Mitten in der Krise: EU verteuert günstige Elektroautos aus China

Wie erwartet, hat die EU die geplanten Strafzölle für Elektroautos aus China verhängt. Damit werden günstige Wagen vom europäischen Markt verdrängt – das Timing könnte nicht schlechter sein.

Vorgestern meldete Volkswagen, dass es drei Werke in Deutschland schließen und zehntausende Mitarbeiter entlassen will. Gestern kündigte Audi an, das moderne Werk in Brüssel, in dem E-Autos hergestellt werden, 2025 dicht zu machen.

Der Grund: Die teuren Modelle, auf die VW und Audi setzen, verkaufen sich nicht. Günstige Wagen sind kaum noch im Angebot. Die liefert China – doch genau diese Importe werden nun durch die sog. Ausgleichszölle der EU getroffen.

Vorgesehen sind zusätzliche Einfuhrzölle von bis zu 35,3 Prozent. Betroffen sind auch deutsche Autobauer – BMW baut den elektrischen Mini in China, VW das Modell Cupra Tavascan. Der US-Hersteller Tesla hingegen wird geschont.

Die EU wirft China vor, die Produktion von E-Autos massiv zu subventionieren und so den Wettbewerb zu verzerren. Die deutschen Autobauer sind allerdings vehement gegen Strafzölle, weil sie Vergeltungsmaßnahmen von China fürchten.

Auch Berlin war dagegen, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Zu den Verlierern gehören die Verbraucher, denen günstige E-Autos vorenthalten werden. Darunter leidet auch der Klimaschutz – wir werden länger Verbrenner fahren!

All diese Umstände spielten jedoch offenbar keine Rolle. Das Timing war einzig und allein vom Wunsch von EU-Kommissionschefin von der Leyen bestimmt, rechtzeitig vor der US-Präsidentschaftswahl ein Zeichen gegen China zu setzen.

Wäre es anders, hätte sie den Ausgang der Verhandlungen abwarten können, die trotz des Zollhammers weiter gehen sollen. Doch vor einer möglichen Einigung wird Peking wohl Vergeltung üben – es könnte teure SUV von VW & Co. abstrafen…

P.S. Die chinesische Regierung hat Insidern zufolge große Autobauer aus der Volksrepublik angewiesen, ihre Investitionen in Europa auf den Prüfstand zu stellen und jene Länder zu meiden, die die neuen Strafzölle mitgetragen haben. Zu den Unterstützern der umstrittenen EU-Maßnahmen gehören unter anderem Frankreich, Italien und Polen. Deutschland war dagegen, zwölf EU-Länder hatten sich bei einem Votum im Oktober enthalten.