Für wen spricht AKK?
Na also, geht doch! Nach monatelangem Schweigen hat die CDU eine Antwort auf die europapolitischen Ideen des französischen Präsidenten Macron gegeben. Doch sie kommt nicht von der Kanzlerin – sondern von der neuen Parteichefin AKK. Nanu?
Kramp-Karrenbauer will “Europa richtig machen” – und setzt Macrons Brief an die Bürger eine eigene Ideensammlung entgegen. In Paris dürfte ihr Text, der in der “Welt” veröffentlicht wurde, für Verstimmung sorgen.
Denn AKK geht mit keinem Wort auf Macrons Vorschläge ein. Stattdessen fordert sie den Franzosen auf, Straßburg als Sitz des Europaparlaments aufzugeben und auf seinen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat zu verzichten.
Auch ein eigenständiges Euro-Budget oder einen europäischen Mindestlohn soll es nicht geben. Allenfalls bei Schengen und der Verteidigungspolitik finden sich (kleine) Schnittmengen mit Paris.
Inhalt und Stil des AKK-Texts würden auch Ungarns umstrittenen Regierungschef Viktor Orban gefallen, sagte der “Welt”-Korrespondent Boris Kalnoky beim “Internationalen Frühschoppen”. Wohl wahr.
Vor allem, dass AKK von der Gemeinschaftsmethode abrückt, wird Orban und allen Nationalisten gefallen. Entscheidungen sollen nicht mehr in Brüssel, sondern zwischen den Regierungen fallen, ohne Mitsprache der EU.
AKK hat sich bei ihrem ersten europapolitischen Vorstoß ziemlich weit rechts positioniert – und der deutsch-französischen Zusammenarbeit einen Bärendienst erwiesen, wie ich in derselben Sendung entgegnete.
Doch für wen spricht AKK eigentlich? Für ganz Deutschland sicher nicht, auch wenn die “Welt” diesen Eindruck erwecken will. An der Bundesregierung ist schließlich auch noch die SPD beteiligt – und die neigt eher zu Macron.
Aber spricht sie für Merkel? Steht hinter ihr auch der Spitzenkandidat der EVP für die Europawahl, Manfred Weber (CSU)? Und was ist mit dem Merz-Flügel in der CDU, der einen ganz anderen, liberaleren Europa-Kurs gefordert hatte?
Wir wissen es nicht. Klar ist nur eins: Mit ihrem Papier erweckt AKK den Eindruck, als sei sie schon die Kanzlerin, oder als werde sie Merkel bald ablösen. Damit erhöht sie die Unsicherheit – nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland.
Siehe auch “AKK wiederholt Merkels Fehler” und “Wo Merz Recht hat”
Watchlist
- Bricht kurz vor der Europawahl wieder der Streit um Griechenland auf? Das müssen am Montag die Finanzminister der Eurozone entscheiden. Sie prüfen, ob die Linksregierung in Athen die Reformauflagen umgesetzt hat. Wenn nicht, dann könnten sie zugesagte Zinserleichterungen auf Eis legen. Die so genannte Nachprogrammüberwachung geht übrigens noch jahrelang weiter, erst gegen 2060 soll Schluß sein…
Was fehlt
- Die Krise der Deutschen Bank. Der Vorstand hat beschlossen, Fusionsgespräche mit der Commerzbank aufzunehmen – dabei wollte er genau das vermeiden. Doch die “Deutsche” steht unter Druck der Finanzmärkte und der deutschen Politik, die gerne einen “europäischen Champion” schaffen würde. Es ist ein Kontrollverlust der besonderen Art; vor allem DB-Chef Christian Sewing steht nun als Verlierer da.
Peter Nemschak
14. März 2019 @ 09:25
Die bessere Alternative zur Aufgabe der Maastricht Kriterien wäre, ein geordnetes Verfahren zum Austritt aus der Eurozone einzurichten. Die Mitgliedsstaaten müssen die Wahl bekommen ihre Staatsverschuldung entweder durch Kriterien der EU oder durch den Markt kontrollieren zu lassen. Anders lässt sich transnationale Umverteilung von finanziellen Ressourcen in einem Bund von Staaten mit nationaler Budgethoheit nicht begrenzen.
ebo
14. März 2019 @ 09:56
Das gesamte Währungskapitel im Maastricht-Vertrag ist obsolet. Die EZB hält seit Jahren nicht mehr das Inflationsziel ein (also ihr Mandat), Frankreich schafft nicht die drei-Prozent-Grenze beim Defizit, Deutschland ignoriert die sechs-Prozent-Schwelle beim Leistungsbilanz-Überschuss.
Holly01
14. März 2019 @ 10:58
Die EZB kann die 2% überhaupt nicht erreichen. Jedenfalls nicht, wenn es um einen beherrschbaren und kontrollierten Vorgang über längere Zeit geht.
Der Zinseszins wird in der monetären cloud, also das was man so als Derivate bezeichnet verwaltet. Aber natürlich zieht der Zinseszins trotzdem permanent Giralgeld aus dem aktiven Volumen.
Natürlich kann man über Kreditausweitung diesen Volumenverlust auffangen, aber Geld hat eben auch eine Grenzwirkung.
Wenn man zu hohe Geldmengen im System hat, sind die Systemkosten höher als das Wachtum.
Also genau das Problem der FED.
Das zweite Problem sin die Sicherheiten. Jedes Geld ist Ergebnis von einem Kredit, also eine Schuld, eine Vorfinanzierung auf erwartete Einkommen oder Gewinne.
Erhöht man das Volumen verbraucht man die Gewinne von morgen, übermorgen, nächstes Jahr, nächste Dekade ….
Das Deutschland mit seinem “Exportweltmeister” so unangefochten in der Eurozone herumprotzen darf, hat einen einfachen Grund.
Es gibt keinen Ersatz. Das wird sich jetzt schnell zeigen. Sinken die deutschen Überschüsse (weil zB der PKW Markt stockt) dann wird die Eurozone ein Handelsdefizit ausweisen.
Zur Zeit hat die Eurozone ein Kapitaldefizit, das sich mit dem Exportüberschuss gegenrechnet.
Drehen die Vorzeichen, addieren sich die Defizite und werden schnell schlagend.
Die Anzahl der Länder mit Exportüberschüssen ist weltweit sehr sehr klein und das Gerangel um die monetären Mittel ist ausgesprochen hart geworden.
Was ist damit zum Ausruck bringen möchte:
Abseits des deutschen Gejammers, macht vieles von dem was die EZB tut, inhaltlich eine Menge Sinn. Genau darum ist die EZB auch bei aller Kritik im Detail, im Großen ziemlich frei von Widerspruch.
Es gibt eigentlich nur einen Knackpunkt und das ist die Austeritätspolitik und da weiß jeder woher das kommt ….
Übrigens ein interessanter link (ich mag Hr. Rötzer, kenne Ihn nicht, lese Ihn aber gerne):
https://www.heise.de/tp/features/Nato-und-Eucom-Kommandeur-Die-Transatlantische-Allianz-zur-Festung-machen-4335157.html
vlg
Helene
13. März 2019 @ 18:41
Ich möchte nur zu einer Sache Stellung nehmen und dies unabhängig vom WIE und WER es gesagt hat ansprechen. Die 2 Standorte, Brüssel und Straßburg. Es ist umständlich, unsinnig und teuer. Frankreich ist da zu gar keinen Konzessionen bereit und wird auch nicht dafür kritisiert. Wieso eigentlich?
ebo
13. März 2019 @ 19:09
Weil es im EU-Vetrag steht. Und weil die EU noch viel mehr Standorte hat, u.a. Luxemburg, Frankfurt (EZB), Warschau (Frontex) etc. Genauso wie DE mehrere Standorte hat (Berlin und Bonn). Doch das hat AKK offenbar “vergessen”!?
Peter Nemschak
13. März 2019 @ 21:51
Standorte sind eines. nur: wie intensiv ist die (notwendige) Reisetätigkeit zwischen den Standorten. Parlament und Regierung sind zweckmäßig an einem Standort.In Wahrheit geht es um das nationale Prestige – wie immer. Das europäische Parlament nach Brüssel zu verlegen, wäre sachlich sinnvoll, aber für das nationale Prestige Frankreichs nicht zuträglich. Ähnliches gilt für die Überlassung des permanenten Sitzes im Sicherheitsrat durch Frankreich an die EU. Ist es sinnvoll, wie Macron vorschlägt, einen einheitlichen europäischen Mindestlohn festzusetzen ? Ökonomisch sicher nicht. Vielmehr sollte das Prinzip des Mindestlohns jeweils von den Nationalstaaten auf Grund der jeweiligen Wirtschaftskraft festgesetzt werden. Die Reformen bezüglich des Euro sind prinzipiell im Interesse Frankreichs, nicht notwendigerweise in dem Deutschlands. Im Konflikt schreitet die Welt voran, manchmal auch zurück. Na und ? Das sollten sich alle europäischen Weichspüler und Konfliktvermeider merken.
ebo
13. März 2019 @ 22:11
Die Reisetätigkeit der meisten EU-Abgeordneten ist ohnehin hoch, mit oder ohne Straßburg. Wußten Sie, dass viele deutsche MEP gar nicht aus Brüssel nach Straßburg “wandern”, sondern direkt aus ihrem Wahlkreis in Berlin oder Bayern?
Helene
13. März 2019 @ 23:10
Weil es im Vertrag steht, darf man es nicht ansprechen???
Das Parlament incl. Container mit Akten usw reist nutzlos u teuer durch die Gegend.
Und kann man nicht einmal ändern wollen, was unsinnig ist, nur weil es noch mehr desgleichen Unsinns gibt?
Natürlich weiß man, wo der Schuh drückt. Es geht halt nicht ohne Opfer, ich fürchte, auch in Frankreich nicht.
ebo
13. März 2019 @ 23:20
Doch man kann den Vertrag infrage stellen. Wenn Frankreich verzichten soll, dann muss auch Deutschland etwas aufgeben. Wie wäre es mit den unsinnigen Maastricht – Kriterien, die es nirgends sonst gibt und die vor und während der Eurokrise versagt haben?
Solveig Weise
18. März 2019 @ 11:43
Wir sollten den Franzosen ihr Spielzeug Straßburg lassen. Außer dem eigenen Anspruch großartig zu sein hat Frankreich politisch und wirtchaftlich nicht mehr viel zu bieten.
Schwachsinniger als zwei Parlamentssitze geht es nicht aber in Frankreich ist so etwas mehr als üblich. Wie wäre es wenn wir einen zweiten EZB Standort in Athen etablieren?
Und alle Mitarbeiter arbeiten dann je vier Wochen an einem Standort.
Peter Nemschak
11. März 2019 @ 12:19
Tempora mutantur
Georg Soltau
11. März 2019 @ 13:03
ja,ja, die Zeiten ändern sich, zurück zum Nationalismus, Egoismus, Nazismus. Zusammenarbeit: nur wenn es einem selbst nutzt. Rücksicht: nur von den anderen.
Vertrauen: behindert nur. Frieden: ja aber bitte ohne Umsatzeinbruch bei der Waffenindustrie…. die Zeiten änder sich, zurück zu der Schei…. die wir schon mal hatten.
Holly01
11. März 2019 @ 11:59
AKK ist fundamental Katholikin. Sie hält “gay oder sogar LGBT” für Krankheiten sie man behandeln kann und sollte.
Ihr Rollenbild ist fest in “christlichen” Wurzeln verankert.
Sie gehört zu den CDU Leuten, die den gesellschaftlichen Wandel den christlichen Werten unterwerfen will.
Was sich da noch recht nachvollziehbar anhört bedeutet:
“Der Herr sprach ….”
AKK ist von den selben Kräften getrieben, wie die AfD. Das ist das Ergebnis der lokalen deutschen Elitenarbeit.
Da die SPD keine entsprechenden Leute anbieten kann (die grünen natürlich gerne und viele) verschiebt sich auch das Spektrum.
Keine Sorge. §219a war kein Ausrutscher.
Das Hr. Spahn die Medikamente für den Freitod nicht herausgibt ist keine Willkür (sondern System).
Das die Digitalisierung nach christlichen Werten erfolgen soll war kein Versprecher.
DAS ist Teil einer fundamental christlichen Revolution von Oben.
Also BITTE AKK nicht etwa als isoliertes Phänomen betrachten, es gibt einen breiten Unterbau und den nicht erst seit “Wir sind Papst”.
vlg
Peter Nemschak
11. März 2019 @ 12:43
Es wird Zeit die FDP zu wählen.
Georg Soltau
11. März 2019 @ 14:47
Sehr guter und konsequenter Vorschlag, für den sichersten Weg in die nächste Kriese!
Karl
11. März 2019 @ 11:59
AKK ist das harte Gegenstück zu Merkel. Respektlos auf die harte Tour, Merkels wachsweiches Gehabe – ebenfalls respektlos – ignorieren beide Frauen, was Zusammenarbeit, Vertrauen, Frieden und Rücksicht angeht, was die anderen Staaten jedoch dringend brauchen. Sie treten auf wie Herrscherinnen und zeigen: Die Macht kommt aus Deutschland!! Hartz 4 für ganz Europa, alles Ungerechte aus Deutschland wird anderen EU-Ländern aufgezwungen. “Und sind sie nicht willig, kommt die Gewalt.” Der Finanzkrieg gegen Griechenland ist schon lange in vollem Gange und die anderen werden eingeschüchtert. Mal sehen. Deutschland hat zwei schreckliche Weltkriege zu verantworten und ist immer noch nicht demütig geworden. Diese Politikerinnen sind dabei, den 3. anzuzetteln, im Schatten der USA, die schon zwanghaft Kriege führen müssen. So eine Art Gewohnheitsrecht, da ist diese PolitikerInnengeneration gerade die richtige, die artig sekundiert, auch beim IWF und dem Militärisch-Industriellen-Komplex ebenfalls unterstützt.
Deutschland hat kein Vertrauen von den anderen EU-Ländern verdient. Sie sollten Nein sagen und aus der EU austreten.
Peter Nemschak
11. März 2019 @ 12:40
Die Welt der Menschen ist eine von Fleischfressern nicht von veganen Moralisierern (frei nach Sigmar Gabriel).
Peter Nemschak
11. März 2019 @ 08:40
Die Mitgliedsstaaten der EU sind längst von der Gemeinschaftsmethode abgerückt. KK stellt nur das Offensichtliche, das manche nicht wahrhaben und akzeptieren wollen, fest. Eine Fusion der Deutschen Bank mit der Commerzbank würde zunächst zu einer deutlichen Verkleinerung der fusionierten Einheit führen, da Duplizitäten abgebaut werden müssten. Ob ein europäischer Champion aus den fusionierten Instituten entstehen würde ist fraglich, vielleicht gar nicht sinnvoll. Für einen deutschen Champion könnte es reichen. Welches andere deutsche Kreditinstitut könnte dem deutschen Markt dieselbe Produktpalette anbieten wie die beiden Institute zusammen? Welcher ausländische Anbieter hätte beim deutschen Publikum, den Privatkunden und den Geschäftskunden, dieselbe Akzeptanz wie ein deutsches Institut, das deren Finanzbedürfnisse abdecken kann?
ebo
11. März 2019 @ 11:14
Richtig, viele EU-Staaten sind von der Gemeinschaftsmethode abgerückt. Die CDU war es bisher jedoch nicht. AKK bricht nun endgültig mit Kohls Europa, die CDU ist nicht mehr “die” Europapartei.
Solveig Weise
13. März 2019 @ 13:04
Eine sehr erfreuliche Entwicklung. Was es mit “rechts” zu tun hat bestimmte Dinge anders zu sehen als Macron wird wohl das Geheimnis von ebo bleiben.
ebo
13. März 2019 @ 13:50
Stimmt, AKKs Lieblings-Idee, der EU-Flugzeugträger, ist weder rechts noch links, sondern einfach nur Schwachsinn!
Holly01
14. März 2019 @ 13:57
Wenn schon Visionen dann richtig.
Eine Werft auf der Insel Lindau und den Flugzeugträger dort bauen, mit allen Begleitschiffen.
Damit am Bodensee endlich „Deutsch“ gesprochen wird……
Schland darf gar keine Flugzeugträger haben/benutzen, das ist eine vertragliche Selbstverpflichtung.
vlg