Katar first: So käuflich ist EUropa
Die EU will sich unabhängig machen – von Energie aus Russland und von Investitionen aus China. Doch von Katar redet man in Brüssel nicht – dabei ist EUropa verdammt abhängig von den Scheichs in Doha. Alles ist käuflich.
Beginnen wir mit Deutschland: Das Emirat Katar ist einer der größten Investoren. Katar hat sich in den vergangenen Jahren gezielt in deutsche Unternehmen eingekauft. An VW hält das Emirat beispielsweise 17 Prozent, an der Deutschen Bank 6,1 und an Siemens 3,04 Prozent. (Quelle: Business Insider)
Interessant ist auch Frankreich: Katar besitzt nicht nur den Fußballclub PSG in Paris. Die Scheichs sind bzw. waren auch an LVMH, Total, Suez Environnement, Veolia, Vinci und Lagardère beteiligt. Also an der Creme de la creme der französischen Wirtschaft. (Quelle: Le Monde)
Doch nicht nur das: Das Emirat soll auch mit dubiosen Investitionen in Frankreich nachgeholfen haben, um die WM ins Land zu holen. Eine zentrale Rolle spielt dabei Ex-Präsident Sarkozy, wie telepolis berichtet. Heute warnt sein Amtsnachfolger Macron davor, die WM zu “politisieren”…
Auch Großbritannien wurde reichlich bedacht. Auf 10 Mrd. Pfund soll sich das Vermögen der Kataris in London und anderen britischen Städten belaufen. Allein 2 Mrd. Pfund steckten sie in da höchste britische Gebäude, den Shard in London. “How Quatar bought up Britain” lesen Sie im “Guardian”.
Eine entscheidende Rolle spielen die Kataris auch bei der Energiewende in der EU. Die EU-Kommission erwähnt sie sogar auf ihrer Website zum Programm “RepowerEU”, mit dem sich die EUropäer von russischem Gas unabhängig machen wollen.
Doch während Deutschland nicht so recht mit dem Emir ins Geschäft kommt, sahnt Spanien ganz groß ab. “Qatar to invest $5 bln in Spain’s EU-funded recovery,” meldete Reuters im Mai. Mit dem Geld soll Spanien zum “Hub” für Flüssiggas ausgebaut werden.
Schon diese wenigen Beispiel zeigen: Von kaum einem Land ist EUropa so abhängig wie von Katar. Sogar EU-Programme werden – direkt oder indirekt – von den Scheichs mitfinanziert. Kein Wunder, dass die EU-Chefs kein böses Wort über ihre Freunde aus Doha verlieren…
Siehe auch “Kein Regenbogen für Katar”
Excellent call with HH Emir @TamimBinHamad on stepping up EU-Qatar partnership, including on energy.
— Ursula von der Leyen (@vonderleyen) January 27, 2022
Important to strengthen Europe’s energy security with all reliable partners.
fjesse
24. November 2022 @ 12:52
Deutsche Unternehmen investieren in der ganzen Welt, z.Zt. überwiegend in ganz Nordamerika, und nicht nur in den USA. D.h. sie kaufen sich dort auch in Unternehmen ein. Französische Unternehmen, in Afrika zum Beispiel, übrigens auch, schlagen sie Mal unter Bolloré nach. Dass die deutsche und europäische Wirtschaft gegenüber einem Wirtschaftsriesen mit imperialistischen Ansprüchen wie China etwas vorsichtiger ist als gegenüber Katar, scheint mir nicht unlogisch. Und bei Russland, das dabei ist, mit mehr oder weniger Erfolg, seinen Herrschaftsanspruch in Osteuropa brutal durchzusetzen, kann man ja auch verstehen, dass es nicht mehr zu den priviligierten Handelspartnern gehört. Im Übrigen bin ich mit der Kritik an Ausverksuf des französischen Fussballs an Katar einverstanden. Aber die Metallindustrie scheint un Deutschland optimistisch zu sein, was ihre zukünftige Entwicklung in Deutschland angeht, was sie nach den kürzlichen, für sie angeblich schmerzlichen Tarifverhandlungen, ausdrücklich betont hat.
european
24. November 2022 @ 11:55
Dazu moechte ich auf 2 Quellen verweisen.
Unherd hat heute morgen ein Interview mit dem britischen Ex-Botschafter John Jenkins hochgeladen, in dem er ueber Katar als Hauptfinanzier und Sponsor des islamistischen Extremismus spricht. Sehr interessant, dem Mann zuzuhoeren. Fuer das komplette interview hatte ich keine Zeit, aber das, was ich hoeren konnte, war sehr aufschlussreich.
https://youtu.be/lLny7b0DAiI
Er bezieht sich dabei auf sein Buch Qatar – Friend or Enemy, das man auch hier nachlesen kann.
https://policyexchange.org.uk/wp-content/uploads/2022/11/Qatar-Friend-or-Frenemy.pdf
Nun kann man sicher trefflich darueber diskutieren, wer eigentlich fuer die Entstehung des extremen Islamismus verantwortlich ist. Michael Lueders’ Buecher geben dazu erhellenden Einblick und man merkt, wie sich der Kreis schliesst. Es gibt deutliche Zusammenhaenge zwischen westlicher imperialer Geopolitik und dem aufsteigenden Islamismus.
Man koennte es auch mit “Die Geister, die ich rief” ueberschreiben. 😉
Arthur Dent
23. November 2022 @ 10:44
Geld regiert die Welt, oder ? Europa wird bald gar nichts mehr besitzen. Der Inflation Reduction Act wird wie ein Staubsauger die großen europäischen Konzerne in die USA ziehen. Macron will dagegen halten, wird aber von Deutschland gebremst. Brüssel folgt der deutschen Linie, man will erst mal reden. Derweil erhitzen sich bei uns die Gemüter über eine Kapitänsbinde als WM-Posse. Postmoderne Gesellschaften fördern Diversity und Individualität statt politischer und ökonomischer Gleichheit