“Sippenhaft” und Hintertüren: Juristen üben Kritik an EU-Sanktionen
Dass die EU-Sanktionen gegen Russland nicht die gewünschte Wirkung haben, ist mittlerweile nicht mehr strittig. Doch nun wird auch ihre Rechtmäßigkeit angezweifelt.
Teile der europäischen Russland-Sanktionen sind nach Ansicht prominenter deutscher Rechtsanwälte nicht mit rechtsstaatlichen Grundsätzen vereinbar.
Die Strafmaßnahmen griffen mitunter unzulässig weit in Grundrechte ein, heißt es in einem Brief, der u.a. vom früheren Bundesinnenminister Otto Schily und einem knappen Dutzend Rechtsanwalts-Kollegen unterzeichnet wurde.
So sei nun die Familienzugehörigkeit ein möglicher Grund für EU-Sanktionen. “Der Rat hat damit eine Befugnis in das EU-Recht eingeführt, die nur als ‘Sippenhaftung’ bezeichnet werden kann”, heißt es in dem Brief.
Die Juristen kritisieren auch, dass die EU an Strafen selbst dann festhält, wenn sie von Gerichten abgewiesen wurden. Dafür hätten die EU-Staaten neue Kriterien aufgestellt und so “Sanktionen durch die Hintertür” ermöglicht.
Die Kritik war längst überfällig. Die EU hat gegen mehr als 2000 Personen und Organisationen Sanktionen verhängt – es jedoch nicht für nötig befunden, die Rechtmäßigkeit ihrer Strafmaßnahmen zu überprüfen.
Dabei geht es längst nicht mehr nur um Reiseverbote und Vermögenssperren für Putin-Anhänger und Oligarchen. Vielmehr führt die EU – gemeinsam mit den USA – einen regelrechten Wirtschaftskrieg gegen Russland.
Dabei greifen die Europäer massiv in Eigentumsrechte ein, was neben Juristen auch Finanzexperten beunruhigt. Neuerdings gehen sie sogar zu sog. Sekundärsanktionen über, die sie früher selbst als illegal verurteilt haben…
Siehe auch Neues vom Wirtschaftskrieg (252): Wieder mehr Gas aus Russland
exKK
4. September 2024 @ 13:25
Die EU spätestens ab 2020: legal? illegal? scheissegal!
european
4. September 2024 @ 10:43
Also wenn man die aktuellen deutschen Medien liest, dann kosten die Sanktionen ziemlich viele Arbeitsplaetze.
Michael
4. September 2024 @ 11:53
Das vermute ich eben auch. Allerdings hätte ich es gerne etwas konkreter. Die Kosten sind sicherlich politisch, finanziell und ökonomisch, einschl. Arbeitsplätze. Es ist ganz klar ein “Verlustgeschäft” für Deutschland und die EU, aber eben nicht für Russland, etc. oder natürlich die USA. Ein gravierendes Problem sehe ich auch in der Tatsache dass dieser hysterische US Sanktionismus die Diplomatie nicht nur nicht ergänzt – wie immer wieder behauptet wird – sondern inzwischen ersetzt hat, weshalb es auch nur noch um Waffen und Krieg und Eskalation geht, aber eben nicht um politische Lösungen und Sondierungen/Verhandlungen und Frieden!
Skyjumper
4. September 2024 @ 18:29
Man man man. Alles muss man den deutschen Blog-Schmierklecksern erklären: Das kostet keine Arbeitsplätze, nein, das reduziert CO2-Ausstosswerte. Wir sind uns in der Koalition einig, dass wir es sehr begrüssen wenn nun auch VW unsere Bemühungen in dieser Hinsicht tatkräftig unterstützt.
MfG
Ihr Bundes-Märchen-Minister
P.S. Wen interessiert, wie z.B. auch (die hier im Artikel nicht gemeinten) China-Sanktionen wirken sollte einmal über „Cupra“ nachlesen. Eine E-Auto-Tochter der spanischen SEAT, welche wiederum Tochter vder deutschen VW ist.
Die beschlossenen China-Sanktionen würden nach aktuellen Stand wohl das Ende der Marke Cupra bedeuten.
Und werte @european: Natürlich bin ich nicht der Meinung dass Sie eine Schmierkleckserin oder vergleichbares sind.
Michael
4. September 2024 @ 09:13
Was kosten die Sanktionen eigentlich – nicht den/die Sanktionierten – die Sanktionierer? Also z. B. auch Deutschland oder die EU?
ebo
4. September 2024 @ 09:42
Man weiß es nicht – denn Deutschland und die EU haben es nicht für nötig befunden, dieser Frage nachzugehen!
Monika
5. September 2024 @ 11:25
Das wird auch nicht passieren, genau wie es “unerwünscht” war, dass RKI oder Ehrlich-Institut in der Coronazeit Impffolgen nach wissenschaftlichen Standards dokumentieren.
Es könnten Haftungsfragen aufkommen, denen mit systematischer Vernebelung der Sachlagen zuvorgekommen wird. Es muss ja “nur” zu einem juristischen Ausgang wie beim Hornberger Schießen reichen, dann ist alles “safe” für die Akteure…selbst wenn jeder den legalisierten Machtmissbrauch erkennen würde. Wir sind mittlerweile bei offenem KRIEG als Mittel zur Vernebelung angekommen.
Arthur Dent
4. September 2024 @ 09:08
Wie nachteilig sich die Sanktionen für die Europäer auswirken, sieht man schon an der gegenseitigen Sperrung des Luftraumes. Europäische Airlines müssen riesige Umwege nach China fliegen, chinesische Airlines, um nach Europa zu kommen, aber nicht. So verliert die Lufthansa immer mehr Marktanteile.
Michael
4. September 2024 @ 10:29
Ein sehr interessantes Beispiel! Gibt es irgendwo mehr davon?
Arthur Dent
4. September 2024 @ 15:07
@Michael
Einzig boomen die Arbeitslosenzahlen in Deutschland, ansonsten überall Konjunkturflaute. Mit der Auto- und Chemie-Industrie geht’s steil abwärts, Wärmepumpen brechen ein, der Maschinenbau stöhnt. Bauwirtschaft auch. Die Deindustrialisierung nimmt Fahrt auf in Deutschland – Schuld daran ist natürlich die Vorgänger-Regierung und neuerdings die AfD.
🙂
exKK
4. September 2024 @ 17:38
@ Arthur Dent:
“…Wärmepumpen brechen ein…”
…und klauen Gas- und Ölheizungen? 😉
exKK
4. September 2024 @ 13:22
Kam nicht letztens erst die Meldung, dass die Lufthansa Flüge nach zB Peking reduziert hat und bald ganz einstellen wird, weil die Kosten wegen der Umwege zu hoch seien?
w.nissing
4. September 2024 @ 17:34
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9652
gugst du hier
PS @ ebo, Frage warum gibt es keinen Loginschalter? jedes mal dieses rumgeklike und kekse fressen 🙁
Helmut Höft
4. September 2024 @ 08:37
Sippenhaft + Mittelalter = heute = Wertewesten® = Demokratie®?!! *facepalm*