Der Coup mit Uschi

Das war’s dann wohl mit den Spitzenkandidaten: EU-Ratspräsident Donald Tusk hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen als Kommissionschefin vorgeschlagen. Damit ist auch Frans Timmermans raus. Doch der Coup könnte nach hinten losgehen.

Es ist ein Akt der Verzweiflung – und ein neuer deutscher Coup: Statt Timmermans gilt nun Von der Leyen als Favoritin im Rennen um die Nachfolge von Kommissionschef Jean-Claude Juncker.

Der Vorschlag geht auf Kanzlerin Angela Merkel zurück. Sie hat schon zwei krasse Wenden hingelegt. Erst wollte sie Manfred Weber nach Brüssel schicken – den selbst ernannten Wahlsieger aus Niederbayern.

Dann ließ sie ihn fallen und pushte Timmermans – einen niederländischen Sozialdemokraten. Das führte zu einer Rebellion bei den Konservativen, hätte aber immerhin das „System der Spitzenkandidaten“ gerettet.

Das hat Merkel nun auch noch geopfert. Jetzt soll es plötzlich eine konservative deutsche Frau sein. Dabei hätte mit Margrethe Vestager eine (halbe) Spitzenkandidatin zur Verfügung gestanden!

Für das Europaparlament ist das ein Schock. Die neu gewählten Abgeordneten werden übergangen. Dass Von der Leyen eine Frau ist, macht die Sache kaum besser. Denn „Flinten-Uschi“ gilt als Auslaufmodell.

In Berlin waren ihre Tage nach den zahllosen Bundeswehr-Skandalen ohnehin gezählt. Nun soll sie nach Brüssel entsorgt werden – um die deutsche Macht zu sichern und die EU-Führungskrise zu lösen.

Ich fürchte, so wird die Krise nur weiter verschärft – und das nicht nur in Brüssel bzw. Straßburg sondern auch in Berlin. Weder die CSU noch die SPD dürften Merkels Alleingang so ohne weiteres schlucken…

Siehe auch „Die Zerstörung der Spitzenkandidaten“