Spionage-Affäre überschattet Brexit

Das Klima ist ohnehin schon vergiftet. Doch nun überschattet auch noch eine Spionage-Affäre die Brexit-Verhandlungen zwischen London und Brüssel: Premier May soll Verhandlungsführer Barnier ausgespäht haben.

Die erste Meldung kam schon am 15. August im „Telegraph“. Vor ihrer entscheidenden Kabinettssitzung in Checkers hätten die britischen Geheimdienste May mit Details aus einer Sitzung der EU-Kommission versorgt, so das britische Blatt.

Das sorgte für Unruhe, auch in Brüssel. Die EU-Behörde soll sich sogar bei May beschwert haben. Doch fünf Tage später wollte die Kommission davon nichts mehr wissen. Auf Nachfrage hieß es „no comment“.

Offenbar will man die Brexit-Verhandlungen nicht belasten, die am Dienstag wieder aufgenommen werden. Dabei sind die Spionage-Vorwürfe nichts Neues, ganz im Gegenteil.

Der britische Geheimdienst GCHQ wird schon lange beschuldigt, die EU auszuspähen. Mit der EU-Mitgliedschaft ist das schwerlich unvereinbar, sollte man meinen. Doch Brüssel drückte beide Augen zu.

Nun, da es um den Austritt geht, sollte man eigentlich weniger zimperlich sein – und offensiv gegen die britischen Spione vorgehen. Doch das Gegenteil ist der Fall, Brüssel verhängt eine Nachrichtensperre.

Ist die Angst vor einem „ahrten Brexit“ schon so groß? Oder ist die EU sogar erpressbar – wegen der Geheimdienst-Erkenntnisse, die man in London hat?