre Wirtschaftsbeziehungen mit Russland zu kappen und sich enger an die USA zu binden.
Die USA haben keine langfristige Strategie, sie handeln jeweils nur nach der aktuellen eigenen Interessenlage. Das Interesse der früheren Biden-Regierung war Russland zu schwächen, aber auch Europa von Russland zu trennen. Das hat mit dem Ukraine-Konflikt hervorragend geklappt. Allerdings hat das (den Konflikt zu schüren) den USA etwa 500 Milliarden Dollar gekostet. Klar, dass der Geschäftsmann Trump das Geld zurückhaben möchte. Da die Ukraine jedoch kein Geld hat, soll sie ihre nationale Vermögenssubstanz an die USA übereignen. Was die Ukraine bisher ablehnt. Aber hat sie eine andere Wahl?
Die Ukrainer haben noch nicht begriffen, dass sie auf den Versprechungen des Westens hereingefallen sind, dass sie lediglich ein Werkzeug im geopolitischen Spiel der USA waren. Nun da die Ukrainer nicht mehr als Werkzeug benötigt werden (ihr Hauptziel, die Trennung Europas von Russland ist ja erreicht), versuchen die USA sich an den Resten des ukrainischen Staatsgebildes schadlos zu halten. Es sieht ganz nach einer Art Arbeitsteilung zwischen US-Demokraten und Republikanern aus.
KK
20. Februar 2025 @ 12:12
“Die Ukrainer haben noch nicht begriffen, dass sie auf den Versprechungen des Westens hereingefallen sind…”
Nun ja, der ukrainische Nationalismus ist auch nicht ganz unschuldig daran, dass der Westen damit so leichtes Spiel hatte und viele dort ganz gern auf diese Versprechungen “hereingefallen” sind…
Guido B.
20. Februar 2025 @ 06:33
Diejenigen, die Trump mit großer moralischer Emphase „Verrat“ an der Ukraine vorwerfen, sollten sich ehrlich fragen, was die leeren Versprechen Joe Bidens, Jens Stoltenbergs und der anderen Ukraine-Unterstützer bezüglich der NATO-Mitgliedschaft waren. Tatsache ist doch, dass man der Ukraine jahrelang Hoffnung auf einen Sieg über Russland machte und diesen Sieg mit der zeitnahen Aufnahme in die NATO belohnen werde, obwohl allen klar war, dass unter den gegebenen Umständen (keine direkte Kriegsbeteiligung der NATO) beides unwahrscheinlich ist – sowohl der Sieg als auch der NATO-Beitritt. Nicht Trump hat die Ukraine verraten, sondern die Verbündeten der Ukraine.
Das ist die wahre Schande in diesem wahnsinnigen Krieg.
Es ist äusserst perfid, Trump jetzt vorzuwerfen, er habe Putins Narrativ übernommen und sich zu seiner Marionette gemacht. Diese Behauptung ist an Bösartigkeit und Niedertracht nicht zu überbieten.
Wenn sich Selenski und seine Unterstützer solche Haltungen zu eigen machen, macht das nur deutlich, wie tief diese Kriegstreiber-Clique moralisch gesunken ist.
Die Welt will Frieden, vor allem zwischen Atommächten. Selenski und seine Unterstützer stehen diesem Frieden im Weg. Sie MÜSSEN scheitern!
KK
20. Februar 2025 @ 01:53
„Trump hat der Ukraine und ihrem Präsidenten Selenskyj eine Mitschuld am Krieg gegeben. …
Die Behauptung, die Ukraine habe “angefangen”, ist offensichtlich Unsinn.“
Na, wenn man dem hier Glauben schenkt, ist es dann doch nicht ganz so einfach als „Unsinn“ abzuquzalifizierten:
https://www.manova.news/artikel/der-gewollte-bruderkrieg
Dann könnte der russische Angriff auch als präventive Abwehr eines von Kiew geplanten Ethnozids in der Ostukraine gesehen werden… wie gesagt, wenn da was dran ist. Wir waren hier alle nicht dabei. Aber wir wissen um die nationalistischen Nazis, Bandera-Verehrer und ASOW…
Arthur Dent
19. Februar 2025 @ 23:27
„Wo lebt die Dame, auf dem Mond?“ – Nein, in Palastgemächern. Vermutlich ist ihr aber das goldene Schlüsselchen abhanden gekommen, mit dem abends immer der Verstand aufgezogen wird.
„We have a big, beautiful Ocean as separation.“ – This is really good news!
Ach so, Kriege beginnen immer lange bevor der erste Schuss fällt.
european
19. Februar 2025 @ 22:31
Jetzt wird es abenteuerlich:
https://www.ft.com/content/f28bede4-0794-44c1-a216-9deccac44460
„EU considers tapping €93bn in unspent Covid recovery funds for defence“
„The bloc’s additional financing needs for defence are estimated at about €500bn over the next decade.“
und weiter
„The EU could also repurpose regional development funds, von der Leyen said and mentioned “common European financing” as another option being explored, according to one of the people familiar with the matter.“
Ich kann das gar nicht alles einstellen. Der Artikel ist zu lang und zu umfangreich. Und er macht so sprachlos, dass für Wut kein Platz mehr ist. Ich hoffe, er ist nicht hinter einer paywall.
„EU countries will also be allowed to increase their national defence budgets without incurring sanctions under the bloc’s fiscal rules, von der Leyen announced at the Munich Security Conference over the weekend.“
Es gibt keinen Mechanismus, um diese Leute wieder abzusetzen.
Michael
19. Februar 2025 @ 20:34
Unsinn … ? Sachs … ?
J. Sachs sagt u. a. auch dass der Ukrainekonflikt „provoziert“ war und „verhinderbar“ gewesen sei!
ebo
19. Februar 2025 @ 20:50
Ja, aber von den USA – nicht von der Ukraine
Kleopatra
20. Februar 2025 @ 05:59
Russland hat um die Ukraine ein Jahr lang Truppen zusammengezogen, und den USA gegen Ende dieses Zeitraums unverschämte Ultimaten zum Rückzug ihrer Truppen aus Osteuropa gestellt. Diese Vorgehensweise ist typisch für Staaten, die zum Krieg entschlossen sind und nur noch einen, wenn auch noch so windigen, Kriegsgrund suchen. Vg. Österreich-Ungarn gegen Serbien vor dem Ersten Weltkrieg. Ich konzediere, dass die Russen wohl gehofft hatten, die Ukraine durch Drohungen zu unterwerfen, und dass sie mit der Umwandlung der Ukraine von einer Demokratie in einen in jeder Hinsicht aus Moskau ferngesteuerten Marionettenstaat zufrieden gewesen wären.
Wenn nach Ihrer Meinung die USA Russland zum Krieg gezoelt provoziert haben, warum hat dann Putin die „intellektuelle Rechtfertigung“ des Eroberungskriegs bereits am 12.7.2021 auf seiner offiziellen Website veröffentlicht?
Guido B.
19. Februar 2025 @ 18:13
Am 19. Februar hat Donald Trump auf X folgenden Text gepostet. Seine Einschätzung ist bedeutend und verdient breite Aufmerksamkeit:
Think of it, a modestly successful comedian, Volodymyr Zelenskyy, talked the United States of America into spending $350 Billion Dollars, to go into a War that couldn’t be won, that never had to start, but a War that he, without the U.S. and “TRUMP,” will never be able to settle. The United States has spent $200 Billion Dollars more than Europe, and Europe’s money is guaranteed, while the United States will get nothing back. Why didn’t Sleepy Joe Biden demand Equalization, in that this War is far more important to Europe than it is to us — We have a big, beautiful Ocean as separation. On top of this, Zelenskyy admits that half of the money we sent him is “MISSING.” He refuses to have Elections, is very low in Ukrainian Polls, and the only thing he was good at was playing Biden “like a fiddle.” A Dictator without Elections, Zelenskyy better move fast or he is not going to have a Country left. In the meantime, we are successfully negotiating an end to the War with Russia, something all admit only “TRUMP,” and the Trump Administration, can do. Biden never tried, Europe has failed to bring Peace, and Zelenskyy probably wants to keep the “gravy train” going. I love Ukraine, but Zelenskyy has done a terrible job, his Country is shattered, and MILLIONS have unnecessarily died – And so it continues…..
Skyjumper
19. Februar 2025 @ 19:07
Ich hatte ja bereits geschrieben, wie eine „Siegerstory“ entsteht. Aber nach meiner, selbstverständlich gleichfalls subjektiven, Einschätzung, ist Trumps Einschätzung nicht „bedeutend“, sondern bullshit. Und sie verdient auch keine breite Aufmerksamkeit sondern hätte besser unveröffentlicht im virtuellen Datenklo geendet.
Aber natürlich weiß ich was Sie meinen. Und in dem Sinne ist es natürlich bedeutend was der amerikanische Präsident (ev. nur vorgibt) denkt. Und wer nicht von den weiteren Entwicklungen überrascht werden möchte sollte dem größte Aufmerksamkeit schenken. Aber das ist eine bodenlose Frechheit die sich Trump/die USA da leisten.
Guido B.
19. Februar 2025 @ 17:55
Es ist Fakt, dass Selenski nichts unternommen hat, um die Konfrontation mit Russland zu deeskalieren. Im Gegenteil: Er bereitete vor dem Einmarsch der Russen eine militärische Offensive gegen den abtrünnigen Donbass und die Krim vor. Er dachte vielleicht, dass Putin mit seinen Truppen an der Grenze nur blufft. Oder – was ich für wahrscheinlicher halte – er provozierte die Invasion im Glauben, dass ihn die NATO retten werde. Aus dem gleichen Grund lehnte er auch das Ergebnis der Verhandlungen in Istanbul von Ende März 2022 ab. Daraus kann man folgern, dass Selenski eine Befriedung des Konfliktes ablehnte und für die Kriegsereignisse mitverantwortlich ist.
Trump liebt die verbale Übertreibung. Man darf seine Aussagen nicht wörtlich nehmen. Relevant ist seine Denkrichtung. Und diese scheint mir in der Beurteilung der ukrainischen Konfliktlösungsstrategie nicht falsch.
ebo
19. Februar 2025 @ 18:47
Es ist wohl doch ein wenig komplizierter. Die USA wollten Selenskyj zu Beginn des Krieges aus Kiew ausfliegen, weil sie mit einem schnellen Sieg Russlands gerechnet haben. Er wollte nicht gehen. Dann hat er sich einige Wochen laut beschwert, dass die Nato ihn fallen lassen würde. Erst als die Verhandlungen in Istanbul begannen und ein Verzicht auf den Nato-Beitritt ins Spiel kam, haben die USA und das UK versprochen, die Ukraine zu “retten”. Seitdem, da gebe ich Ihnen recht, hat Selenskyj nichts getan, um den Krieg beizulegen – im Gegenteil: Er hat immer wieder versucht, die Nato tiefer und tiefer hineinzuziehen. Nun stachelt er auch noch die EU auf, den Krieg weiterzuführen… Der Stellvertreterkrieg ist aus dem Ruder gelaufen!
Guido B.
19. Februar 2025 @ 19:00
@ebo: Danke für die Ergänzung. Man kann Selenski verstehen, dass er seine Hoffnungen auf die NATO setzte und immer noch setzt. Diese Hoffnungen waren jedoch immer illusorisch, weil es 1) nie eine Einstimmigkeit in der NATO für eine Aufnahme gab und 2) die NATO kein Land aufnehmen darf, das sich im Krieg befindet. Selenski wusste dies und wollte den Beitritt mit allen rhetorischen und destruktiven Mitteln erzwingen. Trump hat recht, wenn er sagt, dass Selenski als Präsident einen “schrecklichen Job” gemacht habe. Fairerweise muss man dieses Urteil aber auch auf alle anderen Staatsoberhäupter anwenden, welche die Illusion nährten, dass die Ukraine der NATO beitreten könne und werde. Das Versagen des kollektiven Westens ist total, und leider fehlt in der EU die naheliegende Einsicht, dass Trump recht haben könnte.
ebo
19. Februar 2025 @ 19:06
Laut G. Sachs wollten die USA den Nato-Beitritt nie wirklich. Dies hätten sie intern auch noch kurz vor dem Kriegsbeginn erklärt. Nach außen hielten sie aber an der “open door” Politik fest und ermunterten Selenskyj, sich der Nato anzunähern. Wenn das stimmt, so war es eine ebenso zynische wie fatale Politik. Gut, dass Trump damit Schluß macht.
Kleopatra
20. Februar 2025 @ 05:48
Nach den mit bekannten Berichten über die ominösen „Istanbul“-Verhandlungen war der Knackpunkt, an dem das Ganze gescheitert ist, die fehlende Bereitschaft nichtrussischer Mächte, der Ukraine robuste Sicherheitsgarantien zu geben. Und wenn ein so wichtiger Punkt nicht geeint ist, reicht alle Einigkeit in Bagatellfragen nicht.
Und die Wirkung des Umstandes, dass nach dem russischen Rückzug aus der Umgebung von Kyïv offenkundig wurde, wie sich Russen als Besatzungsarmee benehmen, und der Veröffentlichung eines genozidalen Kriegszielprojektes durch T. Sergejcev („Was Russland mit der Ukraine tun muss“) in einem russischen Staatsmedium (RIA Novosti am 3.4.2022) sollte nicht unterschätzt werden; dieser Text hat jedenfalls nicht „den Weg für Verhandlungen freigemacht“, wie es häufig so schön heißt. Wie hätte die Ukraine mit einem Russland verhandeln sollen, dessen Staatsmedien derartige Genozidpropaganda veröffentlichen? (Die übrigens für russische Staatsmedien durchaus typisch ist, wie man mit Russischkenntnissen leicht per Internet feststellen kann).
Skyjumper
19. Februar 2025 @ 17:50
“Die Behauptung, die Ukraine habe “angefangen”, ist offensichtlich Unsinn.”
Dies ist die aktuell, gültige Interpretation. Geschichte schreiben aber immer die Sieger. Und wenn die USA, und Russland, und noch so einige weitere, das Narrativ Russlands übernehmen sollten (die ja seit Tag 1 Behaupten die Ukraine seien die Kriegsverursacher), dann hat eben die Ukraine angefangen. Wer dann noch gegenteiliges Behauptet wird ein Geschichtsklitterer sein 😉
Es gibt hier übrigens genügend Diskussionen im Blog bei denen man die Ansätze nachlesen kann, wie aus einen russischen Angriffskrieg ganz schnell ein Krieg wird an dem primär die Ukraine schuld ist. Ein historisches Beispiel: Deutschland ist z.B. mitnichten als 1. Kriegspartei in WK1 eingetreten, hat auch nicht die 1. Kriegserklärung abgegeben – dennoch können wir in jeden Geschichtsbuch nachlesen, dass Deutschland die Schuld am 1. Weltkrieg trägt. Es sind immer Interpretationen, Gewichtungen, und vor allen feine Formulierungsunterschiede.Und die Deutungshoheit darüber liegt seit jeher bei den Siegern.
Wie KÖNNTE das z.B. im Fall Russland/Ukraine aussehen? Sehr einfach: Die UN stellt fest, dass die Unabhängigkeitserklärung der Oblaste Donezk und Luhansk rechtmäßg erfolgt sei. Dann wären die militärischen Aktionen der Ukraine gegen die nunmehr als souverän eingestuften Republiken Donezk und Luhansk der Beginn eines Krieges gewesen den dann die Ukraine angefangen hat.
Russland hat doch nicht aus Jux und Dollerei zu jeden Zeitpunkt darauf geachtet, dass genau diese Lesart formalistisch möglich bleibt.
Und ob die UN zu so einer Feststellung gelangt, sich also eine Mehrheit für eine entsprechende Resolution findet, ist nicht unerheblich davon abhängig wie sich die 3 Grossmächte USA, China und Russland positionieren. “Wahrheit” ist eine Prostituierte.