Sorry, aber DE wächst noch langsamer als UK
Jetzt kommen sie wieder, die Hiobsbotschaften zum Brexit. Großbritannien habe 2018 das schwächste Wachstum seit der Finanzkrise verzeichnet, meldet die “FT”. Der EU-Austritt könne die Krise weiter verschärfen.
Auch die “Süddeutsche” ist alarmiert. Premierministerin May treibe ein “unverantwortliches Spiel”, heißt es in München. Erstes Opfer ihrer Taktiererei sei die britische Wirtschaft:
Manager wissen nicht, welchen Regeln Geschäfte mit dem wichtigsten Handelspartner, den anderen EU-Staaten, von April an unterliegen werden. Die Unternehmen verschieben Investitionen und verwenden viel Geld darauf, Notfallpläne zu entwerfen und Lager aufzustocken – Geld, das produktiver eingesetzt werden könnte.
All das ist richtig, die Warnungen sind auch durchaus berechtigt. Dennoch fehlt ein klitzekleines Detail: Deutschland wächst derzeit noch langsamer als UK!
Im letzten Quartal 2018 dürfte die deutsche Wirtschaft nur noch um 0,1 Prozent zugelegt haben, in UK waren es 0,2 Prozent. 2019 soll Deutschland um 1,1 Prozent wachsen, schätzt die EU-Kommission. UK kommt auf 1,2.
Offenbar ist Deutschland das erste Opfer des Brexit-Schocks – oder wie soll man diese Zahlen sonst interpretieren? Wer keinen Zusammenhang sieht, müßte erklären, wieso sich beide Länder so schwer tun.
Auch Eurogruppenchef Centeno hat noch Erklärungsbedarf. Angesichts des schwächeren Wirtschaftswachstums hat er weitere Reformen angemahnt. “Wir haben eine Menge zu tun an der Front”, so Centeno.
Darf man daraus schließen, dass auch Deutschland Strukturreformen angehen muss – so ähnlich wie Italien vielleicht? Das größte EU-Land ist nämlich aktuell Schlusslicht beim Wachstum in Euroland – gleich nach Italien…
Klar scheint nur eins: Wenn es zum harten Brexit kommt, dann muss sich nicht nur Großbritannien, sondern auch die Eurozone warm anziehen. Denn dann könnte es sogar zu einer Rezession kommen, wie IHS Markit in einer aktuellen Prognose warnt. Zitat:
Although not our base case, the probability of a recession in the eurozone has risen. Spillovers from weakness in external demand through to the domestic economy are increasingly evident, with persistent uncertainty damaging confidence. We assess the chances of a “technical” recession at around one in three. A severe recession remains unlikely, absent the usual triggers, including policy tightening and financial stress.
Eins zu drei. Keine schönen Aussichten. Vielleicht sollten sich May und Kanzlerin Merkel mal zusammensetzen…
P.S. Deutschland ist Ende 2018 nur haarscharf an einer Rezession vorbeigeschrammt. “Das liegt vor allem am Ausland”, schreibt die FAZ. Oder vielleicht an der übertriebenen Export-Abhängigkeit?
Frida Fröhner
12. Februar 2019 @ 11:06
Na ist doch prima, Ziel erreicht, deutsches Europa am Ende, sollen die Italiener mal machen…
Peter Nemschak
12. Februar 2019 @ 13:10
Auch ohne deutsches Europa müssen die Italiener machen und dürfen sich nicht darauf verlassen, das andere die Kohlen aus dem Feuer holen.
Peter Nemschak
12. Februar 2019 @ 10:56
Der private Konsum in Deutschland hat sich in den letzten Monat positiv entwickelt. Selbst wenn man nicht auf die Zahlen schaut, ist die starke Reisetätigkeit der Bürger Indiz, dass es nicht so schlecht geht. Es ist, wie manche Kommentatoren bemerken, ein Jammern auf hohem Niveau.
Holly01
11. Februar 2019 @ 18:54
Woher soll in Schland denn Wachstum kommen?
Aus der Automobilbranche die einen viel zu hohen Anteil an der deutschen Wirtschaft hat?
Aus dem Konsum der 60%-70% Arbeitnehmer die im Laufe der letzten 30 Jahren nicht einmal einen Inflationsausgleich erhalten haben.
Aus der Jugend die unter überproportionaler Arbeitslosigkeit, prekärer Beschäftigung, Teilzeitarbeit, Verparktikantisierung leidet.
Von den Stromkunden die die *gröhl* “Energiewende” bezahlen und zusätzlich die Stromrechnungen der Industrie?
Von den Konsumenten die gerade ihre Diesel-PKW abschreiben?
…
Kaum zu glauben, das jemand Wachstum erwartet …
vlg
Peter Nemschak
11. Februar 2019 @ 18:31
Momentaufnahmen sagen wenig über die konjunkturelle Entwicklung und strukturelle Stärke eine Volkswirtschaft aus. Der BREXIT wirkt wie die Dieselkrise und der Trumpsche Handelskrieg sicher nicht gerade konjunkturbelebend. Der DAX hat sich in dieser Situation bisher seit Jahresbeginn gut gehalten. Italien geht es ungleich schlechter.