Streit über möglichen Marine-Einsatz im Roten Meer
Soll sich die EU an der US-geführten “Koalition der Willigen” im Roten Meer beteiligen? Darüber ist Streit entbrannt. Spanien stellt sich quer.
Die Angriffe der jemenitischen Huthi auf Handelsschiffe seien besorgniserregend und ein inakzeptabler Verstoß gegen das Völkerrecht, sagte ein Sprecher der EU-Kommission.
Man berate derzeit unter den EU-Staaten und mit Partnern darüber, wie eine Antwort aussehen könnte. “Was gebraucht wird, ist eine internationale Lösung”, sagte der Sprecher.
Frankreich hat bereits seine Teilnahme angekündigt, doch Spanien – das den EU-Vorsitz innehat – stellt sich quer.
Spanische Militärs verweisen darauf, dass auch die Fortsetzung des Anti-Piraten-Einsatzes der EU im Indischen Ozean wichtig sei, weil es zuletzt wieder mehrere Attacken gegeben habe.
Mit den Angriffen wollen die Huthi gegen das militärische Vorgehen Israels in Gaza protestieren. Spanien hat sich auf die Seite der Palästinenser gestellt.
Eine EU-Mission könnte als Beleg verstanden werden, dass die EU (wieder einmal) Israel und den USA folgt…
P.S. Außer Bahreïn hat sich kein Land der Region an der US-Koalition beteiligt. Das zeigt, wie “erfolgreich” die amerikanische Diplomatie ist – bzw. wie einsam es um den Westen geworden ist…
KK
19. Dezember 2023 @ 23:21
„Frankreich hat bereits seine Teilnahme angekündigt, doch Spanien – das den EU-Vorsitz innehat – stellt sich quer. “
In der 20-Uhr-tagesschau hiess es, sowohl Frankreich als auch Spanien würden sich beteiligen. Ich bin ja geneigt, tagesschau-Meldungen inzwischen mit grosser Skepsis zu begegnen… was stimmt nun bei dieser völlig entgegengesetzten Nachrichtenlage?
KK
20. Dezember 2023 @ 15:50
Interessant – auf tagesschau.de wird statt Spanien Italien genannt. Qualitätsmedium halt.
ebo
20. Dezember 2023 @ 16:15
Es ist auch Italien, Spanien zögert!
WBD
19. Dezember 2023 @ 17:57
„Die Angriffe der somalischen Huthi“ – sind das nicht die jemenitischen Jungs?
ebo
19. Dezember 2023 @ 18:34
Stimmt – mein Fehler! Wird gleich geändert.
european
19. Dezember 2023 @ 17:05
Ich bin da mittlerweile extrem misstrauisch und schliesse mich den Spaniern an.
Vor einigen Wochen habe ich schon einmal auf diesen Artikel im Overton-Magazin hingewiesen, den sich jeder durchlesen sollte, der sich mit der Geschichte und den Ursachen dieser Konflikte insbesondere in Afrika befassen moechte.
https://overton-magazin.de/top-story/das-pentagon-erklaert-seinen-krieg-gegen-den-terror-in-afrika-fuer-gescheitert/
„Amerikas ewige Kriege haben zu einem 75.000%igen Anstieg der Terroranschläge geführt.“
„Allein die nackten Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der Katastrophe. Als die Vereinigten Staaten in den Jahren 2002 und 2003 ihre Forever Wars begannen, zählte das Außenministerium insgesamt nur neun terroristische Anschläge in Afrika. In diesem Jahr haben militante islamistische Gruppen auf diesem Kontinent nach Angaben des Pentagon bereits 6756 Anschläge verübt. Mit anderen Worten: Seit die Vereinigten Staaten ihre Anti-Terror-Operationen in Afrika verstärkt haben, hat der Terrorismus um 75.000 % zugenommen.“
Ueber Somalia kann man auch einiges lesen, was man sonst nicht so zu lesen bekommt, z.B. dies hier:
„Seit dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden im Januar 2021 haben die USA 31 erklärte Luftangriffe in Somalia durchgeführt, sechsmal so viele wie in der ersten Amtszeit von Präsident Obama, aber weit weniger als die Rekordzahl von Präsident Trump, dessen Regierung von 2017 bis 2021 208 Angriffe durchführte. Der seit langem andauernde, nicht erklärte Krieg der USA in Somalia ist nach Angaben des Costs of War Project zu einer der Haupttriebkräfte der Gewalt in diesem Land geworden. „Die USA tragen nicht nur zum Konflikt in Somalia bei, sondern sind vielmehr zu einem integralen Bestandteil der unvermeidlichen Fortsetzung des Konflikts in Somalia geworden“, berichtet Ẹniọlá Ànúolúwapọ Ṣóyẹmí, Dozentin für politische Philosophie und öffentliche Ordnung an der Blavatnik School of Government der Universität Oxford. „Die US-Politik zur Terrorismusbekämpfung“, so schreibt sie, „sorgt dafür, dass der Konflikt auf Dauer fortbesteht.“
Der ganze Artikel ist sehr lesenswert und entsetzlich zugleich. Er verdeutlicht diesen unglaublichen Wahnsinn, der hinter der Geschichte steht. Er wurde aus dem Englischen uebersetzt und das Original befindet sich hier:
https://tomdispatch.com/the-pentagon-proclaims-failure-in-its-war-on-terror-in-africa/
Arthur Dent
19. Dezember 2023 @ 14:51
Zwar gehört der unter Beschuss geratene Frachter „Al Jasrah“ zur deutschen Hapag-Lloyd, fährt aber unter liberianischer Flagge und vermeidet Steuern in Deutschland. Dennoch erwägt die Regierung eine Beteiligung an einer Marinekoalition im Roten Meer und riskiert einen Krieg im Mittleren Osten. Die Bundesmarine (und andere) als „Schlägertruppe des internationalen Großkapitals“. Warum erwägen nicht die Länder, unter deren Flagge die Schiffe fahren, einen Militäreinsatz?