Sonnenkönig fordert schlanken Staat

Wegen seines Machtgebarens wird Frankreichs Präsident Macron als “Sonnenkönig” verspottet. Beim Kongress in Versailles macht er seinem Namen alle Ehre. Alle sollen Macht abgeben – nur er nicht.

Der Sonnenkönig spricht – und alle haben zu schweigen. Nur die Linke um J.-L. Mélenchon hat sich dem eigens von und für Macron einberufenen Kongress entzogen und ist zuhaus in Paris geblieben.

Die neue, auch von Kanzlerin Merkel und SPD-Mann Schulz gefeierte Macron-Bewegung “EM” (was En marche heißt, aber auch Macrons Initialen abbildet) hingegen muss sich eine Standpauke anhören.

Der Staat müsse schlanker werden, fordert der Liberale, der lange bei den Sozialisten mitzog und ihnen dann den Todesstoß gab. Daher soll das Budget gekürzt werden, auch Staatsbedienstete werden eingespart.

Ganz wegfallen soll offenbar der Gerichtshof der Republik, der bisher über die Einhaltung von Recht und Gesetz durch die Regierung wachte. Er dulde kein “Sondergericht” mehr, so der Sonnenkönig.

Zudem fordert Macron weniger Gesetze – und deutlich weniger Abgeordnete. Um ein Drittel soll die Zahl der Volksvertreter schrumpfen. Das hat Macron zwar schon vor seiner Wahl angekündigt.

Aber damals wußte noch niemand, dass er derart selbstherrlich auftreten und alle Macht an sich reißen würde. Doch wer soll sich dem absoluten Herrscher jetzt noch entgegenstellen?

Premierminister Phillipe sicher nicht. Der darf zwar auch noch eine Regierungserklärung abgeben – doch erst, nachdem Macron gesprochen hat. Dann hört ihm bestimmt niemand mehr zu.

So sieht sie also aus, die liberale Revolution – wie eine Restauration der Monarchie! An die Stelle des Adels sind die neoliberalen Eliten gerückt – sie dürfen nun den Staat zurecht stutzen…

…und vielleicht noch die EU entbürokratisieren. Auch das verspricht Macron. Er will die “Tyrannei der Agenden und Kalender” beenden und “Europa wieder ganz neu beginnen”. Na dann…

Siehe auch “Die Schattseiten von Macrons Revolution”