Transatlantische Illusion

Wie schon beim letzten Nato-Gipfel in Brüssel erweisen sich US-Präsident Trump und seine Minister auch bei der Sicherheitskonferenz in München als ärgste Feinde der Atlantischen Allianz und der EU. Dennoch halten die deutschen Gastgeber treu zu ihren transatlantischen „Partnern“.

Deutschland und USA sind auf der Münchener Konferenz, die Gastgeber Ischinger im modischen blauen Hoodie mit EU-Sternchen eröffnete, heftig aneinander gerasselt.

US-Vizepräsident Pence betonte den amerikanischen Führungsanspruch in der Welt und forderte die Gefolgschaft der westlichen Verbündeten bei Konflikten wie etwa mit den Iran ein.

Bundeskanzlerin Merkel warnte die US-Regierung dagegen davor, einseitige Entscheidungen zu treffen und am Ende „alleine zuhause“ zu sein. Das trug ihr viel Beifall ein – dabei sind auch Merkels Alleingänge berüchtigt.

Doch das war in München kein Thema. Im Mittelpunkt standen die transatlantischen Differenzen in allen großen internationalen Streitfragen – von Iran über Syrien bis hin zur deutsch-russischen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2.

Merkel mußte sich sogar dagegen verwahren, dass Trump Autos made in Germany als „nationales Sicherheitsrisiko“ einstuft – nach Agentur-Meldungen steht dieser (lang geplante) Affront unmittelbar bevor.

Die USA greifen Deutschland also an mindestens vier Fronten frontal an. Kein Wunder, dass mittlerweile eine klare Mehrheit der Deutschen glaubt, Trump sei unser ärgster Feind und die US-Politik eine Bedrohung.

Dennoch tun Merkel und ihre Minister immer noch so, als sei die transatlantische Welt im Prinzip irgendwie in Ordnung – und als gebe es beim besten Willen keine Alternative zur Zusammenarbeit mit den USA.

Vor allem Verteidigungsministerin Von der Leyen und Außenminister Maas legten in München „ein klares Bekenntnis zur Nato und zur Partnerschaft mit den USA ab“, wie die Bundesregierung betont.

„Unsere Partnerschaft macht stark – und sie stärkt unsere Souveränität“, erklärte von der Leyen. Deutschland wisse, „wie wichtig eine starke transatlantische Partnerschaft für Sicherheit und Stabilität und den Fortbestand der internationalen Ordnung ist“, so Maas.

Damit erweisen sich die deutschen Politiker als Illusionskünstler. Glauben sie denn immer noch, man könne die transatlantischen Beziehungen ohne den antieuropäischen US-Bias und die Nato ohne Trump denken?

Meinen sie allen Ernstes, die gezielten Angriffe aus Washington gegen Berlin könne man aussitzen – und mit verstärkter Ausrichtung (und Aufrüstung) gegen Russland irgendwie kompensieren?

Spätestens seit dem Gipfel in Warschau, bei dem die USA die Osteuropäer gegen Deutschland und Frankreich eingespannt und den EU-Partner Iran massiv bedroht haben, ist diese Hoffnung als Illusion entlarvt…

Siehe auch Drohungen aus Warschau gegen Iran – und die EU“ und „Maas macht mobil – doch der Gewinner heißt Trump“

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