Souveränität und Sojabohnen – Kurz feiert “Trendwende”

Eine Woche, nachdem Kommissionschef Juncker die neue “Souveränität” der EU beschwor, feiert derselbe Juncker den neuen europäischen Import-Rekord für Sojabohnen made in USA. Geht’s noch?

“USA mit einem Anteil von 52 % wichtigster Sojabohnenlieferant der EU” – so heißt die Meldung, mit der Junckers Team die Unterwerfung unter den innenpolitischen motivierten Imperativ von US-Präsident Trump feiert.

Landwirtschaftskommissar Hogan wollte da natürlich nicht zurückstehen. Er erklärte dazu: 

Ich begrüße die jüngsten Handelszahlen, die zeigen, dass den Versprechen der Präsidenten Juncker und Trump, den Handel zu intensivieren, Taten folgen, insbesondere in Bezug auf Sojabohnen. Dieses Ergebnis wurde möglich durch unsere langjährigen Handelsbeziehungen und zeigt, dass durch eine diese Beziehungen ausbauende Zusammenarbeit sehr viel erreicht werden kann.

Juchhu, unsere Bauern und deren Vieh sind von Soja aus den USA abhängig! Das findet die EU-Kommission so toll, dass sie gleich mehrere Grafiken mitliefert, z.B. diese.

Auf Nachfrage, wie hoch der Anteil genmanipulierten Sojas ist, war die EU-Behörde deutlich weniger auskunftsfreudig. Sie ließ die Frage schlicht unbeantwortet.

Unbeantwortet blieb auch, ob VW und BASF sich auf amerikanischen Druck aus Iran zurückziehen. Das hatte der Berliner US-Botschafter Grenell verkündet. Beide Konzerne wollten es weder bestätigen noch dementieren.

Fest steht, dass von der Juncker’schen “Souveränität” bisher nicht viel zu sehen ist. Seit dem Besuch des Luxemburger in Washington Mitte Juli sieht es vielmehr so aus, als sei Trump’s Wunsch Junckers Befehl

WATCHLIST:

  • Frankreichs Staatschef Macron empfängt den Palästinenserpräsidenten Abbas in Paris. Wird er versuchen, sich der einseitig auf Israel ausgerichtete US-Politik in Nahost entgegenzustellen und die Zweistaatenlösung irgendwie zu retten?

WAS FEHLT:

  • Ein greifbares Ergebnis beim EU-Gipfel in Salzburg. Gastgeber Kurz sprach nach dem Treffen von einer „Trendwende“. Es sei gelungen, einen „stärkeren Fokus auf den Außengrenzschutz“ zu legen. Die Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU sei hingegen nur noch ein „Randthema“. Demgegenüber mahnte Kanzlerin Merkel eine “fairere” Verteilung an. Blablabla…

Siehe auch meinen Gipfel-Bericht in der taz. Dort gibt es auch einen Kommentar!